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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wurden. Dann schlossen sich seine Finger um den geriffelten Stab der Taschenlampe. Er hob sie auf, schüttelte sie und fand den Schalter. Die Glühbirne leuchtete auf.
    Er schaltete sie wieder aus. »Hab sie. Was jetzt?«
    »Hilf mir auf. Es ist nicht mehr weit.«
    Die Männer konnten nur noch fünfzehn oder zwanzig Meter hinter ihnen sein. Sie ließen sich Zeit und unterhielten sich leise, als würden sie etwas von der möglichen Gefahr spüren, die tiefer im Tunnel auf sie lauerte.
    »Wie weit genau?«, fragte Floyd, der immer noch zögerte, mit ihr weiterzugehen.
    »Ein paar Meter. In der Wand ist eine Holztür. Du wirst sie spüren. Bring mich durch die Tür. Dann schließe sie und sieh zu, dass du ganz schnell von hier verschwindest. Wenn ich auf der anderen Seite bin, kann ich mir selber helfen.«
    Er stützte sie, während er sich an der Wand entlangbewegte. Die Stimmen und Lichter hinter ihnen kamen näher. Die Verfolger schienen neuen Mut gefasst zu haben. Floyds Augen gewöhnten sich immer mehr an die Dunkelheit, und nun erkannte er undeutliche fließende Formen. Er riskierte es, kurz die Taschenlampe einzuschalten, wobei er das Licht mit seinem Körper vor den Männern abschirmte. Der Strahl flammte auf und erlosch gleich wieder.
    »Da«, sagte Auger. »Die Aussparung in der Wand. Hast du sie gesehen?«
    »Ja.« Floyd blickte sich um. Die Stimmen klangen, als wären sie jetzt nur noch zehn Meter hinter ihnen.
    »Drück sie auf. Schieb mich hindurch. Dann rette deine Haut.«
    Floyd klemmte sich die Taschenlampe zwischen die Zähne. Er lehnte Auger gegen die Wand und warf sich mit der Schulter gegen die alte Holztür. Sie ging auf. Dann dirigierte er Auger in den Raum, der dahinter lag, wobei er darauf vertraute, dass sie wusste, was sie tat. Beinahe glaubte er selbst daran. Dann wurde er von der Tunnelwand weggerissen und auf das Gleisbett geworfen. Er spürte, wie seine Wirbelsäule schmerzhaft auf einer Schiene landete. Die Taschenlampe fiel ihm aus dem Mund – ein metallisches Scheppern und Klirren von Glas.
    Er verlor auch die Pistole.
    Floyd zwang seine Lungen, wieder einzuatmen. Der Strom war immer noch ausgeschaltet. Er ruderte mit den Armen und versuchte, von den Schienen herunterzukommen. Es hob sich kaum von der Dunkelheit ab, die ihn umgab, aber er konnte vage erkennen, dass ein Kind über ihm stand. Es stellte einen Fuß auf seinen Arm, um ihn daran zu hindern, an seine Pistole zu gelangen. Im Zwielicht konnte Floyd die dämonische Krümmung seines Lächelns, die eingefallenen Wangen und die toten Augenhöhlen ausmachen. Die Taschenlampen der Verfolger rissen das Kind aus der Dunkelheit und ließen es zur Statue erstarren. Es blickte genau in die Richtung, aus der die Männer kamen. Es zischte wie eine Schlange, und etwas blitzte in seiner rechten Hand auf.
    Der Arm des Kindes bewegte sich und richtete die Mündung seiner kleinen Waffe auf den Suchtrupp. In einer kurzen Entladung feuerte es mehrere Geschosse ab.
    Floyd hörte einen Mann vor Schmerz aufschreien, dann sauste eine Salve Gegenfeuer über sie hinweg. Das Kind wurde nicht getroffen. Es zielte erneut mit der Waffe und deckte die Männer mit schnellen Schüssen ein. Floyd hörte weitere Schmerzensschreie. Taschenlampen fielen zu Boden und erloschen.
    Angestrengt ächzend gelang es ihm, den Arm unter dem Fuß des Kindes hervorzuziehen. Seine Finger streiften den Griff der Pistole, fassten nach und schafften es, die Waffe etwas näher heranzuziehen. Seine Hand schloss sich um den Kolben. Dann hob er die Pistole und stützte den Ellbogen mit der anderen Hand ab. Das Kind blickte auf ihn herab, und für einen kurzen Moment verwandelte sich der selbstgefällige Gesichtsausdruck in Verwirrung.
    Floyd drückte den Abzug. Die Waffe klickte. Sonst geschah nichts.
    Das Kind lächelte wieder. Es richtete seine Waffe auf Floyd, und die Finger schlangen sich wie blasse Aale um den Griff.
    Dann ertönte der schrille Lärm einer weiteren Salve.
    Das Kind wurde wie eine hängende Marionette durchgeschüttelt, als es von Kugeln durchsiebt wurde. Auger feuerte weiter und drückte den Auslöser so lange, bis die Waffe mit glühender Mündung verstummte. Die Überreste des Kindes, die zerrissene Kleidung und das zerfetzte Fleisch vermischten sich zu einer ununterscheidbaren Masse, die wie ein Stück Schlachtereiabfall auf den Tunnelboden klatschte.
    Floyd rappelte sich auf und folgte Auger durch das Loch in der Wand.
    »Hier musst du umkehren, Floyd. Du

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