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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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irgendwann. Und was Marguerite betrifft … sie hält sich tapfer.« Custine zog sich den Hut über eine Seite des Gesichts, um sich unkenntlich zu machen, als ein Polizeiauto auf der gegenüberliegenden Fahrspur vorbeiraste. Er wartete, bis das Fahrzeug in eine Straße abgebogen war, bevor er sich wieder entspannte. »Aber wie es scheint, macht sich niemand Hoffnungen, dass sie diese Woche überstehen wird.«
    »Arme Greta«, sagte Floyd. »Für sie muss es die Hölle sein.«
    »All das ist nicht gerade hilfreich.« Custine warf Auger einen unbehaglichen Blick zu. Vielleicht fragte er sich, was zwischen ihnen vorgefallen war, während sie sich in Berlin aufgehalten hatten. »Sie wartet immer noch auf eine Antwort von dir«, sagte er vorsichtig. »Das kleine Dilemma hat sich während deiner Abwesenheit nicht in Luft aufgelöst.«
    »Ich weiß«, sagte Floyd mit einem tiefen Seufzer.
    »Früher oder später musst du eine Entscheidung treffen. Das bist du ihr schuldig.«
    »Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, solange wir in dieser Bredouille stecken«, sagte Floyd. »Dazu gehört, dass wir dir wieder eine saubere Weste verpassen. Es hätte nicht viel Sinn, dir das Detektivbüro anzuvertrauen, wenn du es aus dem Gefängnis führen müsstest, nicht wahr?«
    Custine schüttelte den Kopf. »Gib es auf, Floyd. Sie werden immer wieder Mittel und Wege finden, um mich zur Strecke zu bringen. Ich kann bis Mitte der Woche aus Paris verschwunden sein. Ich habe Freunde in Toulouse … jemanden, der mich mit einer neuen Identität ausstatten kann.«
    »Ich habe vorhin mit Maillol telefoniert. Er glaubt immer noch, dass er dir aus der Patsche helfen kann, wenn ich ihm einen Tatverdächtigen liefere.«
    »Aus deinem Mund klingt es wie ein Kinderspiel.«
    »Das wird es nicht sein. Aber bevor ich dir helfen kann, muss ich Mademoiselle Auger helfen.«
    »Dann hör nicht auf sie und bring sie in eine Klinik.«
    »Sie hat sich ziemlich klar geäußert, Custine. In dieser Métro-Station gibt es etwas, das ihr helfen kann. Deshalb müssen wir zum Bahnhof Cardinal Lemoine.«
    »Wann hat man auf sie geschossen?«
    »Gestern – vor knapp vierundzwanzig Stunden.«
    »Dann ist sie mit hoher Wahrscheinlichkeit deliriös. In diesem Fall kann man den Äußerungen des Patienten nicht mehr vertrauen, Floyd.«
    »Ich vertraue ihr. Sie hat seit der Verletzung dasselbe gesagt. Sie weiß, was für sie das Beste ist.«
    »Wer ist sie?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Floyd. »Aber nach allem, was ich erlebt habe, hege ich ernste Zweifel an der Dakota-Geschichte.«
     
    Custine und Michel setzten sie am Eingang zu Cardinal Lemoine ab, dann tauchten sie wieder im Verkehr unter. Es war neun Uhr morgens mitten in der Rushhour, sodass niemand darauf achtete, was Floyd oder Auger taten. Floyds Verletzung war für jeden offensichtlich, vor allem, nachdem er seinen Hut verloren hatte. Aber ein Mann mit einem Kopfverband erregte nur einen gewissen Grad von Aufmerksamkeit. Eine Streiterei in einer Kneipe, eine Auseinandersetzung mit einer Geliebten oder einem Rivalen … es gab unendlich viele Möglichkeiten und genauso viele Gründe, keine Fragen zu stellen. Was Augers Verletzungen betraf – Floyd hatte sie gesäubert, sterilisiert und mit Stoffstreifen aus seiner Jacke verbunden, bevor sie von Berlin aufgebrochen waren. Kurz vor der Ankunft des Zuges hatte er noch einmal dasselbe getan. Unter mehreren Schichten war der Verband nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen, und das Einzige, was einem Beobachter aufgefallen wäre, war eine Steifheit ihrer rechten Körperhälfte und eine gewisse Blässe des Gesichts. Floyd hakte ihren unversehrten Arm bei sich unter und führte sie mit dem Strom der Pendler in den gekachelten Bauch der Station.
    Wenn die Kugel größeren Schaden angerichtet hätte, wäre sie inzwischen an den inneren Blutungen gestorben. Aber eine Sepsis wäre etwas anderes. Er war sich nicht ganz sicher, nach welcher Zeit sie einsetzte, aber er wusste, dass es ein sehr langsamer und unangenehmer Tod sein konnte.
    »Ich hoffe, du irrst dich nicht, was das hier betrifft«, sagte er auf Englisch, den Mund dicht an ihr Ohr gepresst.
    »Ich irre mich nicht. Vertrau mir bitte.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass es dort andere Menschen gibt, die dir helfen können?«
    »Ja.«
    »Und dass du dich lieber in ihre Obhut begibst als in die eines Krankenhauses?«
    »Ja.«
    »Ich brauche irgendeinen Beweis«, sagte Floyd. »Ich kann dich nicht

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