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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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    Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Natürlich hätte mir die Geschichte über den Minotaurus einfallen müssen – das Wesen, das halb Mensch, halb Stier war und in einem Labyrinth gefangen gehalten wurde. Alle neun Jahre mussten die Athener sieben junge Männer und sieben junge Frauen als Opfer in das Labyrinth schicken, weil sie nur so Pest und Hungersnot abwenden konnten. Das ging so lange, bis jemand, vermutlich ein tapferer Held, das Labyrinth betrat und den Minotaurus tötete. Und dann wieder nach draußen fand. Wie hieß der noch gleich?
    Ich blätterte gerade das Buch durch, um die im Register angegebene Seite aufzuschlagen, als ich hörte, wie das Garagentor aufging. Mein Dad kam früh nach Hause. Er kam nie früh nach Hause. Dann fiel es mir ein.
    »Mist«, knurrte ich. Ich hatte vergessen, dass der Privatdetektiv, den Mrs Caputo engagiert hatte, heute kommen wollte, um mit mir zu sprechen.
    Ich warf das Buch aufs Bett und schloss die Augen. Gestern Abend hatte mich die Aussicht, mit dem Detektiv zu reden, nicht nervös gemacht, aber vielleicht nur, weil ich durch meine Begegnung mit den Schatten erschöpft und geschwächt gewesen war.
    Heute machte sie mir Angst.
    Du schaffst das , sagte ich mir.
    Es klopfte an meiner Tür.
    »Herein«, sagte ich.
    Mein Dad trat ein und setzte sich aufs Bett, und ich deckte meine Notizen mit Büchern zu. Wieso veranstaltete ich so ein Versteckspiel? Das war doch albern. Mein Dad wusste sowieso von meinem Mythologiefimmel.
    Er ignorierte die Bücher. »Bist du bereit, die Sache hinter dich zu bringen?«
    »Mrs Caputo gibt mir die Schuld«, erwiderte ich, stand vom Schreibtisch auf und setzte mich neben ihn. »Selbst wenn ich die Wahrheit sage, glaub ich nicht, dass sie den Detektiv, dem sie wahrscheinlich viel Geld bezahlt, von ihrer heißesten Spur abzieht.«
    »Nach allem, was ich gehört habe, ist dieser Jackson ein vernünftiger Mann. Ich hab Erkundigungen über ihn eingeholt. Nur weil Mrs Caputo ihn bezahlt, kann er noch lange keine Beweise gegen jemand Unschuldigen fingieren.«
    Ich zupfte an der Steppdecke auf meinem Bett und überlegte. Spurensuche. Einsatz eines Privatdetektivs . Bei der normalen Suche nach einem vermissten Jungen war so etwas wahrscheinlich an der Tagesordnung. Aber wir hatten es hier mit dem Außergewöhnlichen zu tun. Mit einer Unterwelt, die eigentlich gar nicht existieren sollte. Mit Ewiglichen, die niemals starben. Das alles würde einen irdischen Privatdetektiv vermutlich leicht überfordern.
    Privatdetektiv Jackson roch nach Rauch, und er hatte sich das bisschen seines noch verbliebenen Haupthaars keck über die kahlen Stellen gekämmt. Es schwang sich von einem Ohr empor, um über seinen Schädel zu mäandern und dann in einem gegelten Bogen hinter dem anderen Ohr auszulaufen. Irgendwie sah sein Gesicht dadurch aus, als wäre es seitlich verrutscht.
    Ich musste immerzu darauf starren.
    »Nikki«, sagte mein Dad und stupste mich am Knie an.
    »Was?«
    »Beantworten Sie bitte die Frage«, sagte Jackson.
    Wie lange hatte ich auf seine Frisur gestarrt? »’tschuldigung. Könnten Sie die noch mal wiederholen?«
    »An dem Abend, als Sie zuletzt mit Jack zusammen waren –«
    »Am dreiundzwanzigsten März«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Ja, ich weiß.« In der Tat. Aber irgendwie spielte es keine Rolle, was er wusste. Er stellte immer wieder dieselben Fragen. »Hat er sich an dem Abend anders verhalten? Seltsam? Wirkte er gestresst?«
    O Gott. Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. An dem Abend hätte ich eigentlich für immer verschwinden sollen.
    »Nein«, sagte ich. »Wir haben im Park Poker gespielt, mit seinem Bruder Will. Jack hat fast jede Runde gewonnen.«
    »Poker im Park«, wiederholte er.
    »Ja.« Das hatte ich ihm auch schon etliche Male erzählt.
    Mein Dad schaltete sich ein. »Das haben die Kinder oft gemacht. Das war nichts –«
    Jackson hob eine Hand. »Bitte. Lassen Sie sie antworten.«
    »Mein Dad hat recht«, sagte ich. »Wir haben das oft gemacht. Die Jungs hatten sogar eigene Pokerchips, die ihr Großvater ihnen geschenkt hatte. Rote.« Ich verstummte, als mir klar wurde, dass das wahrscheinlich zu viele Einzelheiten waren.
    »Schön. Und nach dem Pokerspiel sind Sie nach Hause gegangen.«
    »Ja.«
    »Genau wie Will.« Er blickte in seine Notizen, als müsste er sich konzentrieren, um das Nächste richtig wiederzugeben. »Er hat Jacks Auto genommen. Und ist damit nach Hause gefahren. Dann war Jack

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