Ewigkeit
nicht«, sagte sie.
»Wir verstehen es auch nicht.«
»Hätte nicht jemand von Ihnen einfach behaupten können, ihre Schwester zu sein? Ein Name ist doch nur ein Name.«
»So einfach kann es nicht sein. Sie könnte Blanchard eine Beschreibung von Ihnen gegeben haben. Sie sind sich doch einige Male begegnet, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte Auger, als sie sich an die Gelegenheiten erinnerte, wo sich sich bei Konferenzen über den Weg gelaufen waren. »Und wir waren uns äußerlich gar nicht so unähnlich, wenn ich genau darüber nachdenke.«
»Wir dürfen nicht das Risiko eingehen, jemanden zu schicken, der nicht Blanchards Erwartungen entspricht. Wenn er misstrauisch wird – wenn er glaubt, dass man ihn hintergehen will –, dann sehen wir diese Dokumente vielleicht nie wieder. Deshalb brauchen wir Sie.«
»Also hat Caliskan mich belogen. Ich war von Anfang an der einzige Kandidat auf seiner Liste.«
»Vermutlich wollte er an Ihre Eitelkeit appellieren«, sagte Skellsgard.
»Vermutlich hat es sogar funktioniert.«
Zwölf
Floyd setzte seinen Rundgang durch das Haus an der Rue de Peupliers fort und klopfte an alle Türen, die ihm manchmal sogar geöffnet wurden. Er ging systematisch und geduldig vor und ließ wenn nötig seinen Charme spielen. Nach seinen Befragungen war klar, dass mindestens zwei der anderen Mieter das Mädchen gesehen hatten, wie es sich im Treppenhaus herumgetrieben hatte. Sie konnten ihm kein genaues Datum nennen, aber alle Sichtungen schienen in den letzten drei oder vier Wochen stattgefunden zu haben. Das deutete auf eine mögliche Verbindung zum Fall White hin. Normalerweise war das Mädchen nur ein einziges Mal von einem Zeugen beobachtet worden. Ein anderer Mieter schien ein seltsames Kind auf der Straße gesehen zu haben, aber er beharrte auf der Ansicht, dass es kein Mädchen, sondern ein Junge gewesen war. Floyd und Custine hatten am Vorabend gesehen, wie ein seltsames Mädchen aus Blanchards Haus gekommen war, und Floyd hatte am Vormittag bemerkt, dass ein vermutlich anderes Mädchen das Fenster von Whites Wohnung beobachtet hatte. Er hatte immer noch nicht den Zeugen im zweiten Stock angetroffen, den Mann, der am Vorabend mit Custine über das Kind gesprochen hatte.
Floyd hatte keine Ahnung, was er davon halten sollte. Seltsame kleine Mädchen hatten in seinen bisherigen Fällen nie eine herausragende Rolle gespielt. Vielleicht klammerte er sich nur an etwas Ungewöhnliches, weil er hoffte, dass er mit diesem Hebel den Koffer aufbrechen konnte. Wenn er ein ähnliches Wohnhaus in einem ganz anderen Teil der Stadt aufsuchte und ähnliche Fragen stellte, würde er vielleicht sehr ähnliche Antworten erhalten.
Um vier Uhr war er fertig. Er kehrte zu Susan Whites Zimmer zurück und klopfte an die Tür. Sein Hemd klebte stellenweise auf seiner Haut. Das viele Treppensteigen hatte ihn ins Schwitzen gebracht.
»Hast du etwas erreicht, Meister?«, fragte er, als Custine ihm die Tür öffnete.
Custine ließ Floyd eintreten und schloss die Tür. »Nein. Es gab keine weiteren Sendungen. Ich habe das Radio noch einmal geöffnet, um nachzusehen, ob sich ein Kontakt gelöst hat, aber es war alles in Ordnung. Der Sender ist zurzeit einfach nicht in Betrieb.«
»Vielleicht hat man den Sendebetrieb endgültig eingestellt.«
»Das mag sein«, sagte Custine. »Auf jeden Fall werde ich es morgen noch einmal versuchen. Vielleicht finden die Sendungen immer nur zu bestimmten Tageszeiten statt.«
»Du kannst nicht den Rest deines Lebens hier oben verbringen.«
»Nur einen weiteren Tag, mehr nicht.«
Floyd ging neben Custine in die Knie. »Zeig mir, was du bisher notiert hast.«
»Die Nachricht ist unvollständig.«
»Ich würde sie trotzdem gern sehen.«
Custine nahm ein Blatt Papier vom Radio, auf dem er die Abfolge von Punkten und Strichen mitgeschrieben hatte. »Hier siehst du die Stellen, die mir fehlen«, sagte er. »Natürlich gibt es keine Garantie, dass morgen die gleiche Botschaft wie heute gesendet wird. Aber morgen werde ich zumindest darauf vorbereitet sein. Ich müsste es eigentlich schaffen, eine akkurate Transkription zu erstellen.«
»Wenn du bis Mittag nichts empfangen hast, werden wir diese Spur nicht weiterverfolgen.«
»Hier spielt sich etwas Seltsames ab, ob es dir gefällt oder nicht.«
»Das mag sein, aber wir können Blanchard nicht dafür das Geld aus der Tasche ziehen, dass wir hier nur herumsitzen und auf eine Sendung warten, die vielleicht nie
Weitere Kostenlose Bücher