Ewiges Verlangen
Bild, das ihr jäh in den Sinn kam, machte ihr noch bewusster, dass sie wachsam und am Leben bleiben musste.
Tom bemerkte den Mann auf dem Boden hinter ihr und neigte den Kopf auf eine Seite. »Wer ist das?« Sein Tonfall wechselte augenblicklich von kindhaft zu bedrohlich. Er sah sie anklagend an. »Sie haben jemanden mit nach Hause gebracht? Werden Sie mit ihm schlafen? Sich von ihm berühren lassen?«
Da. Sara drückte die Einschalttaste des Telefons. Wohl wissend, dass ihr nur Sekunden blieben, bis Toms aggressive Seite die Oberhand gewann, blickte sie hinab und wählte. Aber sie konnte den Anruf nicht mehr ausführen. Tom griff sie an und schlug ihr das Telefon aus der Hand. Sara lief mit vor Entsetzen rasendem Herzen zur Tür, aber Tom war unmittelbar hinter ihr. Er streckte die Hand aus, packte ihr Handgelenk und riss sie an sich. Sie zuckte vor Schmerz zusammen, aber sie würde nicht aufgeben. Sie würde dem kleinen Bastard ein Knie in die Eier rammen, und wenn es das Letzte wäre, was sie täte. Sie trat nach ihm, wand sich in seinem Griff, versuchte, ihn in die Schulter zu beißen, ihre Hände zu befreien, mit den Nägeln seine Augen zu erreichen.
»So mag ich dich«, zischte Tom ihr ins Ohr und legte eine Hand auf ihren Mund. »Warum mag ich dich so?«
Wo war das Telefon? Und die Eingangstür? War sie noch geöffnet?
Sara blickte wild um sich, während ihr der Atem stockte. Dann sah sie es – die Eingangstür stand einen Spalt offen. Sie musste hinausgelangen, freikommen. Sie biss Tom in die Hand und rammte ihm den Ellenbogen in den Bauch.
»Miststück«, fluchte Tom und ließ sie los.
Sara rannte los, um die Tür zu erreichen, stolperte aber über eines der Sofabeine und landete auf Händen und Knien.
Steh auf! Lauf!
Sie hörte Tom hinter sich die Worte murmeln: »Du kleine Hure!«
Sie rappelte sich wieder hoch und rang nach Atem. Aber sie schaffte es nicht bis zur Tür. Tom erwischte ihre Rockschöße und riss sie zurück. Sie stolperte erneut und verlor das Gleichgewicht, während Panik sie ergriff. Aber sie kämpfte gegen das Gefühl an. Sie würde sich nicht einfach so überwältigen lassen.
Sie kreuzte die Beine, aber gerade als sie die Füße unter sich ziehen konnte, packte Tom ihre Schultern und wirbelte sie zu sich herum. Sara öffnete den Mund zu einem Schrei, aber bevor sich der Laut ihrer Kehle entrang, schlug Tom ihr mit der Faust ins Gesicht. Die Zeit blieb stehen und lief dann langsam weiter. Ihr Kopf flog zurück und traf mit dumpfem Schlag auf dem Hartholzboden auf. Ein wahnsinniger Schmerz vereinnahmte sie, gefolgt von einem Kribbeln. Nein. Sie konnte nicht atmen. Ihre Lunge rang nach Luft, aber da war keine. Der Raum verengte sich. Sie hörte im Hinterkopf ein leises und bedrohliches Grollen. War sie das? Nein … es kam nicht von ihr. Sie rang um ihr Bewusstsein, wandte den Kopf zur Seite und blinzelte.
Wieder. Der Laut eines Tieres.
Sie hob den Blick. Der Mann auf dem Boden. War er es? Nein, er regte sich noch immer nicht. Seine Augen waren geschlossen, die Haut bis auf die schlüsselförmigen Male auf seinen Wangen fahl. Oh Gott, sie wollte ihm helfen, ihn warnen, aber ihr Körper fühlte sich unglaublich schwer an …
Plötzlich öffnete der Mann ohne Vorwarnung die Augen, riss den Kopf zurück, sprang im Handumdrehen auf und stürzte auf Tom zu. Sara rang weiterhin darum, bei Bewusstsein zu bleiben, sich auf die unglaubliche, vor ihr ablaufende Szene zu konzentrieren. Der Mann war so groß und sein Gesicht eine Maske animalischen Zorns.
»Was, zum Teufel, sind Sie?«, schrie Tom auf und wich zurück, seine Augen voller Entsetzen auf den Fremden gerichtet.
»Sehr durstig«, fauchte der Mann.
Das Bild von Toms entsetztem Gesicht drang durch die Tunnel von Saras umnebeltem Geist. So müde. Sie wollte einfach nur schlafen. Ihr Blick zuckte hoch. Der Mann packte Tom, so dass dessen Füße wie bei einer Marionette über dem Boden baumelten. Tom schwang die Fäuste, traf jedoch nur Luft.
Saras Kopf pochte im Takt ihres langsamen Herzschlags. Das Letzte, was sie sah, bevor sie bewusstlos wurde, waren die Zähne des Mannes.
Nein. Nicht die Zähne. Fänge.
3
Der schwächliche junge Mann wand sich in Alexanders Griff. Er wog weniger als nichts, und seine Schläge waren kaum mehr als das zarte Schlagen von Schmetterlingsflügeln. Alexanders Fänge vibrierten an seinen Lippen, und der stechende Schmerz seiner Verbrennungen verstärkte seinen Zorn noch.
»Bitte«, flehte
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