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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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vor den anderen setzt.«
    »Ich versuch’s ja«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Bloß, meine verdammten Beine. Die … w-w-wollen einfach nicht mehr.« Jetzt stotterte ich auch schon. Was war bloß los mit mir? Wir wollten Jack retten, und Cole hockte hier neben mir und versuchte, mich aufzumuntern?
    Und doch war genau das der Fall. Meine Schulter fühlte sich an, als ob ein Pitbull seine Zähne hineingeschlagen hätte und einfach nicht mehr loslassen wollte. Meine Beine fühlten sich an wie zwei Fässer Beton, und Cole hätte mir nur ins Haar pusten müssen, um mir eine komplette Glatze zu verpassen.
    Aber meine Erschöpfung ging sogar noch weiter. »Cole, ist das die Verzweiflung?«
    Er seufzte. »Denk nicht darüber nach.«
    »Ich kann nicht nicht darüber nachdenken.« Die Worte kamen schroff und schneidend.
    Der scharfe Ton in meiner Stimme ließ Cole zusammenfahren, und ich sah seinem Gesicht an, wie stark sich das Feuer auf ihn auswirkte. Die Dunkelheit in seinen Augen. Die markanten Schatten unter seinen Wangenknochen. Die Niedergeschlagenheit in seiner Haltung. Auch Max war deutlich davon gezeichnet, das verrieten die Sorgenfalten, die tiefer als sonst waren.
    Trotzdem hielten sie durch. Ich fragte mich, wie schlimm ich aussehen mochte, mit den halb weggesengten Haaren und meiner verbrannten Schulter.
    »Na, super. Und wie sollen wir gegen diese ganze Verzweiflung angehen?«, sagte ich.
    Coles Lippen zuckten fast unmerklich. »Na, na, Nik. Jetzt spricht die Verzweiflung aus dir. Denk einfach nicht darüber nach.«
    »Aber –«
    »Hab ich dir je erzählt, wie ich ein Ewiglicher wurde?«, fiel er mir ins Wort.
    »Nein«, sagte ich. »Du wolltest nie darüber reden.«
    »Hab ich dir je erzählt, dass ich Wikinger war?«
    Ich hob den Kopf von seiner Schulter und wischte mir eine letzte Träne weg. »Nein.«
    »Die Geschichte wird dir gefallen.« Er lächelte trotz der Anstrengung in seinem Gesicht und zog mich auf die Beine, was ich nicht für möglich gehalten hätte, bis ich auf einmal stand. »Diese Geschichte hat einfach alles. Intrigen, Spannung …«
    »Romantik«, warf Max ein.
    Cole verdrehte die Augen. Dann legte er eine Hand auf meine unversehrte Schulter, drehte mich in die richtige Richtung und gab mir einen sanften Stups, damit ich weiterging.
    »Und angefangen hat alles vor Jahrhunderten, mit einem kleinen, blonden Jungen, der über norwegische Felder und Wiesen hüpfte.«
    Ich drehte den Kopf und sah ihn mit einem fragenden Blick an, doch er winkte bloß mit der Hand, als wollte er sagen: Pass auf, wo du hingehst .
    »Ja, Nik. Dieser Blödmann – der in deinen Augen keine Moral hat – war mal ein kleiner Junge.« Er sprach in einem munteren Ton, und es funktionierte. Ich setzte einen Fuß vor den anderen.
    »Wie kommt ein Wikinger ins Ewigseits?«, fragte ich mit einer Stimme, die schon deutlich kräftiger klang.
    Doch er schwieg einen langen Augenblick. Ich warf wieder einen Blick nach hinten und sah, dass er ein flaches Steinchen zwischen den Fingern rollte, wie er das immer mit seinem Plektron machte. Ich begriff, dass es ihm vermutlich genauso schwerfiel wie mir, weiter durchzuhalten.
    Max rief über die Schulter: »Nun erzähl’s ihr schon, Cole.« Cole warf das Steinchen, und es prallte von Max’ Kopf ab. Max lachte erschöpft auf und rieb sich die Stelle, wo er getroffen worden war. »Das muss dir doch nicht peinlich sein.«
    »Wieso sollte es dir peinlich sein?«, fragte ich.
    Max antwortete: »Er ist wegen eines Mädchens ins Ewigseits.« Er klang wie ein Zehnjähriger, als er das sagte.
    Ich blieb stehen. »Was?«
    Cole ging einfach weiter, ohne seine Schritte zu verlangsamen, und stieß fast mit mir zusammen. Ich setzte mich wieder in Bewegung.
    »Warst du verliebt?«, sagte ich.
    »Ja«, antwortete Max, und gleichzeitig sagte Cole: »Nein.«
    Ich lächelte. »Das wird ja immer besser. Du hast meine volle Aufmerksamkeit.« Und das stimmte. Ich war aufmerksam und konzentriert. Der Schmerz in meiner Schulter hatte nachgelassen, und der Beton in meinen Beinen war nicht mehr ganz so schwer. »Erzähl weiter.«
    »Er hat sich rettungslos in sie verknallt«, sagte Max. »Sie tauchte in einem knappen, kleinen Wikinger-Outfit auf –«
    »Halt die Klappe, Max!«, sagte Cole entnervt, aber mit einem Grinsen. »So was wie ein knappes, kleines Wikinger-Outfit gibt es nicht. Wikinger frieren leicht. Jedenfalls, ich war Lehrling bei einem Kaufmann in meinem Dorf, als sie eines Tages

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