Ewigkeit für deine Liebe
vergehen.«
»Die ganze?«
Christian schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht die ganze, denke ich. Aber diesmal, mit dieser modernen Emma?« Er lachte. »Es ist, als würden sich all die wundervollen Eigenschaften, in die ich mich im Laufe der Jahrhunderte verliebt hatte, in dieser neuen Frau vereinen. Sie ist kühner. Selbstbewusster. Lustiger ...«
Gawan lachte. »Das sind alle modernen Frauen, glaube ich.«
Sie hatten die kleine Tür zum Wehrgang erreicht, und Gawan öffnete sie und trat geduckt hindurch. Christian folgte ihm.
»So«, fuhr Gawan fort, »dann leben ihre Eltern also noch und nehmen Anteil an ihrem Leben, und sie erinnert sich nicht an dich, wie sie es normalerweise tut. Und dies ist das erste Mal, dass sie genauso aussieht wie damals, als du sie gefunden hast. Das ist ja geradezu schon unheimlich.«
Christian rieb sich mit der Hand über sein Kinn und sah seinem Freund in die Augen. »Aye. Sie sieht wieder genauso aus wie im zwölften Jahrhundert. Größtenteils jedenfalls. Ihre Frisur und Kleidung sind natürlich anders, aber ihre Gesichtszüge sind identisch.«
Gawan nickte. »Das war noch nie der Fall.«
»Nicht ein einziges Mal.«
Beide lehnten sich an die Brüstung und blickten auf die Nordsee herab. »Und was tust du?«, fragte Gawan, ohne Christian anzusehen.
Es dauerte einen Moment, bevor er antwortete. Irgendwie erschien es ihm gar nicht so angebracht, es Gawan zu erzählen, aber er tat es trotzdem. »Ich gebe mir die größte Mühe, sie diesmal davon abzuhalten, sich zu erinnern.«
Gawan wandte sich ihm zu. »Du meine Güte, Chris! Könntest du mir bitte mal erklären, warum?«
Christian setzte eine grimmige Miene auf. »Weil sie, wenn sie ihr eigenes Leben fortsetzt, statt sich plötzlich an das zu erinnern, was wir zusammen hatten, und an all die vergangenen Male, als wir es versucht haben, vielleicht einfach glücklich und zufrieden ihr Leben zu Ende leben kann. Und nicht wiedergeboren wird, nur um die ganze verdammte Geschichte noch mal durchzumachen. Und alles für nichts und wieder nichts.«
Gawan betrachtete Christian eine Weile prüfend. Dann rieb er sich mit einer Hand den Nacken und seufzte. »Chris, glaub mir, wenn ich dir das sage – du kannst das Schicksal nicht überlisten. Das ist nicht möglich«, erklärte er mit einem beschwichtigenden Lächeln. »Ich muss es schließlich wissen.«
Christian sah seinen Freund kritisch an. »Aye – aber deine Situation war eine völlig andere. Und deine Position im Leben auch.«
»Gut, da hast du recht«, gab Gawan zu. »Ich hatte Verbindungen, nicht wahr?«
Christian seufzte und rieb sich die Augen.
»Hör zu, mein Freund! Obwohl ich nicht voraussagen kann, was dich und Emma erwartet, kann ich dir doch eins sagen: Das Schicksal verändern zu wollen, wird nicht funktionieren. Wenn ihr beide füreinander bestimmt seid, werdet ihr auch irgendwann zusammen sein.« Dann seufzte er. »Wenn nicht, ist es in Wahrheit etwas Unglückseliges, was euch verbindet, und ich werde dir helfen, so gut ich kann, darüber hinwegzukommen.«
Vor nicht allzu langer Zeit hatte Gawan of Conwyk sich Herausforderungen stellen müssen – mit Geistern und Sterblichen gleichermaßen -, von denen niemand geglaubt hatte, dass er sie überwinden würde. Er hatte seine Unsterblichkeit 1145 auf einem Schlachtfeld erlangt und sich jahrhundertelang als erdgebundener Engel unter den Lebenden bewegt. Seine Sterblichkeit rückte in greifbare Nähe, als er Ellie, seiner Auserwählten, begegnet war. Sozusagen. Sie hatte das kleine Problem gehabt, dass sie damals meistens tot gewesen war. Aber sie hatten es überwunden. Am Ende hatte das Schicksal sie zusammengeführt.
Durfte Christian das auch für Emma und sich zu hoffen wagen?
»Und deinen heißen Blicken nach zu urteilen«, fuhr Gawan fort, als hätte er nie aufgehört zu sprechen, »und der Mühe, die es dich zu kosten scheint, nicht über die arme Emma herzufallen, gewinnst du diesen Kampf gegen das Schicksal nicht.« Er schwenkte eine Hand vor seinem Gesicht. »Die Luft glüht ja buchstäblich in einem Zehnmeterradius um euch beide, und es ist viel schlimmer als beim letzten Mal.« Gawan grinste. »Mit anderen Worten, mein Junge, versagst du jämmerlich bei deinem Versuch, dich von Emma und Emma von dir fernzuhalten.«
Das wusste Christian auch. Er hatte es schließlich oft genug versucht. Aber sein Blick wanderte immer wieder zurück zu Emma. Und blieb. Er fühlte sich von ihr angezogen wie
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