EwigLeid
Sie tun?“
„Wir sind vom Justizministerium und müssen dringend mit Dr. Odell Bowers sprechen.“
Als er das Justizministerium erwähnte, horchte sie auf. „Sie sind Polizisten? Endlich. Ich hatte schon viel früher mit Ihnen gerechnet, nachdem ich schon so oft bei Ihnen angerufen habe.“
Carrie trat einen Schritt vor. „Wir sind Special Agents beim Justizministerium, keine Streifenpolizisten. Aber Sie haben bei der Polizei Hilfe angefordert? Warum?“
„Weil mein Chef seit ein paar Tagen nicht zur Sprechstunde gekommen ist und ich ihn nicht erreichen kann. Ich schlage mich mit Anrufen und Besuchen wütender Patienten herum und habe es satt, aber ich brauche den Job. Ich will nicht einfach alles schleifen lassen, um dann meine Kündigung zu kriegen, wenn Dr. Bowers zurückkommt.“
Carrie und Jase blickten sich an, dann ergriff Jase das Wort: „Wir müssen genau wissen, was Sie der Polizei gesagt haben. Berichten Sie mir, während Special Agent Ward sich in Dr. Bowers’ Praxis umsieht. Und wir brauchen seine Privatadresse.“
Zehn Minuten später rasten Carrie und Jase zu Dr. Bowers’ Wohnung im Presidio. Nach den Worten der Empfangsdame, Marlene Harrison, war Dr. Bowersschonungslos penibel in Bezug auf die Einhaltung seiner Sprechzeiten und Termine. Sie arbeitete seit einem halben Jahr für ihn, und er war nicht ein einziges Mal krank oder verhindert gewesen. Doch jetzt meldete er sich weder am Telefon noch auf dem Handy und hatte auch nicht die Tür geöffnet, als Marlene am Abend zuvor bei ihm zu Hause geklingelt hatte.
In diesem Fall hatte die junge Frau großes Glück gehabt. Für Carrie bestanden schließlich kaum noch Zweifel, dass Dr. Odell Bowers der Embalmer war. Eine kurze Durchsicht seiner Krankenakten hatte ein Bindeglied zwischen seinen ersten drei Opfern ergeben: Sie alle waren potenzielle Patientinnen. Sie alle hatten ihn aufgesucht, um sich wegen einer Schönheitsoperation beraten zu lassen, und waren binnen weniger Wochen nach ihrem Termin verschwunden.
Kreditkartenabrechnungen oder anderweitige Zahlungen an diesen Arzt waren nicht aufgetaucht, weil Bowers die erste Beratung gratis anbot; bis zu diesem Zeitpunkt hatte er ihnen nichts in Rechnung stellen müssen. Doch Bowers hatte der erste Besuch gereicht, um die Frauen anzuvisieren und persönliche Informationen über sie einzuholen. Die Adresse. Telefonnummer. Vielleicht hatte er sich sogar mit ihnen zum Kaffee verabredet, um die geplante Operation zu besprechen. Sicher, die Telefonaufzeichnungen der Opfer hätten ein Ergebnis bringen müssen, wenn sie Dr. Bowers irgendwann in seiner Praxis angerufen hätten, doch es war durchaus möglich, dass sie von einem fremden Apparat aus angerufen hatten oder persönlich erschienen waren, um einen Termin abzusprechen.
„In dem Augenblick, als er sie sah, wusste er, was er mit ihnen machen würde“, sagte Carrie. „Diese verdammten Filme …“
Sie fanden keinen Hinweis darauf, wie Bowers Kelly Sorenson gefunden hatte, doch in der Praxis von Bowers hatten sie in einem Schrank eine DVD-Sammlung gefunden, die Hinweise darauf enthielt, warum er sie und die anderen als Opfer ausgewählt hatte.
Odell Bowers war ein eingefleischter Fan von Horrorfilmen. Marlene hatte ausgesagt, dass er in seiner Mittagspause oft einen Film ansah und ein paar Mal seine Mitarbeiter dazu eingeladen hatte.
„Das fanden wir merkwürdig, und er hat auch bald aufgehört, uns einzuladen“, hatte Marlene berichtet.
Halb im Scherz fragte Jase: „Ging es in einem dieser Filme vielleicht um einen Mörder, der seinen Opfern die Augenlider abschneidet?“
„Machen Sie Witze?“, erwiderte Marlene und verdrehte die Augen. „Das war sein Lieblingsfilm.“
Der Film handelte von einer Familie, die in ein neues Haus einzog, ohne zu wissen, dass es früher eine Leichenhalle gewesen war. Kaum war die Familie eingezogen, zeichnete sich beim jüngsten Sohn eine befremdliche Verhaltensänderung ab. Irgendwie spielte ein früherer Serienmörder dabei eine Rolle, und die Familie fand seine Sammlung ausgetrockneter Augenlider unter einem Fußbodenbrett im Zimmer des Jungen.
„Horrorfilme habe ich schon immer gehasst.“ Carrie schüttelte sich, als sie mit Jase vor Bowers’ Haus anhielten.
„Ich auch.“
Sie warteten auf die Ankunft ihrer Verstärkung vom SFPD. Mehrere Officer bewachten die Zugänge zum Haus, und Jase und Carrie rückten zum großen Eingangsportal vor, das links und rechts von kunstvoll geschnittenen
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