EwigLeid
leisen Neid auf das, was sie mit ihrem SWAT-Team verbunden hatte. Auch die SIG war ein Team, allerdings ein wenig aufgesplittert. Ihre Mitglieder gerieten gewöhnlich nicht in gefährliche Situationen, in denen nichts zwischen ihnen und dem möglichen Tod stand als die Zuverlässigkeit des Partners.
Trotz seiner Bedenken gegen Carrie als Ermittlungsleiterin im Embalmer-Fall hätte er ihr jederzeit bedingungslos als Rückendeckung vertraut. Sie würde stets alles tun, um einen Teamkollegen zu schützen, genauso, wie sie alles gab, wenn sie einen Fall bearbeitete.
Jase beugte sich vor. „Was war die größte Herausforderung für dich? Als du dich fürs SWAT-Team der SFPD beworben hast, meine ich.“
„Körperlich?“
„Ja.“
Sie pustete sich die Haare aus den Augen. „Das war wohl die massive, zwei Meter hohe Mauer, über die wir klettern mussten, um die Sportprüfung zu bestehen. Zu Anfang habe ich es nicht geschafft. Und wusste nicht, ob ich es jemals schaffen würde.“
„Aber du hast es dann geschafft.“ Natürlich. Er konnte sich vorstellen, wie sie trainierte, voller Entschlossenheit daran arbeitete, alles zu überwinden, was ihr als Schwäche ausgelegt werden könnte.
Sie nickte.
„Und wie hast du dich danach gefühlt?“
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Stark.“
Es überraschte ihn nicht. Er hatte diese Art von Stärke oft genug selbst gespürt. Sie gehörte zum Berufsbild des Polizisten. Wie intensiv dieses Gefühl der Stärke für jemanden sein musste, der im SWAT-Team gearbeitet hatte, konnte er nur ahnen. „Warum bist du dann ausgeschieden? Hat dich das Gefühl der Stärke verlassen?“
Sie zögerte kurz. „Nein. Das war’s nicht.“
„Was dann?“ Während er auf ihre Antwort wartete, verspürte er unwillkürlich eine gewisse Sorge. Tief im Inneren kannte er wahrscheinlich den Grund für ihr Ausscheiden.
Carrie zuckte die Achseln. „Sagen wir mal, das SWAT-Team, insbesondere das der SFPD, war genauso wenig auf weibliche Mitglieder eingestellt wie das Militär.“
Ihre Antwort bestätigte seinen Verdacht. Es lag auf der Hand, dass andere sie aufgrund ihres Geschlechts herausgefordert hatten. Aber dass sie sich tatsächlich davon hatte beeinflussen lassen … „Ich hätte nie gedacht, dass du aufgebenwürdest. Nicht, weil jemand dich vergraulen wollte.“
„Das könnte daran liegen, dass du ein Mann und schwerer zu vergraulen bist. Oder?“
„Soll diese schnippische Bemerkung mich daran erinnern, dass ich ein Chauvi bin, oder weist sie darauf hin, wie genau Männer versucht haben, dich zu vergraulen?“
„Weder noch, Jase. Komm schon. Ich dachte, wir wollten uns näher kennenlernen, nicht uns gegenseitig herunterputzen. Wenn es nur darum geht, können wir uns genauso gut gleich wieder an die Arbeit machen. Meinst du nicht auch?“
Da hatte sie recht. „Gut. Du hast gefragt, warum ich rudere. Ich rudere, um das Gefühl zu erleben, das du nach dem Überwinden dieser Mauer hattest. Um über den Moment hinauszugehen, in dem ich denke, ich kann nicht mehr. Für den Rausch, wenn ich die Ziellinie hinter mir lasse. Wenn ich weiß, dass ich trotz des Kampfs stark genug, entschlossen genug war, es zu schaffen.“
Sie verfiel in Schweigen und strich mit dem Finger leicht über den Rand des Glases. Die kreisende Bewegung hypnotisierte Jase. Carrie räusperte sich. „Du bist ganz schön stark.“
Irritiert zog er eine Augenbraue hoch und fragte sich, ob sie einen Schwips hatte.
Dann konnte er nicht widerstehen und streichelte die Hand, die jetzt auf dem Tisch ruhte. Ihre Haut war glatt und warm, doch die Hand strahlte eine Kraft aus, die verflixt sexy war. „Ja, aber wie dir bekannt ist, hängt Sportlichkeit nicht unbedingt von der Körperkraft ab. Es geht darum, seinen Körper zu kennen. Zu wissen, wie er einzusetzen ist. Wie er im Raum aufgestellt ist. Es geht um Kreativität, um Anpassung und das Aufsparen der Energie für den Moment, wenn sie am dringendsten benötigt wird.“ Er hob ihre Hand an und verschränkte seine Finger mit ihren.
Ihr Blick wurde verhangen, sowie er ihre Hand an seine Lippen führte und küsste. „Es geht um den Einsatz des gesamten Körpers. Darum, stillzuhalten, wenn es sein muss. Sich zu bewegen, wenn es sein muss. Es geht darum, seine Angst vor der Welt zu überwinden.“
Noch einmal küsste er ihre Hand und fuhr mit der Zunge durch die zarte Mulde zwischen Daumen und Zeigefinger. Er spürte, wie ihr Puls unter seinen Fingern
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