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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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Komischerweise waren die auf ihrem Esstisch ausgebreiteten Akten verschont geblieben, während Fotoalben und andere persönliche Gegenstände in ihren Regalen zerstört waren.
    „Es handelt sich eindeutig um Brandstiftung“, erklärte der Feuerwehrmann. „Wir haben Zeugen, die beobachtet haben, wie eine Gruppe von Jungen kurz vor dem Ausbruch des Feuers das Gebäude betreten haben, und Ihre Eingangstür wurde eingetreten. Nach den Beschreibungen, die uns vorliegen, könnten die Jungen Mitglieder einer Gang sein.“
    „Ist der Name einer bestimmten Gang gefallen?“, fragte Carrie.
    Jase verstand sofort. „Porter war in einer Gang.“ Es machte ihn wütend, dass Porter selbst nach seinem Tod noch immer eine Gefahr für Carrie darstellte. Wäre sie zu Hause gewesen, als …
    „Ja“, sagte Carrie. Sie war blass, doch ihre Stimme klang ruhig. Aber Jase hatte die Erschütterung auf ihrem Gesicht gesehen, als Carrie ihre verwüstete Wohnung in Augenschein nahm. Es hatte ihn an ihren Gesichtsausdruck bei Martha Porters Angriff erinnert. Carrie war hart im Nehmen und würde sich von dem Schrecken erholen, aber es war trotzdem furchtbar, dass sie überhaupt in diese Situation geraten war. Wenn er könnte, wenn sie es zuließe, würde er so ziemlich alles tun, um sie vor weiterem Kummer zu bewahren.
    „Ich fürchte, nein. Und es tut mir leid, aber Sie werden vorerst nicht hier wohnen können“, erklärte der Feuerwehrmann. „Nicht bei diesem Ausmaß der Zerstörung. Ich gebe Ihnen die Nummer eines guten Reinigungsunternehmens, aber bis die hier fertig sind …“
    „Sie kann bei mir wohnen“, fiel Jase ihm ins Wort.
    Carrie fuhr auf. „Was? Nein, kann ich nicht.“
    „Warum nicht? Es ist spät. Du hast keine Unterkunft. Und wir treffen uns morgen in aller Frühe, um unseren Fall weiter zu bearbeiten. Das wäre nur vernünftig.“
    Carrie äußerte sich erst, als der Feuerwehrmann mit belustigtem Blick gegangen war. „Es ist alles andere als vernünftig, Jase, das weißt du selbst.“
    „Warum? Wegen dieses Vorfalls heute Morgen nach meinem Training?“
    „Deswegen und aus weiteren Gründen.“
    „Hast du Angst, dass du die Finger nicht von mir lassen könntest?“
    „Ehrlich? Ja. Eine Fußmassage ist die eine Sache. Aber ich bin nicht so dumm zu glauben, ich könnte mit dir in deiner Wohnung sein, ohne dass zwischen uns etwas passiert.“
    Ihre Offenheit erschreckte ihn zuerst, doch dann freute er sich. Über ihr Eingeständnis, dass sie ihn so sehr begehrte, hätte er jubeln mögen, doch das wäre unklug gewesen. „Dann lass uns wenigstens zusammen essen. Wir fahren getrennt. Hinterher kannst du gehen, wohin du willst. Wie hört sich das an?“
    Er rechnete erneut mit einer Abfuhr, aber die Ereignisse des Abends hatten sie offenbar doch schwerer getroffen, als sie zugeben wollte. Carrie seufzte. „Gut. Ich glaube, ich könnte wohl etwas essen. Aber zuerst muss ich hier fertig sein.“
    Jase wartete, während Carrie sich die Nummer des besagten Reinigungsdienstes geben ließ und ein paar Formulare ausfüllte. Es dauerte etwa eine Stunde, dann war sie startbereit.
    „Ich fange gleich morgen mit den Aufräumarbeiten an. Der Reinigungsdienst wird wahrscheinlich nur wenige Tage benötigen. Wo möchtest du essen?“
    Er schlug Ernesto’s vor, ein mexikanisches Restaurant, das für die beste Salsa und Guacamole der Stadt und für seine Bar bekannt war. Zu dieser relativ frühen Stunde herrschte im gewöhnlich voll besetzten Restaurant noch wenig Betrieb, doch die Geräuschkulisse reichte aus, um Jases bloß liegende Nerven zu beruhigen.
    Die beiden aßen schweigend. Einerseits, weil Carrie nach dem Brand in ihrer Wohnung noch unter Schock stand, doch andererseits wollte sie ihn auf Abstand halten, vermutete Jase. Nach den erschütternden Ereignissen des Tages brauchte sie jedoch sehr viel Trost. Diesen Trost wollte er ihr geben, gleichzeitig aber auch ihre Schutzwälle niederreißen.
    Mehr als einmal war Jase kurz davor, sie über die Panikattacke zu befragen, die sie nach dem Angriff von Martha Porter überkommen hatte. Irgendwie spürte er, dass es nicht ihre erste war. Sie war zu beherrscht gewesen, sowohl während des Anfalls als auch hinterher, so, als hätte sie reichlich Übung im Umgang damit. Die Vorstellung behagte Jase nicht.
    Es machte ihn fast wahnsinnig, sich vorzustellen, dass Carrie litt, sei es emotional oder sonst wie. Doch wie sollte sie verhindern, dass das, was ihr Beruf mit sich brachte,

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