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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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besorgter Miene sah er sie an.
    »Fühlen Sie sich jetzt besser?«
    »Danke, es geht schon wieder.«
    »Was möchten Sie trinken? Wasser, Wein, Kaffee?«
    »Erst mal einen Schluck Wasser.«
    Sam winkte dem Kellner. Er hatte vorgeschlagen, in irgendein Lokal zu gehen, vielleicht zum Mittagessen, wenn sie Zeit habe. Am liebsten gehe er zu Mario, dort würde es ihr sicher auch gefallen – sofern ihr die Geschichte nicht allzu sehr auf den Magen geschlagen sei.
    »Ganz im Ernst, machen Sie sich keine Sorgen wegen dieser Spukgeschichte«, redete er ihr zu. »Diese Leute verstehen ihr Geschäft. Die wissen genau, mit welcher Masche sie jemanden abergläubisch machen können.«
    »Aber ich bin eigentlich gar nicht abergläubisch.«
    »Jeder ist abergläubisch, auch diejenigen, die es abstreiten. Wir sind rationale Wesen, deshalb haben wir gar keine Wahl.«
    Eine ihrer Augenbrauen zuckte leicht, wie immer, wenn etwas ihre Skepsis weckte.
    »Moment mal – wollen Sie sagen, daß Aberglaube etwas Rationales ist?«
    »Absolut.«
    Sie warf ihm einen schiefen Blick zu, die Augen ein klein wenig zusammengekniffen. »Könnten Sie mir das bitte näher erklären?«
    Sam beugte sich vor. »Gegensätze bedingen einander  – schwarz/ weiß, gut/böse, Ordnung/Unordnung und so weiter, einschließlich Rationalität und Irrationalität. Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Und irgendwo in der Mitte gibt es eine Grauzone, die sich nicht genau zuordnen läßt – ein Niemandsland, in dem alles möglich ist.«
    »Das klingt wie der Vorspann zu Unheimliche Geschichten. «
    Er lachte. »Sie müssen es ja wissen – nach dem, was Sie erzählt haben, haben Sie gerade eine erlebt.«
    Das stimmte, wie sie sich eingestehen mußte. Eine Zeitlang hatte sie wirklich Angst gehabt. Doch das war jetzt vorbei, die Erinnerung schwand mit jedem Augenblick mehr. Sie bestellte einen Salat und die Fettuccine nach Art des Hauses, die Sam ihr wärmstens empfohlen hatte. Und sie genehmigte sich sogar ein Glas Chianti, obwohl sie zum Mittagessen sonst nie Alkohol trank. Heute, dachte sie, hatte sie eine gute Entschuldigung.
    »Was mir tatsächlich zugesetzt hat«, sagte sie nach dem ersten Schluck Wein, »war, daß sie mir erzählte, daß ihr Mann gestorben ist. Ich glaube, ohne diese Geschichte hätte ich mir nicht soviel Angst machen lassen.«
    »Am Tod dieses Mannes trifft Sie doch wirklich keine Schuld«, stellte Sam entschieden fest. »Offensichtlich ist er bereits herzkrank gewesen. Der Infarkt hätte durch alles Mögliche ausgelöst werden können.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie. »Aber das sagt meine rationale Seite. Und wie Sie gerade richtig bemerkt haben, habe ich auch eine irrationale.«
    »Deren Existenz einzugestehen bedeutet nicht, daß man ihr das Feld überlassen muß«, meinte er.
    Bei diesen Worten schenkte er ihr ein so verständnisvolles und mitfühlendes Lächeln, daß sie völlig überrascht war.
    »Ich will mir Mühe geben«, war die einzige Antwort, die ihr einfiel. Eine Weile herrschte Schweigen, während das Essen serviert wurde. Joanna war voll des Lobes für die hervorragenden Fettuccine, die er zu Recht für sie ausgewählt habe. Dann bat sie ihn, von seiner Arbeit zu erzählen. Er zuckte die Achseln, als wüßte er nicht, wo er anfangen sollte.
    »Was würden Sie denn gerne wissen?«
    Einen Moment lang überlegte sie und sagte schließlich: »Es gibt da eine Frage, die ich Ihnen als Wissenschaftler gern stellen würde. Sie klingt etwas grob, ist aber nicht so gemeint.«
    »Schießen Sie los.«
    »Warum glauben so viele Wissenschaftler, mit denen ich gesprochen habe, daß jede Art von Forschung über paranormale Phänomene nur Zeitvergeudung ist?«
    »Nun«, erwiderte er, nicht im mindesten verärgert über die Frage, »darauf gibt es zwei Antworten. Die erste lautet: Wissenschaftler, die ihre Nase in Dinge stecken, die außerhalb ihres sehr begrenzten Spezialgebiets liegen, sind genauso dumm und voller Vorurteile wie alle anderen Leute – nur noch schlimmer, weil sie sich für gescheiter halten.«
    Sam schob eine Gabel Pasta in den Mund und betupfte sich die Lippen mit einer Leinenserviette.
    »Und die andere Antwort?« wollte Joanna wissen.
    In sein Lächeln mischte sich ein resignierter Zug. »Die andere Antwort ist, sie haben möglicherweise recht.«
    »Vermutlich teilen Sie diese Meinung aber nicht?«
    Wieder zuckte er leicht mit den Achseln, als wäre er um eine Antwort verlegen. »Ich weiß nur, daß ich einige

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