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Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
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Achseln, aber sie sprach sehr ernst. »Es ist falsch, und das ist nicht dein Fehler.«
    In Pearls Augen blitzte etwas auf, aber Sara hielt nicht inne, um zu analysieren, was es war. Sie machte Fortschritte, gelangte gerade durch das metallharte Äußere des Mädchens und musste ihren Weg weiter verfolgen. »Du hast das nicht verursacht oder darum gebeten«, sagte Sara ruhig. »Ich weiß, es mag sich so anfühlen, aber …«
    Das Lachen des Mädchens beendete Saras Versuch eines Dialogs abrupt. »Sie machen sich lächerlich, wissen Sie das?«
    »Tatsächlich?«, fragte Sara. »Und wie mache ich das?«
    Mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte, senkte Pearl die Stimme zu einem Flüstern. »Das hier.« Sie griff abwärts und ließ ihre Hände beinahe wollüstig über ihre Oberschenkel gleiten. »Das ist meine Befreiung.«
    »Deine Befreiung wovon?«
    »Vom Leben.«
    Das bedeutete also der Ausdruck in ihren Augen, erkannte Sara. Lust. Die Schnitte an ihren Beinen hatten nichts mit Bestrafung oder damit zu tun, sich von Schmerz zu befreien. Sie sollten nur Lust bereiten.
    »Pearl, hast du dich selbst geschnitten?«
    Das Lächeln des Mädchens wurde breiter. »Das sage ich nicht.«
    »Wenn du mit mir reden willst, dann erzähl mir, wer dir das angetan hat. Ich verspreche dir, dich zu schützen«, versicherte Sara ihr.
    »Ich bin in Sicherheit.« Pearl zog die Augenbrauen hoch. »Was ich von Ihnen nicht behaupten kann, wenn Sie weiter auf dem Thema rumreiten, Doktor.«
    Sara atmete tief aus, nahm die Akte vom Beistelltisch und machte sich ein paar Notizen. Drohungen waren eine verbreitete Art der Geistesgestörtheit bei Teenagern, selbst in kleinstem Maßstab. Pearls Vertrauen zu gewinnen würde, wie bei den meisten, Zeit brauchen.
    Nachdem Sara das Zimmer verlassen hatte, eilte sie zu ihrem Büro zurück, wobei sie rasch im Schwesternzimmer Halt machte, um die Telefonnummer von Pearls Sozialarbeiterin zu bekommen. »Könnten Sie Melanie Abrams für mich anrufen?«, fragte sie eine der Schwestern. »Ich kann sie von meinem Schreibtisch aus nicht direkt anwählen.«
    »Natürlich, Doktor.«
    Sara hatte kaum Zeit, die stille Abgeschiedenheit ihres Büros in sich aufzunehmen, als der Anruf auch schon durchgestellt wurde.
    »Miss Abrams auf drei, Doktor.«
    »Danke.« Sie nahm den Hörer auf und gab die Drei ein. »Hi, Mel, hier ist Sara Donohue vom Walter Wynn. Ich wollte nur mal hören, ob Sie heute Nachmittag vielleicht hier vorbeikommen.«
    Aber es war keine weibliche Stimme, die durch den Hörer klang. »Sara.«
    Nein, sie war absolut männlich – tief und sinnlich und so tröstlich vertraut, dass sich ihre Schultern sofort entspannten.
    »Du bist gegangen, ohne dich zu verabschieden, Frau«, sagte er.
    Sara lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und lächelte unwillkürlich. »Du warst nicht mehr da, als ich aufgewacht bin.«
    »Die Pflicht hat mich gerufen«, sagte Alexander bedauernd. »Ich wünschte, ich wäre dort bei dir gewesen, neben dir. Ich wünschte, ich wäre jetzt bei dir.«
    Ich auch.
    »Aber hab keine Angst, jemand passt auf dich auf.«
    Sara setzte sich jäh auf, die Schultern wieder bis an die Ohren hochgezogen. »Was?«
    Alexander lachte leise. »Nur um sicherzugehen, dass dir während meiner Abwesenheit nichts passiert.« Seine Stimme wurde leiser. »Sara?«
    »Ja?«
    »Ich vermisse dich.«
    Sara schloss die Augen und atmete tief durch. Sie hatte Patienten zu versorgen, Akten durchzusehen, Telefonate zu tätigen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie das alles vergessen würde, wenn er weitersprach, und während der nächsten zehn Minuten einfach nur den Klang seiner Stimme genießen würde.
    »Also«, begann sie und stachelte ihn sehr bewusst an. »Was ist dein nächster Schritt gegen diesen Eternal Breed ?«

19
    Die Sonne war bereits am Untergehen, als die Brüder die Treppen zu den Tunneln unter SoHo hinabliefen. Sie hatten den Tag damit verbracht, sich Strategien zu überlegen, zu versuchen, Dares Versteck ausfindig zu machen und mehrere Bereiche der Stadt auf einer Karte abzustecken. Dies war eine völlig andere Aufgabe, als sie die letzten siebzig Jahre erfüllt hatten. Nachdem sie Unternehmen gegründet und genug Kapital angehäuft hatten, um hundert Lebenszeiten zu überstehen, waren sie nun sogar erfreut darüber, die tägliche Arbeit aufgeben und erneut aufs Schlachtfeld zurückkehren zu können.
    Alexander ließ sich mit übertriebenem Schwung auf der letzten Treppenstufe nieder

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