Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht
und die Suche erbrachte lediglich zwei Treffer. Der erste war eine gleichnamige Bluegrass-Band. Zwei ältere Frauen, die in ihren Overalls einen entspannten Eindruck machten und aussahen, als hätten sie schon auf so manchem Grashalm gekaut. Als wir den Text dazu lasen, erfuhren wir, dass die beiden Schwestern waren und tatsächlich eine Mom namens Persephone hatten. Von einem Mythos war auf ihrer Website mit keinem Wort die Rede. Fehlanzeige.
Der zweite Treffer wirkte ein wenig vielversprechender. Aber nur ein ganz klein wenig. Es handelte sich um einen Artikel aus dem Jahre 1982 über eine verschwundene Zeitungsreporterin. Die Töchter Persephones wurden erst im vorletzten Absatz erwähnt. Dort war die Rede davon, dass die verschwundene Reporterin an einer Enthüllungsstory über diverse Sekten gearbeitet hatte, von denen sich eine Die Töchter Persephones nannte.
»Was hältst du davon?«, fragte ich Jack.
Er zuckte die Achseln. »Wenn wir nur einen einzigen Artikel finden, der vielleicht was mit diesen Töchtern Persephones zu tun hat, bedeutet das, sie lassen sich nicht gern in die Karten schauen.«
»Denkst du etwa, das Verschwinden der Reporterin könnte was zu tun haben mit …« Meine Stimme erstarb, als ich über die Möglichkeiten nachdachte.
Ich tippte den Namen der Reporterin und ihren Wohnort in die Suchmaschine ein, doch die gab keine neuen Links an.
Jack presste grimmig die Lippen zusammen. »Ich würde Cole oder seinesgleichen alles zutrauen.«
Danach nahmen wir uns noch die Orpheus-Sage vor, aber die Recherche förderte nur leichte Abwandlungen der Version zutage, die Mrs Stone mir vor Monaten erzählt hatte. Falls es da einen Zusammenhang gab, dann sah ich ihn jedenfalls nicht. Vielleicht würden wir ja bei der nächsten Begegnung mit Meredith mehr erfahren, wenn wir die richtigen Fragen stellten.
Einige Tage später tauchte Jules an meinem Spind auf. Wir hatten nicht mehr miteinander gesprochen, seit wir zusammen die Broschüren verteilt hatten.
»Hey«, sagte ich.
Sie lächelte, doch es sah nicht aus wie ein Lächeln. »Hast du Lust auf einen Kaffee im Ray ? Oder arbeitest du immer noch nach der Schule in Mrs Stones Klassenraum?«
»Nein. Ich hab inzwischen ganz gut aufgeholt. Ich hätte Zeit.«
Sie atmete auf. »Super. Komm, wir nehmen mein Auto.«
Das Ray lag ein gutes Stück die Main Street hoch. Jules war auf der Fahrt recht einsilbig. Als wir ankamen, waren etliche Tische besetzt mit Leuten von unserer Schule, und die Luft roch stark nach Kaffee, French Toast und brutzelnden Spiegeleiern. Das Ray war berühmt für seinen French Toast, der fingerdick war und aus Biskuitkuchen zubereitet wurde.
Ich folgte Jules zu zwei Hockern an der Bar, und wir bestellten zwei Latte macchiato. Als die Bedienung sich an die Arbeit machte, sagte Jules zu mir: »Tut mir leid, dass zurzeit alles so schwierig ist. Als wir die Broschüren verteilt haben … Das war furchtbar.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
»Ich vermisse meine Freundin«, sagte sie. »Ich vermisse es, mit dir über alles reden zu können und genau zu wissen, dass du es nicht weitererzählst. Das fehlt mir. Mit meiner Mom kann ich nicht reden – du weißt ja, wie sie ist, sie begreift gar nichts. Und mit einem Jungen zu reden ist einfach was anderes, als mit meiner Freundin zu reden.«
Ich musste lächeln. »Ich vermisse das auch«, sagte ich.
Die Kellnerin stellte uns die zwei dampfenden Lattes auf die Theke, und wir unterhielten uns weiter. Nicht über Jack und nicht darüber, wo ich gewesen war, sondern über normalen Schulkram, bis wir schließlich wieder so miteinander redeten wie früher.
Ich fand es toll. Mit meiner alten Freundin quatschen, Kaffee trinken und alles andere vergessen.
Für einen kurzen Augenblick.
Jules fuhr mich zurück zu meinem Auto auf dem Schulparkplatz. Ich winkte ihr zum Abschied, und sie warf mir eine Kusshand zu. Es hatte sich im Ray nichts geklärt zwischen uns, aber ich glaube, es ging auch gar nicht darum, Probleme zu lösen.
Mein Dad war in der Küche und las Zeitung, als ich nach Hause kam. Sein Haar sah aus, als hätte er es zerwühlt.
»Alles in Ordnung, Dad?« Ich ging zum Kühlschrank, um uns beiden einen Saft zu holen.
Er knurrte. »Anscheinend bin ich nicht hip genug für einen Ferienort.« Er schüttelte den Kopf, blätterte um und las weiter.
»Sagt das die Zeitung?«
»Die Kolumne. Ich bin – Zitat – altmodisch und hindere unsere Stadt an ihrer
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