Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
Schreibtisch. »Wir wollten fragen, ob Sie uns vielleicht irgendwas zu den Zeichen auf diesem Ding hier sagen können.« Jack bemühte sich, mit möglichst ruhiger Stimme zu sprechen.
Mrs Stone rückte ihre Lesebrille zurecht und nahm das Armband in Augenschein. »Schwer zu sagen, was das darstellen soll …«
Jack zog das Blatt Papier mit seinen Zeichnungen aus der Tasche und legte es ihr vor. »Vielleicht können Sie es darauf besser erkennen. Das hab ich selbst abgezeichnet. Ist also nicht besonders, na ja … professionell geworden oder so. Aber wir glauben, es handelt sich um Hieroglyphen.«
Sie musterte uns beide einige Sekunden lang. »Wie kommen Sie an ein Armband mit Hieroglyphen?«
Ich wollte antworten, doch Jack war schneller. »Der neue Laden auf der Main Street verkauft die Dinger. Angeblich hat jedes Armband eine andere Bedeutung.«
»Ach so. Dann hat das ja vielleicht Zeit bis nach der Schule, oder?«
Jack setzte sein charmantestes Grinsen auf. »Ich hab mit einem Freund gewettet, dass wir eher dahinterkommen als er. Bitte?«
Sie lächelte schwach und sah sich dann Jacks Zeichnungen an. »Tja, soviel ich weiß, ist das Gefäß das Symbol für das Herz. Das ist sozusagen allgemeingültig. Aber die anderen …«
Ich sah Jack an und schüttelte den Kopf. Das hier war reine Zeitverschwendung, wenn sie nur das bestätigen konnte, was wir bereits wussten.
Jack lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Ich hab ein bisschen recherchiert, und die anderen Symbole könnten was mit den Teilen der Seele zu tun haben … oder so?«
Sie zuckte die Achseln. »Das kommt mir bekannt vor.«
»Können Sie uns vielleicht irgendwelche Bücher zum Nachschlagen empfehlen? Vielleicht in der Bibliothek?«
»Bibliothek …« Sie überlegte kurz und hob dann einen Finger. »Ein alter Professor von mir an der Uni wäre genau der richtige Ansprechpartner. Er ist derjenige, der mich auf die Idee gebracht hat, in meinen Literaturkursen alte Mythen zu behandeln. Aber natürlich bin ich nie so tief in die Materie eingedrungen, dass ich Hieroglyphen lesen könnte … Wenn ich heute Abend nach Hause komme, sehe ich mal nach, ob ich noch seine Nummer habe –«
»Heute Abend ist es zu spät«, fiel Jack ihr ins Wort. Ich legte ihm eine Hand auf den Arm, und er holte Luft. »Ich meine, mein Freund ist in solchen Sachen richtig fit … Hören Sie, Mrs Stone. Können wir Ihren alten Prof nicht jetzt sofort um einen Gefallen bitten?« Sie schien befremdet, ließ ihn aber weiterreden. »Seine E-Mail-Adresse steht doch bestimmt auf der Website der Uni. Ich habe ein Foto von dem Armband. Wir könnten es ihm mailen. Es ist wichtig.« Jack blickte zu Boden, und als er weitersprach, klang seine Stimme gequält. »Es ist furchtbar wichtig für mich.«
»Versprechen Sie mir, Ihre Bewerbungsunterlagen für das Stipendium nächste Woche einzureichen?«
Jack brachte ein Grinsen zustande. »Ich verspreche Ihnen alles, was Sie wollen.«
»Mehr will ich gar nicht.«
Mrs Stone ging mit uns zum Computerlabor und loggte sich in ihr E-Mail-Konto ein, während Jack auf einem anderen Computer die Internetseite der Universität aufrief.
»Ich schicke Professor Spears die Mail unter meiner Adresse«, sagte Mrs Stone. »Das heißt aber nicht, dass er sie gleich beantwortet. Er ist ein viel beschäftigter Mann und kann sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie sehr Ihnen die Sache unter den Nägeln brennt.«
»Verstehe«, sagte Jack. »Aber wir müssen es versuchen.«
Mrs Stone tippte rasch ein paar persönliche Zeilen, in denen sie Professor Spears versicherte, dass er ihr einen riesigen Gefallen täte, wenn er sich das Foto von dem Armband so bald wie möglich ansähe und bei der Entschlüsselung von dessen Bedeutung behilflich wäre.
»Wissen Sie, wenn Sie beide nicht jeden Tag fleißig bei mir im Klassenraum gearbeitet hätten, würde ich das hier nicht machen.«
»Danke«, sagte ich.
Mrs Stone setzte Jacks E-Mail-Adresse in cc, fügte das Foto als Anhang hinzu und klickte auf »Senden«. Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Okay. Warten wir ab, was passiert. Mr Caputo, auch wenn ich mich wiederhole, ich erwarte Ihre Stipendiumsunterlagen bis spätestens nächste Woche.«
»Alles klar«, sagte Jack.
Es waren nur noch wenige Minuten bis zum Beginn der ersten Stunde, also marschierten wir eilig zurück zu Mrs Stones Klassenraum. Sobald ich auf meinem Platz saß, rückte Jack samt Tisch und Stuhl ein kleines Stück näher zu mir. Ich
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