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Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht

Titel: Ewiglich die Sehnsucht - Ashton, B: Ewiglich die Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brodi Ashton
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der Boden unter mir in Teer und verschlang mich.
    Ich schreckte aus dem Schlaf auf. Wieso hatte ich es je vermisst, träumen zu können?
    Ein Blick auf den Wecker sagte mir, dass es kurz nach zwei war. Ich wollte mich schon wieder auf die Seite drehen, als ich ein Geräusch hörte. Ich hielt den Atem an und lauschte. Irgendwo im Haus sprach jemand. Ich stand auf und folgte dem Klang hinaus auf den Flur und weiter zum Zimmer meines Vaters.
    Seine Tür war geschlossen, aber ich hörte, dass er sich mit jemandem unterhielt. Ich schlich näher und legte das Ohr an die Tür.
    »… du wüsstest es. Es funktioniert einfach nicht. Soll ich härter zu ihr sein und riskieren, sie noch einmal zu verlieren? Oder sanfter? Sie wie eine Erwachsene behandeln … und ebenfalls riskieren, sie noch einmal zu verlieren?«
    Er schwieg einen Moment. Mit wem sprach er da bloß um zwei Uhr in der Nacht? Über mich ?
    »Du wüsstest, was das Richtige wäre …«, sagte er. »Das hast du immer gewusst. Du konntest mit ihr über alles reden, und sie hat auch mit dir geredet.«
    Ich hielt den Atem an.
    »Jedenfalls, ich wollte dich nur auf den neuesten Stand bringen … Du fehlst mir.«
    Dann war er still. Kein Klicken signalisierte, dass er ein Telefonat beendet hatte. Kein Hörer wurde aufgelegt.
    Mein Dad hatte gar nicht telefoniert. Er hatte mit meiner Mom gesprochen, sie um Rat gebeten, wie er mit mir umgehen sollte. Er glaubte tatsächlich, dass sie uns von irgendwo oben beobachtete und zuhörte.
    Ich schlich mich zurück in mein Zimmer. Ich wünschte, ich könnte glauben, dass meine Mom irgendwo da draußen war und ich mit ihr reden konnte, wie mein Dad es tat. Ich wünschte, ich könnte mit meinem Dad so reden, wie ich mit meiner Mom geredet hatte, aber wir hatten nie ein so enges Verhältnis gehabt. Wofür keiner von uns beiden etwas konnte. Manchmal stellt sich diese Nähe einfach nicht ein.
    Was nicht hieß, dass ich ihn nicht weniger lieb hatte. Oder er mich.
    Ich war so schrecklich zu ihm gewesen, als ich mit Cole wegging. Wenn ich den Tunneln nicht entkam, würde ich ihn diesmal wenigstens mit einem sicheren Gefühl zurücklassen und nicht in dem Zweifel, ob ich ihn lieb hatte.
    Die Tage rannen mir durch die Finger. Ich wusste, ich musste Jack sagen, dass ich ihn bald wieder verlassen würde. Außerdem könnte ich Cole so das letzte bisschen Macht nehmen, das er über mich hatte. Aber ich würde den richtigen Zeitpunkt abwarten.
    Seit Cole erkannt hatte, dass Jack wusste, wer er wirklich war, tauchte er immer häufiger irgendwo in unserer Nähe auf, beschattete uns in der Schule auf den Fluren, war stets auf dem Parkplatz, wenn ich losfuhr. Die Band gab fast jeden Abend ein Konzert, sodass es schwer war, ihnen auszuweichen. Selbst wenn Cole mal nicht da war, fanden sich überall Spuren von ihm. Er war sauer, dass ich mich Jack anvertraut hatte. Das war offensichtlich. Aber ich wusste noch immer nicht, warum.
    Wie er versprochen hatte, half Jack samstags in der Suppenküche. An seinem ersten Tag teilte Christopher ihn für die Essensausgabe ein. Er trug einen Plastikhandschuh und füllte die Teller mit Blattsalat.
    »Da bist du ja«, sagte ich.
    »Was dachtest du denn?«
    Ich lächelte. Abgesehen von ein bisschen Small Talk arbeiteten wir schweigend Seite an Seite. Ich war mir bewusst, wie dicht er neben mir stand, dass sein Arm beinahe meinen berührte. Hin und wieder warf ich ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Ich betrachtete seine langen Wimpern, seine geschwungenen Lippen und geriet dadurch gelegentlich beim Austeilen der Suppe ins Stocken. Ich glaube, er war sich meiner genauso bewusst. Wenn ich ihn nicht anschaute, spürte ich, wie er mich anschaute.
    So ging das, bis plötzlich Mary an der Ausgabe auftauchte. Sie nickte mir zu und starrte Jack an.
    »Mary, das ist Jack.« Ich füllte eine Schüssel mit dampfender Gemüsesuppe. »Er ist neu bei uns.«
    Da sie mir die Schüssel nicht abnahm, beugte ich mich über die Theke, um sie für sie aufs Tablett zu stellen. Jack lächelte sie an und hielt eine Handvoll Salat hoch. »Auch etwas Grünzeug?«
    Mary schüttelte den Kopf, während sie Jack weiter fragend ansah. »Hast du ihr verziehen?«
    Ich blickte sie verblüfft an.
    Jack ließ den Salat wieder in den Eimer fallen. »Wie bitte?«
    »Hast du Nikki verziehen?«
    »Ähm, Mary, das ist vielleicht nicht –«, setzte ich an, doch Jack fiel mir ins Wort.
    »Nein, schon gut. Was meinen Sie, Mary?« Er sprach langsam.

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