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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ihr offenbar gefolgt. Hat sie den Eindruck erweckt, dass sie aus dem Hotel abgereist ist?«
    »Nein. Sie hatte nur ihre Handtasche dabei. Es sah so aus, als würde sie fünf Minuten später zurückkehren. Aber darauf wollte ich mich nicht verlassen.«
    »Eine gute Entscheidung. Konntest du an ihr dranbleiben?«
    »Ich glaube, ich habe mich beim Beschatten diesmal etwas geschickter angestellt als heute Vormittag. Ich habe genug Abstand gehalten und versucht, ungefähr an jeder Ecke mein Erscheinungsbild zu verändern – den Regenschirm zusammenfalten, den Hut oder die Sonnenbrille aufsetzen und solche Sachen. Ich glaube, sie hat mich nicht gesehen.« Greta löffelte Zucker in den Kaffee und trank die Tasse fast in einem Zug aus.
    »Wohin ist sie gegangen?«
    »Ich bin ihr bis zur Station Cardinal Lemoine gefolgt. Dort habe ich sie verloren.«
    »Wie verloren?«
    »Das ist das Seltsame daran«, sagte Greta. »Ich war die ganze Zeit hinter ihr, als sie in die Métro-Station ging. Ich bin ihr bis auf den Bahnsteig gefolgt und auf Abstand geblieben. Ich habe mich hinter einem Süßigkeitenautomaten versteckt. Ein Zug fuhr ein, dann noch einer. Aber sie ist nicht eingestiegen, obwohl beide in die gleiche Richtung fuhren.«
    »Unheimlich«, sagte Floyd.
    »Nicht so unheimlich wie das, was danach geschah. Von einem Moment auf den anderen war sie verschwunden. Plötzlich war sie nicht mehr auf dem Bahnsteig.«
    »Und es ist kein weiterer Zug gekommen und abgefahren?«
    Greta senkte die Stimme, als wäre sie sich bewusst, wie unsinnig ihr Bericht klang. »Ich bin mir völlig sicher. Ich weiß auch, dass es keinen anderen Ausgang gibt, den sie benutzt haben könnte, ohne dass sie an meinem Versteck vorbeigekommen wäre.«
    Floyd trank einen Schluck von seinem Kaffee. Bei der vierten Tasse hatte das Getränk für ihn jeden Geschmack verloren und war nur noch ein mechanisches Hilfsmittel zum Wachbleiben. »Sie kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Es sah danach aus, aber es standen noch ein paar andere Leute auf dem Bahnsteig. Also gab ich mir einen Ruck und fragte sie, ob sie vielleicht etwas gesehen hatten. An diesem Punkt dachte ich mir, dass ich nichts mehr zu verlieren hätte.«
    »Wahrscheinlich hattest du Recht«, sagte Floyd. »Was hast du erfahren?«
    »Mindestens einer der Zeugen war überzeugt, gesehen zu haben, wie Auger auf die Gleise gesprungen und im Tunnel am Ende des Bahnsteigs verschwunden ist.«
    Floyd verdaute diese Information, während er seinen Kaffee austrank. »Mit Cardinal Lemoine hat es etwas auf sich«, sagte er. »Blanchard erzählte, er hätte beobachtet, wie sich Susan White in der Nähe dieser Station sehr seltsam benommen hat. Er sah, wie sie den Bahnhof mit einem schweren Koffer betrat und kurze Zeit später mit einem leeren wieder herauskam. Das kann kein Zufall sein.«
    »Aber warum sollte eine Frau im Métro-Tunnel verschwinden?«
    »Aus dem einzigen denkbaren Grund: Weil es dort etwas gibt, das eine Bedeutung für sie hat.«
    »Oder beide waren verrückt«, sagte Greta.
    »Diese Möglichkeit kann ich natürlich nicht ausschließen. Hast du gesehen, ob sie wieder herauskam?«
    »Ich habe fünfundvierzig Minuten gewartet. Für ein paar Minuten kam es zu irgendeiner Betriebsstörung, doch dann fuhren die Züge wieder wie gewohnt. Es kamen ein paar Dutzend Züge. Aber niemand kehrte aus dem Tunnel zurück.«
    »Und niemand kam auf die Idee, diesen Vorfall dem Stationspersonal oder der Polizei zu melden?«
    »Jedenfalls nicht der Mann, mit dem ich gesprochen habe«, sagte Greta. »Er machte auch nicht den Eindruck, dass er gerne verantwortungsvolle Aufgaben übernähme.«
    Floyd ließ die Rechnung kommen. »Also gut. Uns scheinen nur zwei Möglichkeiten zu bleiben, wenn wir Auger wiederfinden wollen. Wir können das Hotel beschatten, falls sie dorthin zurückkehrt, oder wir behalten Cardinal Lemoine im Auge und hoffen, dass sie wieder aus dem Tunnel auftaucht oder noch einmal hineingeht, falls sie herausgekommen ist, ohne dass wir es bemerkt haben.«
    »Was ist mit der nächsten Station an der Linie? Wenn sie durch den Tunnel bis dorthin gelaufen ist?«
    »Ich hoffe nicht, dass sie das getan hat. Außerdem würde das noch weniger Sinn ergeben, als überhaupt in den Tunnel zu gehen. Ich kann nur vermuten, dass sie eine Vereinbarung getroffen hat, irgendwo im Tunnel etwas zu deponieren oder abzuholen.«
    »Du redest vom ›Beschatten‹, als

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