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EwigLeid

EwigLeid

Titel: EwigLeid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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sein, wie sie sich selbst Jase gegenüber geschildert hatte, oder der schwierige Jugendliche, der wie Kevin Porter Drogen nahm und sich Banden anschloss, oder ein jugendlicher Transvestit, der seine Schwester liebte wie Odell Bowers, um dann so etwas wie ein Monster zu werden?
    Es war müßig, darüber nachzudenken. Schuldgefühl blieb Schuldgefühl, und offen gesagt, Carrie hatte es satt.
    Den Tod eines Menschen feierte man nicht, selbst wenn der Tote Serienmörder war, oder?
    Mag sein, doch genau das taten Carrie und ihre Teamkollegen in diesem Augenblick. Nein, eigentlich feierten sie den aufgeklärten Fall. Was das für die Gesamtsituation bedeutete, wollte Carrie sich später durch den Kopf gehen lassen.
    Außerhalb des Justizministeriums und des SFPD wusste jedoch niemand von Bowers’ Überführung. Oder seinem Tod. Man hatte beschlossen, die Umstände seines Todes zunächst einmal geheim zu halten. Unter seinen Sachen hatten sie Kelly Sorensons grüne Karte gefunden, doch das war das einzige Indiz, das Bowers mit dem Mord an der Frau in Zusammenhang brachte. Und weil er natürlich wohl selbst ermordet worden war, sollte sein Mörder nicht noch mehr Informationen erhalten, als er oder sie bereits hatte.
    Carrie sah Jase an, und angesichts seiner entspannten, aber leicht abwesendenMiene fragte sie sich, ob er das Gleiche dachte und fühlte wie sie, einschließlich einer leisen Enttäuschung darüber, dass kein Grund mehr für eine tagtägliche Zusammenarbeit am selben Fall vorlag. Mit einem kleinen Lächeln entzog sie sich Commander Stevens, Simon und DeMarco und näherte sich Jase, der allein an der Theke in McGill’s Bar saß.
    „Hey“, sagte sie leise.
    „Selber hey“, antwortete er. „Was willst du hier? Du solltest dich in den Lobreden sonnen. Das hast du verdient.“
    Sie schüttelte den Kopf, nicht aus Abwehr oder falscher Bescheidenheit, sondern … Na ja, sie wusste nicht recht, warum. „Was ich vor Bowers’ Haus gesagt habe, war mein Ernst. Bevor wir hineingegangen sind. Wir haben diesen Fall gemeinsam gelöst. Ohne dich hätte ich nicht all die Einzelheiten herausgefunden, um daraus die richtigen Schlüsse ziehen zu können.“
    Er trank einen Schluck aus seiner Flasche und zwinkerte Carrie zu. „Ganz recht. Durch die frische Luft und den kleinen Ausflug hast du einen klaren Kopf bekommen und kreativ zu denken begonnen. Ich erinnere mich.“
    Doch trotz des scherzhaften Tons tendierte seine Stimmung ins Düstere, genauso wie ihre auch.
    „Unsere Arbeit lässt uns nie los, jedenfalls nicht völlig, stimmt’s?“, fragte sie ihn. „Für die Opfer wird es nicht wirklich besser. Und nicht für die Gesellschaft allgemein. Unsere Arbeit rettet uns nicht vor den Dämonen, die uns verfolgen und uns überhaupt erst in unseren Beruf hineindrängen.“
    „Nein“, stimmte er ihr zu. „Nicht völlig. Doch niemand kommt im Leben mit heiler Haut davon, Ward. So funktioniert es nun mal nicht.“
    Das klang plausibel. Und so, wie Jase sie ansah, so eindringlich, tief, voller Zuneigung … Es erinnerte sie an das letzte Mal, als sie sich wirklich sicher und zufrieden gefühlt hatte. Als sie miteinander geschlafen hatten.
    Es war ihnen gelungen, diesen kleinen Zwischenfall zu ignorieren, solange sie den Embalmer jagten, doch nachdem er nun ausgeschaltet war … Was kam jetzt, nachdem ihre offizielle Partnerschaft beendet war? Würden sie ihr Zusammensein weiterhin totschweigen? So tun, als hätte es nie stattgefunden?
    Instinktiv wusste sie, dass Jase sie nicht mehr bedrängen würde. Dass er auf ein Zeichen von ihr wartete, damit er wusste, wie es weiterging. Wie immer, wenn es um Jase ging, lag ihr Verlangen im Widerstreit mit praktischen Erwägungen.
    Sie war nicht das, was er brauchte. Er brauchte eine Frau als Ausgleich zu seiner Arbeit, und da sie zu dieser Arbeit gehörte, konnte sie ihm den nicht bieten. Das würde er früh genug merken, sie musste also klug vorgehen. Nach Lage der Dinge würde sie es wahrscheinlich kaum überleben, wenn Jase sich von ihr abwandte, aber überleben würde sie. Solange sie realistisch blieb und nicht vergaß, wer und was sie war.
    Doch das hieß ja nicht, dass er sich jetzt, an diesem Abend, von ihr abwenden musste.
    Vielleicht kam sie noch einmal in den Genuss, die Wonnen und das Gefühl der Geborgenheit zu erleben, die er ihr geboten hatte. Nach allem, was sie in den vergangenen paar Tagen durchgemacht und gesehen hatten, war das doch wirklich nicht zu viel

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