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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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sie suchte.
    Ich konnte unmöglich alles wiedergutmachen, was ich getan hatte, aber wenn ich es schaffte, dass es auch nur einem Menschen nach diesen sechs Monaten besser ging als vorher, dann wäre das doch immerhin etwas.
    Zu Hause.
    Früher machte meine Mutter jeden Sonntagmorgen Pfannkuchen zum Frühstück. Nach ihrem Tod mied mein Vater die Küche. Jetzt, wo ich wieder da war, beschloss ich, die sonntägliche Tradition wiederaufleben zu lassen.
    Ich setzte Wasser auf und blickte dann zum Fenster hinaus. Tommy hockte im Kastanienbaum, in der Hand eine Angelrute.
    Tommy. Ich musste daran denken, was er in seinem kurzen Leben schon alles durchgemacht, wie viele Verluste er erlitten hatte. Er konnte sich nicht erklären, wo ich gewesen war und wieso ich nun plötzlich wieder da war. Ich schuldete ihm mehr, als ich ihm gab. Vielleicht nicht unbedingt eine Erklärung, aber ich musste mich mehr um ihn kümmern.
    Ich sah zu, wie er auf dem dicken Ast balancierte, die Angel hob und diese dann hin und her schwenkte. Von zehn Uhr auf zwei Uhr. Ich lächelte. Er unterzog seine neuesten selbst gemachten Fliegenköder einem »Testlauf«.
    Ich gab den Teebeutel in meine Tasse und stellte sie auf die Arbeitsplatte. Dann ging ich nach draußen, schlich mich ums Haus herum zu der Kastanie, die unseren hohen Holzzaun überragte.
    Tommy sah mich zunächst nicht. Ich beobachtete ihn, wie er die Angel auswarf, geschickt vorbei an Ästen und Blumen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass andere zehnjährige Jungs sich gern mit so etwas den Sonntagmorgen vertrieben, aber Tommy war schon immer anders gewesen als die meisten Kinder in unserer Gegend, und manchmal wurde er von ihnen deswegen aufgezogen.
    Ich betrachtete die raue Baumrinde und die Holzlatten, die als Sprossen an den Stamm genagelt waren. Ich war früher auch oft auf den Baum geklettert, zusammen mit Jules. Wir hockten dann oben im Wipfel, wo nach dem Sommerschnitt bequeme flache Sitze entstanden waren. Wir pflückten die stacheligen Kastanien, ließen die grünen Schalen intakt und bewarfen damit die Nachbarjungs.
    Besonders gern zielte ich auf Jacks Kopf. Später erzählte er mir, dass er oft absichtlich an unserem Haus vorbeigeradelt war. Ich fragte ihn, ob er auf Schmerzen stand.
    Jack, Will, Jules und ich wurden unzertrennlich. Und das über lange Zeit, bis Will sich kurz vor Weihnachten für den Kriegseinsatz meldete.
    Eine Köderfliege landete zu meinen Füßen.
    »Hey, Nikki!«, rief Tommy von oben. »Was meinst du? Würdest du bei dem Köder anbeißen?«
    Ich hob die Fliege auf, kniff ein Auge zusammen und inspizierte sie. Meine Hand fing an zu zittern, und ich ließ die Fliege fallen. »Auf jeden Fall. Die fliegt super.«
    »Willst du hochkommen und es auch mal probieren?«
    Ich dachte an meine zitternden Hände und die Krämpfe, die meine geschwächten Muskeln seit meiner Rückkehr immer wieder plagten. Sich an Ästen entlangzuhangeln war da keine gute Idee. »Danke, Kumpel, aber in letzter Zeit bin ich nicht so gut im Bäumeklettern.«
    »Es macht gar keinen Spaß mehr mit dir«, sagte Tommy enttäuscht.
    »Tut mir leid, Tommy.«
    »Dauernd tut allen irgendwas leid«, sagte er. »Ich hab’s satt. Ich will, dass alles wieder normal ist.«
    Ich erwiderte nichts, weil ich schon wieder eine Entschuldigung auf der Zunge hatte.
    »Können wir nicht einfach wieder normal sein, wo du doch jetzt zurück bist?«
    Wie sollte ich ehrlich darauf antworten? Ich hatte gewusst, dass meine Rückkehr in die Oberwelt schwer werden würde, doch als ich zusah, wie Tommy im Garten spielte und sich etwas erhoffte, was niemals eintreten konnte, wurde mir schlagartig bewusst, wie schmerzlich das Ganze geworden war. Es tat weh, das Leben zu sehen, das ich nie haben würde.
    »Geht das nicht, Nikki?«, wollte Tommy wissen. »Wieder normal sein?«
    »Doch, klar.«
    Ich war schon auf dem Weg zurück ins Haus, als er mir hinterherrief: »Du kannst dir eine Fliege aussuchen. Aus meiner persönlichen Sammlung in meinem Zimmer.«
    Ich wusste, wie kostbar ihm diese Sammlung mit seinen Lieblingsstücken war. Ich rang mir ein Lächeln ab. »Danke, Tommy. Wie wär’s, wenn ich sie dir abkaufe?«
    Er strahlte übers ganze Gesicht, und als er anfing, die Angelschnur einzuholen, ging ich ins Haus.

Kapitel Fünf
    JETZT
    Nach der Schule in Mrs Stones Klassenraum. Noch fünf Monate.
    Eine Woche verging, und das Mal an meiner Schulter hatte sich um das Doppelte vergrößert, war jetzt zwei Finger breit.

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