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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Erstaunen, dass sie jemals so viel Energie auf unbegründete Vorurteile verschwendet hatte, während Akzeptanz und Toleranz nicht nur der einfachere, sondern sogar der bequemere Weg gewesen wären.
    Tunguska und Floyd saßen an einem Ende eines gewachsenen Tisches und beobachteten Muster, die über die Wand auf der anderen Seite des Raums spielten. Als Auger sich dem Tisch näherte, wölbte sich erwartungsvoll ein Stuhl aus dem Boden.
    »Sind Sie sich ganz sicher, dass es Ihnen für das hier schon gut genug geht?«, fragte Tunguska.
    »Es geht mir gut. Cassandra und ich sind zu einer … Übereinkunft gelangt.«
    Tunguska bot ihr den neuen Stuhl an. Sie nahm zwischen den beiden Männern Platz. Tunguska trug ein schlichtes zweiteiliges Gewand aus weißem Flanell, das er sich tief über die breite, haarlose Brust geschlungen hatte, und Floyd ein sauberes weißes Hemd und schwarze Hosen, die von elastischen gestreiften Trägern gehalten wurden. Das war definitiv nicht die Art von Kleidung, die Floyd getragen hatte, als sie von Paris aufgebrochen waren, also musste Tunguska sie für ihn herbeigezaubert haben. Auger fragte sich, ob er sie aus einer obskuren Erinnerung ausgegraben oder Floyds Wünschen entsprochen hatte.
    »Wir haben ein Echo von Niagaras Schiff«, sagte Tunguska und deutete auf die Bildflächen in der Wand. Linien aus Goldfäden bildeten eine fließende Konturendarstellung, die an die Navigationsanzeige im Transporter erinnerte, aber wesentlich detaillierter war. Kryptische Symbole schwebten in Kästchen an den Rändern des Diagramms und waren durch dünne Linien mit den knotigen Stellen in den Konturen verbunden. Während sich die Darstellung verschob und verschmolz, wechselten die Symbole von einer rätselhaften Konfiguration zur nächsten.
    »Wir schicken akustische Signale die Röhre hinauf«, fuhr Tunguska fort, »indem wir die gleiche sich mit hoher Geschwindigkeit ausbreitende Schicht benutzen, die Sie zur Navigation und Kommunikation verwenden.«
    »Ich hätte gedacht, dass Ihnen inzwischen etwas Genialeres eingefallen wäre«, sagte Auger.
    »Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert, aber die akustische Methode ist immer noch die einzig zuverlässige, die uns zur Verfügung steht. Wie Sie vermutlich wissen, ist es schwierig, ein Signal durchzukriegen, wenn sich ein Schiff im Transit befindet. Das Schiff wirkt wie ein Spiegel und wirft das Signal mit hoher Reflexionseffizienz zu uns zurück.«
    »Und auf diese Weise haben Sie ein Signal von Niagara bekommen.«
    »Ein schwaches«, sagte Tunguska, »aber es ist eindeutig. Mit einem kleineren Schiff hätte man verschiedene Möglichkeiten, die Reflexion zu dämpfen. Aber er hat ein dickes, fettes Schiff, sodass er nicht viel Spielraum hat, um seine Anwesenheit zu verschleiern.«
    »Gut«, sagte Auger. »Wenn Sie ein Echo von ihm empfangen, können Sie dann auch sagen, wie weit er von uns entfernt ist?«
    »Ja. Natürlich ist die räumliche Distanz ein nicht allzu brauchbarer Begriff, wenn es um den Hypernetztransit …«
    »Geben Sie mir einfach eine ungefähre Schätzung.«
    »Sein Schiff dürfte sich etwa zweihundert Kilometer vor uns befinden. In Anbetracht der üblichen Ausbreitungsgeschwindigkeit wird er etwa eine halbe Stunde vor uns herauskommen.«
    »Zweihundert Kilometer«, sagte Auger. »Das klingt gar nicht so weit entfernt.«
    »Ist es auch nicht«, stimmte Tunguska ihr zu.
    »Haben Sie nicht irgendetwas, das Sie auf ihn feuern können, etwas, das die Entfernung zurücklegt, bevor das Schiff den Tunnel verlässt?«
    »Ja«, sagte Tunguska, »aber das wollte ich mit Ihnen besprechen, bevor ich etwas unternehme.«
    »Wenn Sie etwas haben, dann benutzen Sie es einfach, verdammt!«
    »Ich habe Strahlenwaffen«, sagte Tunguska. »Aber sie funktionieren nicht besonders gut im Hypernetz, aus dem gleichen Grund, warum ein EM-Puls ineffektiv ist – wegen der Streuung an der Tunnelwand. Damit bleiben nur noch Raketen übrig. Wir haben sechs Stück, die mit Sprengköpfen ausgestattet sind und mit Sog-Antrieb fliegen.«
    »Dann setzen Sie sie ein.«
    »So einfach ist das nicht. Objekte, die angetrieben werden, verhalten sich im Hyperweb auf unvorhersehbare Weise. Deshalb surfen wir auf der Mündungswelle, statt uns mit eigener Kraft fortzubewegen.«
    »Trotzdem wäre es einen Versuch wert.«
    Tunguskas Stimme blieb ruhig, aber in seinem Gesicht zeigte sich nun Besorgnis. »Machen Sie sich bitte die Risiken klar. Mit einer Strahlenwaffe ließe sich

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