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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Métro gesichert.«
    »Dann wird es für Sie eben etwas interessanter, mich zu fangen.«
    »Lassen Sie die Waffe fallen!«, versuchte Maillol an seine Vernunft zu appellieren.
    »Ich sagte, Sie sollen gehen. Das gilt auch für Sie, Monsieur.« Floyd hob den Lauf und feuerte einen Schuss auf die Decke ab, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. »Ich werde die Waffe benutzen, also zwingen Sie mich nicht dazu.«
    »Sie sind ein toter Mann«, sagte Belliard. Aber er zog sich bereits zurück, während er die Hände erhoben hatte und seine Waffe nur noch an einem Finger hing.
    »Dann sehen wir uns auf dem Friedhof wieder«, entgegnete Floyd.
    Im nächsten Moment war er aufs Gleisbett gesprungen und tauchte in der Dunkelheit des Tunnels unter. Hinter ihm auf dem Bahnsteig hörte er aufgeregte Stimmen rufen. Jemand stieß schrille Pfiffe mit einer Trillerpfeife aus. Ein Zug fuhr in den Bahnhof ein und bremste, bis der erste Waggon kurz vor der Mündung des Tunnels zum Stehen kam. Mehrere Männer versammelten sich an der Spitze des Zuges auf dem Bahnsteig, manche von ihnen in Uniform. Einer ging in die Knie und leuchtete mit einer Taschenlampe in den Tunnel. Floyd drückte sich gegen die Wand, nur wenige Zentimeter außerhalb der Reichweite des Lichtstrahls.
    Kurz darauf erloschen die Scheinwerfer des Zuges zu einem schwachen Glimmen.
    Man hatte den Strom abgeschaltet.
    Floyd lief los und drang in immer tiefere Finsternis vor. Steinchen knirschten unter seinen Füßen. Er tastete sich mit der linken Hand an der Wand entlang und hatte die rechte ausgestreckt. Bei jedem Schritt musste er gegen die Angst ankämpfen, plötzlich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Irgendwo vor sich hörte er Schüsse. Hinter ihm wurde der Tunneleingang bereits durch bewegte Gestalten verdunkelt. Mehrere Lichtstrahlen durchschnitten das Schwarz wie die Suchscheinwerfer der Flugabwehr.
    »Floyd!«, hörte er Maillol rufen. »Ergeben Sie sich, solange es noch geht!«
    Floyd hastete tiefer in den Tunnel. Er wagte es nicht, Augers Namen zu rufen, während Belliard glaubte, dass sie mit dem vorletzten Zug entkommen war.
    Von vorn hörte er wieder einen Schuss und einen kurzen Schrei, der kaum menschlich klang.
    Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten. »Auger!«, rief er.
    Vielleicht hatte er es sich nur eingebildet, aber er glaubte, seinen Namen als Antwort gehört zu haben. Seine rechte Hand schloss sich fester um die Pistole, und er zwang sich dazu, auf die Stelle zuzulaufen, von der er etwas gehört hatte, obwohl alle Muskeln seines Körpers zum Licht zurückkehren wollten – zurück in die Sicherheit, auch wenn ihm dort die Festnahme drohte. Vielleicht würde man ihn schonen, vor allem, wenn er die Waffe wegwarf. In seinem gegenwärtigen Zustand mit dem Kopfverband würde man ihn möglicherweise sogar freundlich und mit Verständnis behandeln. Er war einfach nur ein bisschen verwirrt, mehr nicht. Nach dem Schlag gegen den Kopf war er etwas desorientiert, das würden sie sicher verstehen. Er war wieder halbwegs zur Vernunft gekommen und hatte eingesehen, dass er nichts im Tunnel verloren hatte. Er würde sich beschämt für sein Verhalten entschuldigen. Das würden die Polizisten doch bestimmt genauso sehen!
    »Floyd?«, zischte eine Stimme. »Floyd – bist du das?«
    Ihre Stimme klang ziemlich schwach. Es war sogar schwer zu schätzen, wie weit sie entfernt war, auch vor dem Hintergrundlärm im Tunnel.
    »Auger?«
    »Sie sind hier, Floyd. Sie sind im Tunnel.«
    Er wusste, dass sie nicht die Polizei meinte. Er lief schneller, bis er mit der Fußspitze etwas Weiches streifte. Obwohl er hätte ahnen müssen, was ihn erwartete, keuchte er überrascht auf. Er ging in die Knie, einen Fuß gegen eine Schiene gestützt. Er tastete nach der Gestalt, fand einen Arm, dann einen Hals und schließlich ein Gesicht.
    »Ich bin müde«, sagte sie und lehnte sich mit dem Kopf gegen ihn. »Ich glaube nicht, dass ich es allein schaffen werde.«
    »Ich habe einen Schuss gehört.«
    »Es waren mehrere. Ich glaube, ich habe alle erwischt.« Sie hustete. »Du hättest mir nicht folgen dürfen. Ich wollte nicht, dass du hierher mitkommst.«
    »Trennungen sind mir noch nie leicht gefallen.«
    »Versuch meine Taschenlampe zu finden. Ich habe sie fallen gelassen, als ich angegriffen wurde. Sie muss irgendwo in der Nähe sein.«
    Floyd tastete in der Dunkelheit herum und berührte die Schienen. Er betete, dass sie nicht plötzlich wieder unter Strom gesetzt

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