Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
Vom Netzwerk:
wählte. »Tommy, im MRT muss jemand abgeholt werden. Ich bin für heute fertig mit ihm. Für später am Nachmittag habe ich noch Termine für Lotera und Mills gemacht. Du kannst sie zusammen herbringen.«
    Als sie wieder aufblickte und durch die Glasscheibe sah, hielt Gray die Kopfhörer in der Hand. Er hob sie in weniger als einer Sekunde hinter seinen Kopf und warf sie in weniger als zwei Sekunden direkt in Saras Richtung. Sie trafen dumpf auf der Glasscheibe auf und fielen dann zu Boden.
    Sara stand da und zügelte den Drang, in den Raum zu laufen und ihn anzuschreien, als wäre er ein unkontrollierbares Kind. Genau das wollte er, sie konnte es in seinen Augen erkennen. Er wollte, dass sie zornig wurde und die Kontrolle verlor.
    Er wollte, dass sie scheiterte.
    Glücklicherweise betrat in diesem Moment Tommy den Magnetraum und übernahm Gray. Sara verließ ihren Arbeitsplatz und eilte mit angegriffenen Nerven durch die Jugendstation. Versagen und Erfolge gehörten zu ihrem Job. Man konnte das eine nicht ohne das andere haben, konnte das eine nicht ohne das andere erkennen, aber das war eine nur schwer zu akzeptierende Wahrheit.
    »He, Jerry«, sagte Sara, als sie den Flur hinabgelaufen und dann vor der Tür einer ihrer neuen Patientinnen, Pearl McClean, stehengeblieben war.
    Der kleine, gedrungene Pfleger blickte von den Kurvenblättern auf und lächelte. »Doc.«
    »Wie ist es ihr ergangen?«
    »Sie hatte eine recht ruhige Nacht. Sie hat ihre Medikamente genommen. Kein Drama.«
    Etwas, was Sara stets gerne hörte. »Irgendwelche Besuche?«
    »Nein.«
    Und etwas, das sie nicht gerne hörte. Eine weitere harte Wahrheit: Jugendliche, die zu Hause ständig ausflippten, sich selbst verstümmelten, ihre Eltern anlogen und zeitweise behandelt, zeitweise nicht behandelt wurden, bekamen im Allgemeinen nicht allzu viel Besuch. Mom und Dad blieben eine Weile fern, um wieder zu Atem zu kommen und sich zu fangen.
    Sara öffnete die Tür und betrat Pearls Zimmer. Sie sah das Mädchen sofort, das auf dem Bett lag und zur Decke hinaufblickte, ihr glattes helles Haar wie Sonnenstrahlen um ihren Kopf ausgebreitet. Sie erschien auf den ersten Blick friedlich, aber als Sara sich ihr näherte, bemerkte sie, dass der Körper des Mädchens angespannt war.
    Sara setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. »Hi, Pearl.«
    Das Mädchen schwieg und blickte weiterhin zur Decke.
    »Wie geht es dir heute?«
    Keine Antwort.
    Sara betrachtete die Karte des Mädchens und überprüfte, ob die Laborwerte schon zurück waren und ob zwischen Pearl und den Schwestern während der Nacht eine Unterhaltung stattgefunden hatte. Weder Ersteres noch Letzteres waren vermerkt, aber Sara las eine Notiz bezüglich der beeindruckend rasch voranschreitenden Heilung von Pearls Schnitten.
    »Ich würde mich gerne ein paar Minuten mit dir unterhalten«, sagte Sara, streckte eine Hand aus und berührte sanft die Schulter des Mädchens. »Wie denkst du darüber?«
    »Berühren. Sie. Mich. Nicht.« Pearl riss ihren Arm los, wandte den Kopf und starrte Sara mit boshaftem Blick an.
    »Kein Problem.« Sara sprach die Worte ruhig aus, als hätte sie sie schon einhundert Mal zuvor ausgesprochen. Und das hatte sie auch. Sie deutete mit dem Kinn auf die Beine des Mädchens. »Ich habe gehört, dass deine Schnitte gut verheilen.«
    Pearls Augen verloren allen Kampfwillen, und sie wirkte sehr traurig. »Woher wissen Sie das?«
    »Von der Krankenschwester, die dich heute Morgen angesehen hat.«
    Pearls hellbraune Augen füllten sich mit Tränen.
    »Möchtest du nicht, dass deine Schnitte heilen?«, fragte Sara.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.
    »Pearl«, begann Sara in freundlichem, sanften Tonfall. »Möchtest du mit mir reden? Erzähl mir, was geschehen ist.«
    »Nein.«
    »Ich weiß, dass du verängstigt sein musst.«
    »Sie wissen einen Scheiß.«
    Wow. Okay. Sara zuckte die Achseln. »Ich weiß, dass du zornig bist.«
    Pearl wandte sich ab und blickte erneut zur Decke.
    Sara fuhr fort. »Ich möchte dir nur helfen.«
    »Ich will Ihre Hilfe nicht.«
    Sara lehnte sich zurück und versuchte einen anderen, einzig auf der Wahrheit begründeten Weg. »Nur um das einmal festzuhalten – ich weiß, wie es sich anfühlt, verletzt zu werden. Und ehrlich, von jemandem verletzt zu werden, der einem wichtig ist …«
    »Was wird das, Dr. Donohue?«, unterbrach Pearl sie und wandte sich erneut um, um Sara anzusehen.
    Sara zuckte die

Weitere Kostenlose Bücher