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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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den er sie gezogen hatte, war gebrochen. „Möchtest du noch Wein?“
    Carrie starrte auf das leere Glas vor ihr auf dem Tisch und schüttelte den Kopf. Jase beglich die Rechnung, und sie verließen das Restaurant. Auf dem Weg zu ihren Wagen berührte Jase ihren Rücken.
    Auf der Straße herrschte Hochbetrieb. Die Nachtluft hätte sich kühl und tröstlichauf Carries überhitzte Haut anfühlen sollen. Stattdessen wirkte sie wie ein unerwünschter Einbruch der Realität. Jase war es tatsächlich gelungen, sie von ihren Sorgen abzulenken. Doch nun war der Restaurantbesuch beendet, und sie musste sich um ein Nachtquartier kümmern. Sie blieb stehen und wandte sich kläglich lächelnd zu Jase. „Ich habe keine Unterkunft, schon vergessen?“ Sie zückte ihr Handy. „Ich rufe rasch ein paar Hotels an …“
    Jase legte ihr die Hand auf den Arm, und Carrie erstarrte. „Komm schon, Carrie. Bleib einfach bei mir.“
    Warum nicht? Mühsam rief sie sich jeden einzelnen Grund, wieso es nicht möglich war, ins Gedächtnis. „Ich habe dir schon erklärt, warum das nicht geht.“
    „Ich werde dich zu nichts drängen. Ich fasse dich nicht an, es sei denn, du bittest mich darum.“
    Sie glaubte ihm. Jase würde sich ihr nie aufzwingen. Aber davor hatte sie gar keine Angst. Trotz gegenteiliger Absichten hatte sie die vergangene Stunde genossen. Sie wollte mehr. Mehr Ablenkung. Mehr Zeit mit Jase. Was sie wollte, würde immer übermächtiger werden, wenn sie es zuließ.
    Und da sie es nicht zulassen durfte, zwang sie sich, ihn ruhig anzusehen. „Das wird nie geschehen.“
    „Wo liegt dann das Problem?“, forderte er sie heraus.
    Sie verfluchte ihren Stolz. Der würde sie noch in extrem unbehagliche Situationen bringen. Doch sie nickte. „Gut. Ich könnte vorher kurz nach Hause fahren, aber es ist einfacher, rasch ein paar Sachen zu kaufen. Eine Zahnbürste. Waschzeug und dergleichen. Es sei denn, natürlich, du hast alles Notwendige für deine Freundinnen vorrätig?“
    Ihr Auftreten war zickig, und das war ihr auch bewusst. Sie kannte auch den Grund: Es war ein verzweifelter letzter Versuch, sich selbst zu schützen. Indem sie sich selbst an Jases Frauengeschichten erinnerte, konnte sie vielleicht verhindern, dass sie etwas miteinander anfingen. Zumindest aber würde es ihn ärgern.
    Doch statt sie auf ihre leicht durchschaubare Taktik anzusprechen, erwiderte Jase nur: „Fahren wir zum Laden.“
    Sein Haus sah genauso aus, wie Carrie es sich vorgestellt hatte.
    Stilvoll. Gepflegt. Elegante modische Linien. Ausgezeichneter Geschmack, durch und durch maskulin. Gemütlich.
    Als Jase sie zum Schlafzimmer führen wollte, stockte sie. „Gib mir einfach das nötige Bettzeug, dann mache ich es mir auf der Couch bequem.“
    „Nein, dazu bin ich zu sehr Kavalier. Du schläfst im Bett.“
    Allerdings dachte Carrie an all die Frauen, die vor ihr in diesem Haus gewesen waren, an all die Zeit, die sie in Jases Armen zugebracht hatten, und versteifte sich. „Lieber nicht.“
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Rahmen seiner Schlafzimmertür. „Hast du ein Problem damit?“
    „Nein“, schwindelte sie zuerst. Aber an seinem Blick erkannte sie bereits, dass er ihre Gründe durchschaut hatte. „Ich will nicht in dem Bett liegen, in dem du mit zahllosen Frauen geschlafen hast, Jase.“
    „Nein, natürlich nicht“, pflichtete er ihr bereitwillig bei. „In diesem Bett hier habe ich noch nie mit einer Frau geschlafen.“
    „Klar.“ Sie dehnte das Wort unüberhörbar ungläubig.
    „Das ist mein Ernst. Ich bin vier Monate nach meinem Einstieg in die SIG in dieses Haus gezogen. Die Arbeit steht für mich an erster Stelle, und was Übernachtungsgäste betrifft, die will ich nicht. Nicht hier. Ich pflege bei der jeweiligenFrau zu übernachten. Dadurch ist alles einfacher, wenn ich einen Anruf erhalte und gehen muss. Und übrigens, da wir schon mal beim Thema sind, ich mag ja in deinen Augen ein Aufreißer sein, es ist aber nicht so, dass ich jede Frau flachlege, mit der ich mich treffe. Ich bin bedeutend wählerischer, als du anscheinend glaubst.“
    Es war ja nicht so, dass sie ihm unterstellte, nicht besonders wählerisch zu sein. Vielmehr zeigten sich so viele Frauen an ihm interessiert. Frauen, die nicht zögerten, ihm ihr Interesse zu zeigen. Welcher Mann konnte derartiger Aufmerksamkeit widerstehen? Besonders, wenn er so hart arbeitete wie Jase. Er hatte ein Recht auf seine Freizeit und musste sich

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