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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Ashton
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obendrein die schwierige Frage stellen: Würde ich es wieder versuchen? Wenn ich die Chance hätte, ihn zu töten … Würde ich es tun?
    Wenn es auf eine Entscheidung zwischen Jacks oder Coles Leben hinausliefe, ganz sicher.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. Es tat mir leid, dass ich ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, getötet hätte, und es tat mir leid, dass ich es erneut versuchen würde, wenn ich Jack dadurch retten könnte. Ich hoffte bloß, dass es nie dazu käme.
    Max rief uns zu: »Leute, wir müssen weiter.«
    Wir setzten unseren Weg fort. Cole schwieg, also sagte ich: »Erzähl mir mehr über Gynna. Und über ihre beiden Herzen.«
    »Das Oberweltherz ermöglicht es, zwischen den Welten zu pendeln. Das Ewigseitsherz hält unsere Welt zusammen. Denk dir die Tunnel als die Energiequelle des Ewigseits, dann ist die Schatzkammer der Herzen dessen Grundfeste. Wenn eine Ewigliche ihre Unsterblichkeit aufgeben will, muss sie dem Obersten Hof ein neues Herz bringen, um das zu ersetzen, das sie zerstören will. Das ist so ähnlich, wie wenn ein Arbeiter in einer Fabrik aufhört zu arbeiten. Darunter leidet die Produktivität. Und die Schatten mögen es nicht, wenn die Produktivität leidet.«
    Auf einmal machte es bei mir klick. »Sie hat dein Herz als Ersatz für ihres benutzt. Damit sie wegkonnte. Damit sie nicht als Streunerin enden würde.«
    »Genau. Du siehst also, es ist keine richtige Liebesgeschichte. Aber ich schätze, es kommt immerhin Verrat darin vor.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich, und das meinte ich aufrichtig. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Aus wem?«
    »Gynna.«
    »Oh, sie war im Nu verschwunden. Sie hat sich ihr Ewigseitsherz geschnappt, und weg war sie.«
    »Wohin, in die Oberwelt?«
    Er nickte.
    »Hat sie ihre beiden Herzen zerstört?«
    Endlich sah er mir in die Augen. »Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie wiedergesehen. Ich nehme an, sie ist alt geworden und gestorben. Also war sie wohl letzten Endes die Dumme.«
    Er sagte das ohne ein Fünkchen Heiterkeit, mit einem sarkastischen Unterton.
    »Sie war verrückt«, fügte Max hinzu. »Sie hat nicht begriffen, welche Vorteile es hat, ein Ewiglicher zu sein.«
    »Welche Vorteile hat es denn?«, fragte ich.
    »Ist das dein Ernst?« Max starrte mich einen Moment lang fassungslos an. Dann zählte er an den Fingern ab. »Ewiges Leben. Ewige Jugend . Ein Springbrunnen in der Mitte von jedem Unterbezirk, der dich all deine Sorgen vergessen lässt.«
    Ich erinnerte mich an den Springbrunnen. Ich hatte ihn bei der Schlachtung gesehen.
    Max fuhr fort. »Zeit satt, um unser musikalisches Können zu verbessern. Die besten Voraussetzungen, um Rockstars zu werden.«
    »Und die wären?«, fragte ich.
    »Wir brauchen bloß einen Saal und ein ahnungsloses Publikum …«, sagte er.
    Mir wurde flau im Magen, als ich daran denken musste, was das für ein Gefühl war, sie auf der Bühne zu sehen. »Du meinst, ein Publikum, dessen Emotionen sich leicht manipulieren lassen.«
    »Genau. Es geht doch nichts über den triumphalen Moment, wenn irgend so ein einflussreicher Typ im Anzug uns auf der Bühne sieht und denkt, er hat die nächsten Beatles entdeckt.« Max blickte versonnen in die Ferne. Cole ging schweigend neben mir her. Er hielt den Kopf gesenkt. Ich hatte ihn noch nie so wie Max jetzt darüber reden hören, wie es war, ein Ewiglicher zu sein.
    »Seid ihr deshalb ständig in der Oberwelt? Weil Musik im Ewigseits nicht erlaubt ist?«
    Max antwortete. »Richtig. Das macht uns zu was Besonderem. Und es lohnt sich. Wir hatten den ›triumphalen‹« – Max malte Anführungszeichen in die Luft – »Moment in der Oberwelt schon mehrmals, in verschiedenen Generationen, stimmt’s, Cole?«
    Cole rang sich ein Lächeln ab. »Ja, stimmt. Aber du vergisst das Beste an der Unsterblichkeit.«
    »Und zwar?«
    »Das Fehlen des einen Körperorgans, das die ganzen verdammten Entscheidungen trifft. Das Herz.« Er sagte das ebenso verächtlich wie ehrfurchtsvoll.
    Wir schwiegen. Cole machte den Eindruck, als wollte er nichts mehr sagen, daher wandte ich mich an Max.
    »Und warum bist du ins Ewigseits gekommen?«, fragte ich ihn.
    Er drehte sich um und begann, rückwärts zu gehen. Er breitete die Arme aus. »Aus Liebe!« Er zog die Hände mit einem Ruck zurück, als sie den Flammen zu nahe kamen.
    Cole lachte laut auf.
    »Was ist denn?«
    Cole sah mich an. » Ich habe ihn ins Ewigseits geholt. Vor einer Ewigkeit.«
    »Ich meinte, aus Liebe zur Musik«, erklärte Max

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