Ewigkeit für deine Liebe
trugen Mistgabeln, andere Schwerter und wieder andere Äxte. Besonders interessant fand Emma einen ganz bestimmten Mann, der völlig ohne Rüstung war – mit nacktem Oberkörper und sogar ohne Helm. Über seinem Kopf hielt er jedoch ein mächtiges Schwert.
Und sein Körper war mit seltsamen schwarzen Tätowierungen bedeckt.
Emmas Augen weiteten sich. »Heiliger Bimbam«, flüsterte sie.
»Was ist?«, fragte Christian leise.
Sie blickte auf und zeigte auf den halbnackten Krieger. »Das ist Gawan.«
Christian und der deutsche Ritter blickten auf den Wandbehang, und Christian nickte. »Aye, das ist er. Bist du so weit?«
Das war sie, und so gingen sie.
Und wie jede Nacht begleitete Christian Emma zu ihrem Zimmer.
An der Tür blieben sie stehen, und Emma blickte zu ihm auf.
Christians Blick besaß die Macht, ihr den Atem stocken zu lassen, und sie wäre jede Wette eingegangen, dass er das wusste. Schließlich sah er sie sehr oft so an.
»Eine der Regeln des Turniers ist, dass die Krieger sich von ihren Frauen fernhalten«, sagte er und strich mit seinem Daumen über ihre Wange, »damit wir an nichts anderes denken, als zu siegen. Ich muss sagen, das stört mich heute mehr als je zuvor.«
»Na ja«, lächelte Emma, »so schlimm kann das doch nicht sein, oder? Wir können uns am Abend doch trotzdem sehen?«
»Eben nicht«, antwortete er mit einem grimmigen Lächeln. »Natürlich ist es sehr verlockend für diejenigen, die Frauen bei sich haben, die Regeln zu brechen.« Er stieß einen tief empfundenen Seufzer aus. »Aber es gibt auch andere, die keine Frauen haben, mich selbst mit eingeschlossen bis vor Kurzem, die das als ... ablenkend empfinden. Und da kommt unsere ritterlichen Ehre ins Spiel, und deshalb halten wir uns an die Regeln.«
»Oh«, sagte sie enttäuscht. »Dann darf ich dir also nur von der Tribüne aus zujubeln und mit einem weißen Taschentuch zuwinken?«
Christan trat näher und senkte den Kopf. »Für drei ganze Tage, aye.«
Emma erwiderte seinen Blick. »Gott, ich werde dich vermissen. Wer wird mich abends zu meinem Zimmer bringen?«
»Nicklesby?«
Beide lachten.
Emma warf ihm einen weiteren langen Blick zu. »Und diese Geschichte von St. Beunos Quelle ...«
»Ist nur eine Legende, Liebes«, unterbrach Christian sie ruhig und lachte dann. »Meinst du nicht, wir wären nicht schon alle zur der Quelle hinabgestiegen, wenn etwas dran wäre an der Legende?«
Emma seufzte. »Wahrscheinlich schon.«
»Na also! Und nun bis morgen früh, meine Liebe, wenn du mich verabschiedest«, sagte er leise.
Und dann küsste er sie.
30. Kapitel
W illoughby blätterte in den Anleitungen und Reglements der weißen Hexen. Sie hatte das schon hundertmal getan in den letzten fünfundsiebzig Jahren, doch je näher Halloween kam, desto nervöser wurde sie.
Bei Morticias Stab – sie konnte nur hoffen, dass sie alles richtig gemacht hatten.
»Aha!«, sagte sie und zeigte auf eine Seite. »Ich wusste es! Seite viertausenddreiundzwanzig, sechster Absatz.«
Die anderen Ballasters scharten sich um sie, lugten über ihre Schulter und hörten zu, als Willoughby die Passage vorlas.
»›Ist ein Zauber erst einmal heraufbeschworen, so kann er nicht mehr rückgängig gemacht werden. Sowie die Koordinaten eines solchen Zaubers gewählt sind, können auch sie nicht mehr rückgängig gemacht werden. Keine Minute zu früh, keine Minute zu spät.‹« Willoughby sah ihre Schwestern an. »Also egal, was geschieht, Emma muss vor dem letzten Schlag der magischen Stunde an dem angegebenen Ort sein, damit ihre Seele überlebt und um diesem fürchterlichen Zauber entgegenzuwirken, den sie sich vor all diesen Jahrhunderten ausgedacht hat. Der Rest«, schloss sie seufzend und die besorgten Blicke ihrer Schwestern erwidernd, »liegt in der Hand des Schicksals.«
»Sie hat ihre Erinnerung noch nicht zurückgewonnen, also scheinen unsere Zaubermittel ja zu wirken. Das ist ein gutes Zeichen, meint ihr nicht? Glaubt ihr, dass wir bald schon etwas von ihr hören?«
»Ja, das glaube ich«, nickte Willoughby. »Und nun schweigt. Ihr wisst, dass wir nicht laut darüber sprechen dürfen.«
Alle nickten und setzten ihre Lektüre des Buches fort. Sie hatten noch fast zwei Wochen. Willoughby wusste, dass dieser Zauber einer der riskantesten war. Das hatte sie schon gewusst, seit sie vorgeschlagen hatte, ihn anzuwenden. Zauber griffen nur ins Schicksal ein, wenn das Schicksal es so wollte. Aber sie wollte ihre Schwestern nicht noch
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