Ewiges Blut - ein Vampirroman (German Edition)
einschlief, hörte ich entsetzt, wie sie starb.
Sie hatte einen starken Willen, und nur so war es ihr möglich gewesen, sich freiwillig dem Licht der Sonne zu stellen. Und sie starb einfach – und ich war wieder allein. Allein mit meinem Schmerz, Marian für immer verloren zu haben.«
Brian sah eine rote Träne auf Alex’ Wange, die dieser hastig wegwischte. Er schwieg. Was auch sollte er dazu sagen?
Alex holte tief Luft.
»Am nächsten Abend verließ ich nur zögernd die Krypta, denn ich wußte nicht, was mich erwarten würde. Doch alles, was von Marian übriggeblieben war, war ein dunkles Häufchen Staub und das Kleid, das sie angehabt hatte. Ihre Schuhe waren irgendeinem Dieb zum Opfer gefallen, der nicht die geringste Ahnung gehabt hatte, was sich in der Nacht davor hier abgespielt hatte. Ich machte mir Vorwürfe, daß ich sie nicht davon abgehalten hatte, doch eigentlich war mir bewußt, daß ich keine Chance gehabt hätte.
Nach ihrem Tod fühlte ich mich leer und müde. Am liebsten hätte ich mich zur Ruhe gelegt, um nie wieder aufzustehen, aber Lomay kümmerte sich in dieser Zeit um mich. Er hielt mich von den dunkelsten Gedanken fern und baute mich langsam wieder auf. Bis ich stark genug war, zu meinem Elternhaus zurückzukehren und mein Wort wahrzumachen.«
»Aber Maude hast du verschont.« Brian sah ihn fragend an. Alex nickte.
»Ja, sie war zu der Zeit schon verheiratet und lebte auf dem Gut ihres Mannes. Ich konnte ihn nicht ausstehen, aber er war gut zu ihr – und das war zu der Zeit schon viel wert. Erst später, nachdem ich mein blutiges Werk vollendet hatte, übernahm sie als letzte Erbin das Gut meiner Familie – ich hatte kein Interesse daran. Sie lud mich zwar ein, aber die Vorstellung in diesem Haus Marians Geist zu spüren, schreckte mich ab. Als ihr ältester Sohn schließlich bereit war eine eigene Familie zu gründen, zog er in das alte Haus ein, und Maude ging zurück zu ihrem Mann.«
»Ist es niemandem merkwürdig vorgekommen, daß deine Familie langsam aber sicher dahinschied?«
Alex lächelte kalt. »Nein, es war ein schlimmes Fieber, das sie nach und nach befiel. Nur wenige glaubten, daß das alte Anwesen verflucht war – und die hielten sich fern.«
»Brian.« Sein Name wehte mit einem Windhauch durch das geöffnete Fenster. »Brian.«
Erstaunt stand er auf und legte das Buch beiseite, in dem er gelesen hatte. Er hatte sofort erkannt, daß es nicht Alex’ Stimme war, die ihn rief. Er trat ans Fenster und sah hinaus in die Nacht.
»Ja?« Seine Stimme war hell und fest, als er in die Dunkelheit fragte.
»Willst du Wissen? Willst du Antworten?« Ein leiser Hauch, kaum eine Stimme.
»Ja«, antwortete Brian. Er versuchte, in der Dunkelheit etwas auszumachen.
»Wissen und Macht?« Die Stimme klang verführerisch.
»Ja. – Zeig dich.«
Mit einem Rauschen erschien eine Gestalt in seinem Fensterrahmen und schwebte elegant herein. Ein Vampir landete dicht neben Brian, seine Haut war weißer als frisch gefallener Schnee. Er hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht und durchdringende Augen. Neugierig sah Brian ihn an.
»Mein Name ist Dymas«, begann der Vampir und musterte Brian mit einem wohlwollenden Blick.
»Was willst du von mir?« fragte Brian, und seine Augen funkelten argwöhnisch. Der Vampir grinste.
»Willst du nicht etwas von mir? Du hast viele Fragen und keine Antworten. Alexander hat dich zum Vampir gemacht und dich nicht in die Mysterien eingeweiht. Kein schöner Zug.« Der Vampir kicherte.
»Und du willst mir die Antworten auf meine Fragen geben?«
»Ja, Brian. Komm mit mir und entdecke die Welt. Nur ich kann dir alles zeigen.« Der Vampir machte eine ausladende Armbewegung.
Brian bemerkte die ungewöhnliche Macht seines Gegenübers. Die Luft schien zu vibrieren.
»Warum sollte ich mit dir kommen? Ich weiß nicht, wer du bist. Was sagt mir dein Name schon Wichtiges? Was sagt er über dich?«
Ein wenig verärgert trat Dymas zurück. »Wie kannst du bei meinem Angebot noch nachdenken? Hat dir dein Schöpfer vielleicht mit seinem Blut auch seine Arroganz eingeflößt?«
Brian schüttelte irritiert den Kopf. »Ich will Wissen, ich brauche Antworten – doch nicht um jeden Preis. Ich gebe mich nicht in deine Hände.«
Dymas entblößte seine Zähne. »Du wirst, Brian.«
Ein leises Rauschen kündigte einen weiteren Besucher an – es war Daniel.
»Was tust du da, Dymas?« Seine Stimme war leise, doch hart. Dymas lächelte ihm zu.
»Ich nehme mir,
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