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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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Eines Morgens bot Mrs Stone mir an, mir beim Nacharbeiten des versäumten Lehrstoffes zu helfen, da ich fast einen Monat Unterricht verpasst hatte. Sie hatte der Klasse eine dreißig Seiten umfassende Hausarbeit aufgegeben, die spätestens im Frühjahr abgegeben werden musste. Ich beschloss, meine fertige Hausarbeit meinem Dad zu geben, damit er einen handfesten Beweis dafür hatte, dass ich sechs Monate zur Schule gegangen und fleißig gewesen war.
    Als ich nach der Schule in ihren Klassenraum kam, war sie gerade im Gespräch mit einem Schüler, der bei ihr am Schreibtisch stand. Ich schaute ihn mir nicht genauer an, sondern ging mit gesenktem Kopf schnurstracks zu meinem normalen Platz in der letzten Reihe, obwohl alle Stühle leer waren.
    Ich holte mein Schulbuch hervor, ohne auf die Unterhaltung vorn am Pult zu achten. Bis ich Jacks Stimme hörte.
    »Der Abgabetermin ist erst in zwei Monaten«, sagte er.
    Mir stockte das Herz. Ich sah auf. Jack stand mit dem Rücken zu mir, und ich war froh über die Gelegenheit, ihn ungestört beobachten zu können.
    »Prima«, erwiderte Mrs Stone. »Ich bleibe nach dem Unterricht meist noch etwas länger, Sie dürfen also gern hier arbeiten. Dann kann ich Ihnen helfen, falls nötig. Aber haben Sie denn nicht Football?«
    »Das Training fängt erst um halb vier an. Ich hätte also eine Stunde Zeit.« Jack spähte in meine Richtung, und ich senkte den Kopf. »Danke, dass Sie mir helfen wollen.«
    »Ich freu mich, dass Sie sich jetzt mehr für Englische Literatur interessieren«, sagte Mrs Stone. »Manche Colleges bevorzugen vielseitige Bewerber. Zu viel Mathe und Naturwissenschaften tun der Seele nicht gut.«
    Ich lächelte über ihren Enthusiasmus, blätterte die Seiten meines Buches durch und holte mein Heft aus der Tasche.
    Ich hatte seine Schritte nicht gehört, daher erschreckte seine Stimme mich.
    »Hi«, sagte er.
    Das Heft fiel mir aus der Hand.
    Jack setzte sich auf denselben Platz, auf dem er während des Unterrichts saß. Ich konnte mich nicht bewegen. Er hob mein Heft auf und hielt es mir hin.
    »Danke«, sagte ich. Diesmal hatte das Wort ein wenig Klang.
    Ich hätte ihn nach seinem Schulprojekt fragen können. Oder wie es mit dem Football lief. Oder übers Wetter reden. Wie alte Bekannte das so machen. Aber mir fehlten die Worte. Daher wandte ich mich wieder meinem aufgeschlagenen Lehrbuch zu.
    »Du hast das große Spiel am Freitag verpasst«, sagte er.
    Wollte er mit mir plaudern? Das konnte ich nicht. Ich wusste, dass er nichts mehr für mich empfand. Das war einer der Gründe – der Hauptgrund – gewesen, warum ich mit Cole mitgegangen war. Damals hatte ich mich nach Jacks Verrat völlig vernichtet gefühlt, doch inzwischen hatte mir die Nährung den Schmerz genommen. Er war nicht mehr wichtig. Aber konnte ich es wagen, Jack wieder an mich ranzulassen?
    Ich spürte seine Augen auf mir, während er wartete. Das Warten kam mir sehr lang vor, so lang, dass es für jeden anderen unangenehm sein müsste.
    Und doch saß er einfach nur da und sah mich an.
    Wartete.
    Geduldig.
    Still.
    Inzwischen hatte ich beinahe vergessen, was er gesagt hatte. Ich hätte irgendwas verpasst oder so.
    »Ja«, sagte ich.
    »Na endlich.« Sein Tonfall klang leicht belustigt.
    Ich konnte nicht anders. Ich sah ihn fragend an.
    »Du hast dein Repertoire um ein drittes Wort erweitert. ›Hi‹, ›Danke‹ und jetzt ›Ja‹.« Seine Mundwinkel zuckten nach oben, und Hitze strömte mir ins Gesicht. Er sah es. »Wenigstens das hat sich nicht verändert.«
    Ich wandte mich wieder dem Schreibheft zu, und meine Hände zitterten.
    Er beugte sich näher. »Jetzt, wo wir unsere erste Unterhaltung hinter uns haben, möchtest du mir da vielleicht verraten, wo du gewesen bist?« Ich hörte ihm an, dass sein Lächeln verschwunden war. Kleine Schweißperlen traten mit auf die Stirn.
    »Du hast mich verlassen. Ohne ein Wort«, sagte er. Er klang unsicher, als müsse er sich anstrengen, mit ruhiger Stimme zu sprechen. Ich holte tief Luft, konnte aber nicht ergründen, was er empfand. Da war kein einzelnes Gefühl, das stärker war als die anderen. »Hast du mir gar nichts zu sagen?«
    Er wartete. Mein Herz fühlte sich an, als würde es mir jeden Moment in einer Million winziger Stücke aus der Brust springen, und ich begriff, dass die Situation hoffnungslos war.
    Ich klappte mein Buch zu.
    »Nein …«, platzte er heraus, und ich erstarrte. »Geh nicht. Du musst nicht mit mir reden. Wenn einer gehen

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