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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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den reinen Grundstückswert dafür  – das sind Peanuts. Sie haben uns das Geschäft versaut, junge Frau, und das werden Sie büßen.«
    »Lassen Sie mich los!« Joanna versuchte die kleine Frau abzuschütteln, aber sie packte noch fester zu, so daß Joanna vor Schmerz aufstöhnte.
    »Erst wenn ich fertig bin. Ich bin sehr viel stärker als Sie – vergessen Sie das nicht.«
    »Wenn Sie mich nicht auf der Stelle loslassen, rufe ich die Polizei und lasse Sie festnehmen.«
    Der Blick der alten Frau bohrte sich in sie hinein, ihre Augen glänzten fiebrig. Die dunklen Ringe verrieten, daß Ellie seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen hatte.
    »Vor drei Tagen fing es bei ihm an, mit Brustschmerzen. Ich habe die Sanitäter gerufen, aber er starb, noch bevor sie das Krankenhaus erreichten. Seine letzten Worte waren: ›Zahl es ihr heim, Ellie. Zahl es diesem Miststück heim.‹ Und das habe ich ihm versprochen.«
    Auf einmal wollte Joanna sich gar nicht mehr losreißen, ja nicht einmal mehr widersprechen. Nicht, daß sie Angst gehabt hätte. Nein, eine scheußliche, morbide Faszination hatte von ihr Besitz ergriffen. Und das machte sie merkwürdig passiv, wie bei einem Unfall, wenn man das Unvermeidliche kommen sieht und die Zeit stehenzubleiben scheint. Instinktiv wußte sie, daß sie die Szene bis zum Ende durchstehen mußte. Wenn die Flut von Beleidigungen erst verebbt war, hatte sie es endgültig hinter sich. Sie wußte, daß sie die Frau dann nie mehr wiedersehen würde.
    Ein bitteres Lächeln umspielte Ellies Mundwinkel, fast als könne sie Gedanken lesen.
    »Keine Sorge, Sie werden mich nicht wiedersehen. Ich mußte Ihnen nur einmal gegenüberstehen. Sie werden noch oft daran denken. Und bevor Sie sterben, werden Sie sich wünschen, niemals geboren worden zu sein.«
    Nach einer kurzen Pause, in der sie es sichtlich genoß, ihr Opfer zappeln zu lassen, fuhr Ellie fort: »Sie glauben, daß ich eine Betrügerin bin? Eine Schwindlerin? Nun, Sie werden ja sehen.«
    Gleich darauf verzerrte sich ihr Gesicht zur irren Grimasse einer Fanatikerin, die eine überirdische Macht beschwört.
    »Es ist vollbracht«, flüsterte sie. »Von nun an wird Ihr Leben ein Alptraum sein.«
    Joanna erschauderte. Natürlich war es nur eine dumme, leere Drohung aus dem Mund einer verbitterten alten Frau. Doch in diesem emotionsgeladenen Augenblick schien ein Kokon des Schweigens die beiden Frauen einzuhüllen und sie in einer beängstigenden Zweisamkeit vom Rest der Welt zu isolieren. Die Menschen um sie herum hätten Millionen von Meilen entfernt auf einem anderen Planeten sein können.
    Ganz plötzlich war es dann vorbei. Der stahlharte Griff um Joannas Arm löste sich, und die Frau, die ihr eben noch bedrohlich nah gewesen war, trippelte davon – eine kleine, unauffällige Gestalt zwischen Einkaufsbummlern und Büromenschen, die auf dem Weg zum Mittagessen waren.
    Ein noch stärkerer Schauder als vorhin ließ Joanna erzittern, so als wollte sie die Erinnerung an die widerliche Berührung der alten Frau von sich abschütteln. Sie holte tief Luft und spürte, wie ihr Herz raste. Mit Verspätung packte sie jetzt blanke Wut.
    Und Angst. Abscheuliche Angst.
    Deshalb wandte sie sich nach Norden und marschierte in Richtung Park. Etwas Bewegung würde ihr guttun, sprach sie sich zu. Doch zwei Straßenblöcke weiter fühlte sie sich keinen Deut besser. Allerdings ärgerte sie sich jetzt weniger über die gräßliche alte Frau, die ihr aufgelauert hatte, als vielmehr über sich selbst, weil sie sich so leicht aus der Fassung bringen ließ.
    »Miss Cross?«
    Sie machte einen Satz. Die Stimme ertönte direkt hinter ihr, als sie gerade eine Straße überqueren wollte. Sie drehte sich um und erkannte Sam Towne.
    Als er ihren Gesichtsausdruck sah, schwand sein Lächeln sofort.
    »Entschuldigung«, murmelte er. »Ich wollte Sie nicht erschrekken.«
    »Nein, Sie haben…«, stammelte sie. »Ist schon in Ordnung, ich… ich…«
    »Stimmt etwas nicht?« Er schien besorgt.
    Eigentlich wollte sie ihm kein Wort davon erzählen. Es war doch zu albern, und sie würde sich damit nur zum Narren machen. Natürlich sei alles in Ordnung, wollte sie sagen, alles ganz wunderbar. Dann würden sie sich höflich ein paar Takte lang unterhalten, bevor sich ihre Wege wieder trennten.
    Statt dessen hörte sie sich sagen: »Mir ist gerade etwas wirklich Entsetzliches passiert…«
     
     
     
     
     
     
    KAPITEL 4 Sie setzten sich an den Tisch, und mit noch immer

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