Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
seid ja wieder ein Herz und eine Seele«, sagte Cole von der Seite. Die Wut, die in seiner Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. »Tut mir leid, wenn ich eure unerwartete und rührselige Versöhnung störe, aber wo wir drei gerade hier stehen, ist es fast so wie an dem Frühlingstag vor langer Zeit. Fast so, als wäre Jack nicht ins Camp gefahren. Fast so, als hätte Jack nichts damit zu tun gehabt, dass du mit mir gegangen bist, Nik.«
Jack zuckte zusammen, hielt die Augen aber weiter auf mich gerichtet.
»Du hättest sie sehen sollen. Wusstest du, dass sie direkt zu mir gerannt ist, nachdem sie bei dir im Wohnheim war? Hat mich regelrecht angefleht, mit mir mitkommen zu dürfen. Konnte vor Schmerzen kaum atmen.« Er sprach jedes Wort übertrieben deutlich aus.
Ich beobachtete Jacks Gesicht und schüttelte den Kopf.
Jack ließ seinen Arm von meinen Schultern sinken. »Du hattest mir gar keine Chance gegeben, dir alles zu erklären. Ich bin nach unten zum Parkplatz gerannt, aber du bist weggefahren. Du hast mir nicht vertraut.«
Langes Schweigen trat ein.
»Will vielleicht einer von euch beiden meine Meinung dazu hören?«, fragte Cole.
»Klappe«, erwiderten wir wie aus einem Munde.
Cole zuckte die Achseln. »Ihr wisst ja, wo ihr mich findet.« Er drehte sich um und ging über den Parkplatz zu dem Bürgersteig, der um die Post herum führte. Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war, dann wandte ich mich wieder Jack zu.
Er fuhr sich wild mit beiden Händen durchs Haar. »Was für ein Chaos.« Es klang, als würde er mit sich selbst reden, nicht mit mir. »Ich weiß, wie es für dich ausgesehen hat, aber ich hätte dir alles erklären können. Ich hab dich dafür gehasst, dass du einfach weggefahren bist.« Er sah zum Himmel hinauf. »Ich hab dich gehasst.«
Jack trat einen Schritt zurück, weg von mir, und im selben Moment rief eine Stimme: »Lasst nicht zu, dass er euch auseinanderbringt!«
Wir blickten beide in Richtung der Stimme. Mary saß auf einer Bank im Wartehäuschen der Bushaltestelle. Ich hatte sie gar nicht bemerkt, aber sie hatte uns beobachtet.
Sie stand auf und kam herüber. »Das will er nämlich. Er hat Angst vor Ankern. Ich hab euch doch erzählt, dass ich eine Theorie über Anker habe.«
Schon wieder Anker. Ich seufzte. »Okay, Mary. Warten Sie auf einen Bus? Soll ich Sie irgendwo hinfahren?«
Jack neben mir rührte sich nicht. Im Gegensatz zu mir schien er sie ernst zu nehmen. Mary wandte sich ihm zu. »Es ist schon einmal passiert. Und er will nicht, dass es wieder passiert.«
»Wer will das nicht?«, fragte Jack.
Ich legte meine Hand auf seinen Arm. »Jack, sie weiß nicht, was sie –«
»Cole«, unterbrach Mary mich.
Der Atem stockte mir in der Kehle. Sie kannte seinen Namen. »Was?«
Statt mir zu antworten, schüttelte sie den Kopf. »Ich hab schon zu viel gesagt.«
Einer der städtischen Schnellbusse bog um die Ecke und bremste quietschend an der Haltestelle.
»Ich muss gehen.« Mary drehte sich um und winkte dem Fahrer.
»Moment noch, Mary. Sie können nicht so einfach gehen«, sagte ich. »Woher kennen Sie Cole?« Ich packte ihren Arm, doch sie riss sich los und lief mit der Energie einer Zwanzigjährigen zum Bus – keine Spur von einer Achtzigjährigen.
»Mary, bitte!«, rief ich ihr nach, aber es war zu spät. Mary stieg schon in den Bus, und als die Türen sich schlossen, winkte sie uns kurz zu, mit einem irren Lächeln im Gesicht.
»Was war das denn?«, fragte Jack verdattert.
»Keine Ahnung«, sagte ich benommen. »Sie scheint Cole zu kennen.«
»Dann können wir sie nicht gehen lassen.«
»Aber der Bus …«
»Das ist der kostenlose Schnellbus. Die nächste Haltestelle ist am Prospector Square.« Er nahm mir den Autoschlüssel aus der Hand. »Wir könnten vor ihm da sein, wenn ich fahre.«
Jack fuhr wie ein Verrückter, durch kleine Seitenstraßen und ohne auf Stoppschilder zu achten. Schließlich hielten wir kurz vor der Haltestelle.
»Haben wir ihn überholt?«
Wir schauten in den Rückspiegel, warteten … hofften, dass der Bus noch kommen würde. Falls Mary es mit der Angst zu tun bekommen hatte, würde sie sich vielleicht nie wieder in der Suppenküche blicken lassen. Wir mussten sie jetzt finden.
»Bitte«, sagte ich leise.
Jack nahm meine Hand. Endlich bog der weiße Bus um die Ecke. Jack schaltete die Zündung aus, und wir stellten uns an die Haltestelle. Als wir in den Bus stiegen, sprang Mary von ihrem Sitz und floh bis ganz nach
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