Ewiglich die Hoffnung

dass es zur nächsten Stunde läutete. Es war mir egal, dass sich alles zwischen uns verändert hatte. Nur eines war mir nicht egal: So nah ich Jack auch war, ich wollte ihm immer noch näher sein.
    JETZT
    Das Ewigseits.
    Als ich meine Geschichte zu Ende erzählt hatte, war Coles Miene ausdruckslos. Er sah mich nicht an. Stattdessen blickte er auf mein Kontaktband, das jetzt stärker war als je zuvor.
    Wir alle blickten auf mein Kontaktband. Und deshalb bemerkte Max den Streuner hinter uns erst im letzten Moment.
    »Weg hier!«, sagte Max.
    Wir rannten los, folgten meinem Kontaktband.
    »Wieso hast du nicht aufgepasst?«, rief Cole Max zu.
    »Ich hab bloß mal zwei Sekunden nicht nach hinten geschaut!«
    Wir flitzten nach rechts, dann nach links, dann wieder nach rechts, und im nächsten Augenblick schlug uns eine heiße Luftwelle entgegen und versengte mir fast das Gesicht. Ich wurde kurz langsamer, aber Cole gab mir einen Schubs.
    »Weiter, los!«, befahl er.
    Als wir erneut um eine Ecke bogen, wichen die erdfarbenen Windwände dem seltsamsten Anblick, den ich je gesehen hatte.
    Wir hatten den Ring des Feuers erreicht.

Kapitel Sechsundzwanzig
    Der letzte Ring vor dem Mittelpunkt. Das Einzige, das noch zwischen mir und Jack lag.
    Und es war ein Glutofen mit brennenden Wänden so hoch wie der Grand Canyon.
    Ich geriet mit der Schuhspitze in ein Loch im Boden und schlug der Länge nach hin. Eine Sekunde später hatte der Streuner uns eingeholt. Doch dann geschah etwas Merkwürdiges.
    Er blieb stehen, starrte gebannt auf die Feuerwände. Seine Augen glitten nach oben, wo die Flammen in den Himmel züngelten, und wieder herab, wo sie tanzend und knisternd fast die Mitte des Weges erreichten. Er sah aus, als hätte er vergessen, dass wir überhaupt da waren.
    Cole hatte meinen Arm gefasst und wollte mir auf die Beine helfen, doch als er die Reaktion des Streuners sah, hielt er inne.
    Die Augen starr auf das brennende Inferno um ihn herum gerichtet, drehte der Streuner sich zur nächsten Wand um, machte zwei Schritte darauf zu und sprang hinein.
    Ich zuckte zusammen, als ich das grässliche brutzelnde Geräusch hörte, dann verschlangen die Flammen ihn ganz, und wir konnten nichts mehr sehen.
    Er war verschwunden.
    Ich blickte Cole mit offenem Mund an und keuchte: »Was war das? Wieso hat er das gemacht?«
    Cole starrte in die Flammen, die Augen weit aufgerissen. »Das Feuer«, sagte er tonlos. »Es lockt Verzweiflung an.« Obgleich er selbst die Erklärung geliefert hatte, starrte er auf die Stelle, wo der Streuner verbrannt war, als könnte er es nicht fassen.
    Max war ein Stück vor uns. »Der jähe Übergang vom Ring des Windes muss den Streuner völlig überrumpelt haben. Er war machtlos.«
    Cole nickte. »Das sollte uns eine Warnung sein. Wir müssen uns darauf gefasst machen, die Auswirkungen des Feuers zu spüren.«
    Ich blickte von Cole zu Max und wieder zu Cole. »Soll das heißen … der Streuner hat so viel Verzweiflung empfunden, dass er einfach freiwillig in die Flammenwand gesprungen ist?«
    Keiner antwortete.
    »Wie macht das Feuer das?«
    Cole riss schließlich den Blick von der Wand. »Es ist Ewigseits-Feuer, also ist es mit einer Emotion verbunden. Feuer zerstört Dinge vollständig. Selbst die, die es irgendwie überstehen, werden dennoch auf einer elementaren Ebene verändert. Sie sind spröde und morsch und brüchig. In dieser Hinsicht ist Feuer der Verzweiflung sehr ähnlich. Wenn gegen Verzweiflung nichts unternommen wird, verzehrt sie alle anderen Emotionen, sodass bloß zerbrechliche Hüllen von ihnen übrig bleiben. Das Feuer im Ewigseits lockt das Feuer der Verzweiflung in deinem Innern hervor.«
    »Wir müssen weiter«, sagte Max.
    Ich blickte auf den schmalen Pfad, bemüht, das knisternde Geräusch brennender Haut auszublenden. Die Flammen züngelten in willkürlichen Abständen aus den Wänden heraus. Es war unberechenbar, wann wieder eine ganz plötzlich von einer Seite zur anderen schoss. Mir war schleierhaft, wie wir unversehrt da hindurchkommen sollten, auch wenn wir noch so sehr versuchten, uns in der Mitte zu halten.
    Der kleine Funken Energie, den ich noch hatte, verwandelte sich angesichts des Feuers in Asche. Wir würden ganz sicher verbrennen.
    Meine Schultern sackten herab. Das Adrenalin, das mich bis hierher angetrieben hatte, war verschwunden. Aufgebraucht.
    Cole stand neben mir, als könnte er meine Gedanken lesen. »Wir bleiben schön in der Mitte, Nik.« Sein Gesicht war