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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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hinten.
    Wir folgten ihr und sprachen bewusst leise.
    »Keine Angst, Mary«, sagte Jack. »Wir wollen uns bloß unterhalten.«
    Mary hockte jetzt in der hintersten Reihe. Wir hatten sie regelrecht in die Enge getrieben.
    Sie zitterte, also setzte ich mich neben sie, nahm ihre Hand und hielt sie auf dem Schoß. »Bitte, Mary. Sie haben gesagt, Sie würden Cole kennen.«
    Marys Unterlippe bebte. »Weil du keine Tochter warst. Deshalb wollte er dich. Du warst ein Experiment.«
    »Was soll das heißen, ich war keine Tochter?« Dann begriff ich. »Moment. Sie meinen die Töchter Persephones, nicht wahr? Dann haben Sie meine Kollegin in der Suppenküche tatsächlich gebeten, die Töchter Persephones zu finden.«
    Sie nickte. »Ich wusste nicht, wohin, nach meiner Rückkehr. Ich dachte, sie könnten mir helfen, meine Mom zu finden.« Sie fing an, sich vor und zurück zu wiegen. Jack saß in der Reihe vor uns und hörte aufmerksam zu.
    »Es wird alles gut werden, Mary. Wer sind die Töchter Persephones?«
    Sie wiegte sich weiter vor und zurück. »Es ist unsere Bestimmung, Spenderinnen zu sein. Opfergaben an das Ewigseits. Wir bereiten unsere Töchter darauf vor, für die Nährung ausgewählt zu werden, und erziehen sie dazu, keinerlei Bindungen in der Oberwelt einzugehen.«
    Dann legte sie den Kopf in die Hände und fing an zu stöhnen. Einige Fahrgäste drehten sich nach uns um.
    »Ist ja gut, Mary.« Ich drückte ihre Hand und fragte mich, wie viele Informationen wir wohl noch aus ihr herausbekamen. »Bitte erzählen Sie weiter.«
    Sie holte einige Male tief Luft. »Seit Tausenden von Jahren wählen sie unter den Töchtern Spenderinnen aus. Aber keine von ihnen hat überlebt. Deshalb hat Cole es mit einer anderen probiert. Mit einer, die keine Tochter war.«
    »Mit mir«, flüsterte ich. Sie nickte wieder. »Mary, war Ihre Tochter eine Spenderin?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf, ließ dann meine Hand los und zog den Kragen ihrer Bluse beiseite. Da, an ihrem Hals, war ein schwarzes Mal. Genau wie meines.
    Mir klappte der Mund auf.
    »Sie waren dort?« Ich bekam die Worte kaum heraus. »Aber Sie sind … älter. Cole hat gesagt, sie nehmen nur junge Spenderinnen.« Mary beobachtete mich, während ich die Puzzleteile zusammenfügte. »Sie müssen irgendwie geflohen sein. Aber die letzte Nährung ist hundert Ewigseits-Jahre her. Wie alt sind Sie?«
    »Das hab ich dir doch schon gesagt, Nikki. Du hast nicht zugehört. Keiner hört mir zu.« Sie begann wieder zu zittern, doch diesmal fühlte ich mich nicht in der Lage, sie zu trösten.
    Ich dachte zurück an meine erste Begegnung mit Mary – an den Tag, als sie den Teller zu Boden fallen ließ. »Sie sind achtzehn. Sie sind nur ein Jahr älter als ich.«
    Sie sah mich an, und einen Moment lang war ihr Gesichtsausdruck glasklar, während sie darauf wartete, dass ich mir alles zusammenreimte.
    »Sie waren da, bei der Nährung, zur selben Zeit wie ich«, sagte ich. In meinem Alter. Aus Park City. Konnte sie das Mädchen sein, das mich überhaupt erst mit Cole bekannt gemacht hatte? »Du bist Meredith.«
    Ihre Gesichtszüge verzerrten sich, und sie fing wieder an zu stöhnen und sich vor und zurück zu wiegen. »Sprich den Namen nicht aus. Meredith gibt es nicht mehr. Sieh mich an. Morsche Knochen. Haut so dünn wie Papier. Ich weiß nicht, wer oder was ich bin. Meredith hat nicht überlebt. Nicht so wie du.«
    Ich legte ihr eine Hand auf den Rücken, um sie zu trösten, doch sie warf sich gegen die Seitenwand, als hätte ich sie geschlagen.
    »Lass mich in Ruhe!«, kreischte sie.
    Jetzt blickten uns alle an, sogar der Busfahrer.
    »Alles in Ordnung dahinten?«, fragte er über den Lautsprecher.
    Jack rief: »Ja, alles okay. Wir steigen an der nächsten Haltestelle aus.«
    Meredith’ Schreie wurden immer lauter, deshalb standen Jack und ich auf und gingen zum hinteren Ausgang, um ihr zu zeigen, dass wir ihr nicht mehr wehtun würden.
    Als der Bus hielt und die Türen aufgingen, drehte ich mich ein letztes Mal zu Meredith um. Sie hatte plötzlich einen friedlichen Ausdruck im Gesicht, und als ich ausstieg, rief sie: »Denk an Orpheus, Jack! Er war stark!«
    Durch die offene Tür warf sie mir etwas zu, das ich reflexartig auffing. Dann schlossen sich die Türen, und der Bus fuhr weiter.
    Ich blickte nach unten. In meiner Hand hielt ich Marys silbernes Armband.

Kapitel Dreiundzwanzig
    JETZT
    Am Straßenrand. Noch einen Monat.
    Ich hielt Jack das Armband hin. »Das hat sie ein

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