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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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gekommen. Die ganze Band war hier. Und das hieß, er würde hierbleiben, zumindest vorläufig.
    Ich nahm die Aufnahme vom Fiery Furnace wieder aus dem Regal, stellte sie neben meinen Computer und erweckte dann mit einer Mausbewegung den Bildschirm zum Leben.
    WO SPIELEN DIE DEAD ELVISES ALS NÄCHSTES?, lautete die Überschrift des Blogs »Auf der Suche nach den Deads «.
    Ich kannte die Antwort. In Park City. Höchstwahrscheinlich im Harry O auf der Main Street. Ich musste noch einmal mit Cole sprechen. Rausfinden, was er mir verheimlichte. Aber ich konnte nicht unvorbereitet zu ihm gehen. Ich musste vorher mit Mrs Jenkins reden. Sie war die einzige andere Sterbliche, die über das Ewigseits Bescheid wusste, und ich hatte schon mehrmals mit ihr darüber gesprochen, wie ich dorthin zurückkehren könnte. Wir hatten uns nur so sehr auf den ersten Schritt konzentriert – nämlich Cole zu finden –, dass wir über nichts anderes geredet hatten. Vielleicht wüsste sie, was Cole verheimlichte.
    Falls er etwas verheimlichte.
    Es war noch zu früh, um zu Mrs Jenkins zu fahren, also schloss ich die Schublade und ging in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Tommy saß am Tisch. Er hatte heute noch Schule. In drei Tagen fingen für ihn die Sommerferien an.
    Ich warf einen Blick über seine Schulter. Oben auf dem Blatt, das vor ihm lag, stand: HILF DOROTHY, DEN WEG ZUM ZAUBERER ZU FINDEN. »Irrgärten? Und so was soll eine Hausaufgabe für Viertklässler sein?«
    Tommy drückte seinen Bleistift auf das Papier, um die Stelle, wo er war, nicht zu verlieren, und sah zu mir hoch. »Es ist die letzte Schulwoche. Ich hab ’nen ganzen Stapel davon zu machen.« Er senkte den Kopf. »Und die sind schwieriger, als sie aussehen.«
    »Fang von hinten an.«
    »Wieso?«
    Ich stockte und wusste eigentlich selbst nicht genau, wieso. Nur dass ich selbst es immer so gemacht hatte. »Dann geht es leichter.«
    Er hob den Bleistift und setzte die Spitze sorgfältig auf das Ende. »Ich versuch’s mal«, sagte er.
    Ich konnte den Blick nicht von dem Irrgarten losreißen. Bleistiftlinien wanden sich um Ecken und denselben Weg wieder zurück, wenn Tommy in eine Sackgasse geraten war.
    Der pädagogische Sinn der Beschäftigung mit Irrgärten hatte mir nie eingeleuchtet. Sie schärften nicht unbedingt die kognitiven Fähigkeiten. Ging es im Grunde nicht bloß darum, so lange herumzuprobieren, bis eine Lösung gefunden war? Gab es Punkteabzug dafür, anfänglich einen falschen Weg eingeschlagen zu haben?
    Nicht bei einem Irrgarten. Und doch war die Übung, den Bleistift aufs Papier zu setzen und ans Ende eines Irrgartens zu gelangen, aus den Schulen nicht zu verbannen. Niemand verlor Punkte, wenn er zu Anfang den falschen Weg genommen hatte. Im Leben sah das schon anders aus. Jedes falsche Abbiegen wirkte sich auf den Rest des Lebens aus. Jeder Fehler beeinflusste den Lebensweg, oder?
    Mein falsches Abbiegen – die Entscheidung, mit Cole ins Ewigseits zu gehen – hatte ein Leben gekostet.
    Nein. Noch hatte meine Entscheidung kein Leben gekostet. Noch war Jack nicht tot.
    Irrgärten. Wieso dachte ich so lange darüber nach? Gestern Abend hatte Cole das Ewigseits wie einen Irrgarten beschrieben. Ich schloss die Augen und fuhr mir über die Stirn. Irgendwas war da. Mir war, als hätte Tommys Irrgarten in meinem Kopf ein Erinnerungsbild aufblitzen lassen. Kein helles Bild, sondern eher so was wie das Negativ eines Fotos. Und eine kleine Stimme irgendwo tief in mir drängte mich, dranzubleiben.
    Ich nahm das neue Sagenbuch, das seit gestern auf dem Tisch lag, wuschelte Tommy durchs Haar und ging in mein Zimmer. Ich schob die Bücherstapel neben meinem Computer beiseite, um Platz zu schaffen. Wo hatte ich schon mal was über einen Irrgarten gelesen? Oder ein Labyrinth?
    Ich sah die Notizen durch, die auf meinem Schreibtisch herumlagen, kurze Zusammenfassungen aller Sagen und Legenden, von denen ich glaubte, sie könnten etwas mit dem Ewigseits zu tun haben. Wie Cole mir mal erzählt hatte, beruhten Sagen und Legenden auf Wahrheiten. Aber das Problem war, herauszufinden, welche für meinen Fall relevant waren.
    Doch in meinen jüngsten Notizen kam das Wort Irrgarten kein einziges Mal vor. Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück, nahm das neue Buch, das mein Dad mir geschenkt hatte, und überflog das alphabetische Register im Anhang.
    Kein Irrgarten unter I , aber als ich unter L nach Labyrinth suchte, wurde ich fündig. Mit einem Verweis auf Minotaurus

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