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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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identifiziert.
    »Offiziell hätte so etwas gar nicht möglich sein dürfen«, fuhr Peter fort. »Angeblich wurden alle Vorräte vor zwanzig Jahren vollständig vernichtet. Bedauerlicherweise war es nicht so. In eklatanter Verletzung des Waffenstillstandsabkommens haben die Kommunitäten eine strategische Reserve zurückbehalten. Sie haben sogar ein kleines Team zusammengestellt, das die Waffe weiterentwickeln sollte.«
    »Mistkerle«, sagte Auger.
    »Aber geh nicht zu hart mit ihnen ins Gericht«, sagte Peter mit einem Glitzern in den Augen, als wüsste er genau, wie sie darauf reagieren würde. »Wir selbst waren nicht besser. Der einzige Unterschied ist, dass unsere Forschungsteams nicht ganz so erfinderisch waren. Oder nicht so raffiniert.« Er drehte den kleinen Bildschirm, sodass er ihn nun selbst betrachten konnte. »Was die Wissenschaftler der Kommunitäten gemacht haben, war im Grunde ganz einfach. Der originale Silberregen war ein antibiologischer Breitspektrum-Wirkstoff. Er konnte nicht zwischen Pflanzen und Menschen oder irgendwelchen Mikroorganismen unterscheiden. Er ist in jedes Lebewesen eingedrungen und hat alle zum gleichen vorprogrammierten Zeitpunkt getötet. Deshalb gibt es immer noch die Verödete Zone auf dem Mars. Er ist sehr gut geeignet, um eine komplette Ökologie auszuradieren – aber er ist nicht geeignet, um nur ein Element mit chirurgischer Präzision zu entfernen. Doch der neue Stamm ist genau dazu in der Lage – er betrifft ausschließlich Menschen. Wenn er zum Einsatz kommt, wird auf E2 kein Mensch mehr am Leben sein. Nach ein paar Wochen werden selbst die Leichen verschwunden sein. Jeder andere Aspekt der Ökosphäre wird völlig unbeeinträchtigt bleiben. Für die übrige Natur wird es sein, als hätte soeben eine kurze, aber heftige Fieberperiode aufgehört. Ein Jahrmillionen wütendes Fieber namens Homo sapiens. Die Städte werden zerfallen. Die Dämme werden Risse bekommen und einstürzen. Die Wildnis wird zurückerobern, was ihr rechtmäßiger Besitz ist. Die Tiere werden den Unterschied wahrscheinlich gar nicht bemerken, nur dass den Vögeln die Luft etwas sauberer und den Walen die Meere etwas leiser vorkommen werden. Selbst Kernkraftwerke oder Schiffe, die außer Kontrolle geraten können, werden verschwunden sein und nicht mehr die Welt verpesten, wenn ihre Erbauer nicht mehr existieren.«
    Peter ließ die Bildschirmdarstellung mit einer Handbewegung verschwinden und legte das Gerät weg. »Warum erzähle ich dir das alles, wo Niagara längst im Besitz dieser Waffe ist? Nur deshalb, weil du unsere einzige Hoffnung bist, dieses Szenario zu verhindern. Wenn diese Waffe in der Atmosphäre von E2 freigesetzt wird, muss dir klar sein, dass sie funktionieren wird. Es besteht keine realistische Wahrscheinlichkeit, dass sie versagt. Es gibt kein Gegenmittel, das wir später einsetzen könnten, in der Hoffnung, dass es die Replikatoren auslöscht, bevor sie zünden. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, besteht darin, Niagara einzuholen, bevor er E2 erreichen kann. Wenn er nicht abgefangen werden kann, wird der Mord an drei Milliarden Menschen auf E2 schlimm genug sein. Aber das ist noch nicht das Ende. Wenn die Aggressoren unschädlich gemacht werden können, gibt es für uns eine Chance, diesen wahnsinnigen Krieg zu beenden, bevor er weiter eskalieren kann. Die Erde haben wir schon verloren, aber wir müssen nicht das gesamte System verlieren. Doch wenn E2 vom Silberregen heimgesucht wird, geben sich die Hardliner auf unserer Seite niemals mit einem Waffenstillstand zufrieden, nicht einmal in Verhandlungen mit den Moderaten. Es wird immer weitergehen. Es wird das Ende von allem sein.« Er zuckte die Achseln. »Natürlich nur, wenn wir verlieren. Ich finde, dass dir das klar sein sollte, damit du weißt, was auf dem Spiel steht.«
    »Ich weiß«, sagte Auger. »Du brauchst mir nicht …«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Peter und nickte. »Nach allem, was du durchgemacht hast, was du für uns getan hast, ist es weder fair noch vernünftig, erheblich mehr von dir zu verlangen. Aber wir haben einfach keine Alternative. Ich weiß, dass du die Kraft dazu hast, Verity. Vor allem weiß ich, dass du den nötigen Mut hast. Tu einfach, was in deiner Macht steht. Und dann komm zu uns zurück. Du hast mehr Freunde, als du ahnst, und wir alle warten auf dich.«
     
    Später kam ein weiterer Besucher zu ihr. Das dunkelhaarige Mädchen trat in den Raum, ohne auf eine Aufforderung zu

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