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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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ihn unübersehbar anbetete, und sich dann über sie lustig machte, wenn seine Freunde auftauchten. Brad selbst war durchaus vertraut mitdiesen spöttischen Blicken. Er war ihnen sein Leben lang ausgesetzt gewesen. Tony und seine Freunde hatten nie versucht, ihre Geringschätzung seiner Person zu verbergen. Als wäre er eine Art Missgeburt und verdiente es nicht, die gleiche Luft zu atmen wie die anderen.
    Er wünschte, er könnte sie alle fertigmachen. Sie wie zur Exekution an die Wand stellen und das Entsetzen auf ihren Gesichtern sehen, wenn er sein Messer zog und anfing, ihre makellosen Gesichter zu zerfleischen. Zuerst Tonys nuttige Freundin, die so gern in kurzen Röcken herumstolzierte. Dann seinen Freund, der aussah, als würde er Anabolika zum Frühstück verschlingen. Und dann dieses aufmüpfige Arschloch, das sich daran aufgeilte, arme kleine Mädchen, die es nicht besser wussten, auszunutzen und zu missbrauchen.
    Doch nichts dergleichen würde er tun. Das würde seinen Plan ruinieren. Er musste klug vorgehen.
    So klug wie bisher. So skrupellos wie bisher.
    Endlich ergab alles einen Sinn, entwickelte sich alles nach seinen Vorstellungen, so, wie es sein sollte.
    Er spürte die Veränderung in sich selbst. Die innere Verwandlung, die zeitgleich mit der körperlichen vor sich ging.
    Nichts, sei es Stolz, sei es Ungeduld, Eifersucht oder Angst, würde sich ihm mehr in den Weg stellte.
    Er wischte den Tisch ab, den Tony und Nora verlassen hatten. Das Glas mit Chai-Tee, aus dem Nora getrunken hatte, war halb leer. Brad hob es hoch und drückte die Lippen an den Rand, bildete sich ein, genau die Stelle zu berühren, an der sie getrunken hatte.
    Wenn er mit Nora sprach, fühlte er sich immer wohl. Doch in den vergangenen Tagen hatte er angefangen, sich auch mit seinen anderen Gästen zu unterhalten. Und deren Reaktion war positiv. Als wäre er einer von ihnen. Als wäre er normal. Das gefiel ihm. Das stand ihm zu. Und er wollte mehr davon.
    Als Carrie sich am Sequoia College mit Jase traf, hatte er auf seiner Suche nach einem Bindeglied zwischen Cheryl Anderson und Kelly Sorenson bereits zwanzig Personen befragt. Stunden später hatte er noch immer keine neuen Hinweise erhalten. Niemand hatte die beiden Frauen je zusammen gesehen. Und niemandem war im Zusammenhang mit beiden irgendetwas Merkwürdiges oder Verdächtiges aufgefallen.
    „Vielleicht kannten sie sich wirklich nicht. Der Mörder hat sie einfach nur ausgewählt, weil sie aufs selbe College gingen. Aber wie können wir den Kreis der Verdächtigen von dieser Position aus einengen?“, sinnierte Carrie, die eher laut dachte, als dass sie sich von Jase eine Antwort erhoffte.
    Seit sie sich getroffen hatten, vermied sie es, Jase direkt anzusprechen. Verständigte sich nur über Fakten und nichts als Fakten mit ihm, um Überschneidungen bei der Ausführung ihrer jeweiligen Vorhaben zu vermeiden. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass sie sich ungebärdig freute, ihn wiederzusehen. Ihr Körper und ihr Herz reagierten immer auf Jases Nähe, doch jetzt, nach dieser unglaublichen letzten Nacht, fiel es ihr schwer, die Erinnerungen daran in Schach zu halten. Die Vorstellung, vielleicht nie wieder seine Zärtlichkeit erleben zu dürfen, machte sie abwechselnd wütend und traurig. Falls Jase mit den gleichen widerstreitenden Gefühlen kämpfte, konnte er es gut verbergen.
    „Wir müssen andere Formen einer Verbindung zwischen ihnen überprüfen“, unterbrach Jase jetzt ihre Gedanken. „Wenn wir nicht bald etwas finden, müssen wir ernsthaft einen Trittbrettfahrer in Betracht ziehen. Die Morde an Cheryl Anderson undKelly Sorenson weisen mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten auf.“
    „Aber die vorhandene Gemeinsamkeit, die abgeschnittenen Augenlider? Das ist ein so markantes Detail. Mir ist so etwas bisher nie untergekommen. Dir etwa?“
    „Sosehr wir auch versuchen, die Vorgehensweise des Embalmers geheim zu halten, ein paar Einzelheiten könnten doch an die Öffentlichkeit gedrungen sein. Auch Polizisten sind manchmal nachlässig. Reden mit den falschen Leuten. Herrgott, der Embalmer könnte mit seinen Taten geprahlt und irgendjemands Interesse geweckt haben.“
    „Stimmt“, räumte Carrie ein. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich darüber freuen würde, aber die Möglichkeit besteht.“
    „Im Grunde ergibt einzig diese Annahme überhaupt einen Sinn“, blieb Jase bei seiner Meinung. „Die ersten drei Opfer hatten alle hellbraunes Haar. Sie

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