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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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recht seltsame Dinge gesehen habe. Ich weiß nicht, worauf sie hinauslaufen oder in welches Begriffssystem man sie einordnen könnte, aber ich kann sie ebensowenig ignorieren, wie ich sie erklären kann.«
    »Nennen Sie mir ein Beispiel.«
    »Ich meine nicht Gespenster, Feen und Botschaften aus dem Jenseits. Ich rede von Anomalien. Von Dingen, die wir einfach nicht in unsere Denkschubladen einordnen können.«
    »Zum Beispiel?«
    Er schilderte ihr das Experiment, in dem die Küken dazu gebracht wurden, eine Maschine als ihre Mutter anzuerkennen. Anfangs lachte Joanna, doch als sie die eigentliche Bedeutung begriff, wurde sie wieder ernst.
    »Wir haben Katzen in Kisten mit einer Wärmequelle eingesperrt, die von einem ähnlichen Zufallsgenerator gesteuert wurde. Die Katzen wollten es natürlich schön warm haben – und wir stellten fest, daß die Wärmequelle bedeutend länger eingeschaltet war, wenn sich eine Katze in der Kiste befand, als wenn kein Tier darin war.«
    »Das ist ja verblüffend, wenn das stimmt.«
    »Es stimmt ganz sicher.«
    »Können Menschen das auch?«
    »Kommen Sie doch gelegentlich mal in mein Labor und machen Sie ein paar von unseren Tests. Ich verspreche Ihnen, daß wir Sie nicht in eine Kiste einsperren werden oder so.«
    »Ich rede mal mit meinem Herausgeber. Vielleicht sollten wir eine Story darüber schreiben – Der ›Sieg des Geistes über die Materie‹ oder so etwas.«
    Plötzlich erschauderte sie.
    »Was haben Sie?« fragte er besorgt.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie, über sich selbst erstaunt. »Als ich ›Sieg des Geistes über die Materie‹ gesagt habe, hatte ich mit einem Mal wieder das Bild dieser schrecklichen alten Frau vor Augen und wie sie mich angestarrt hat…«
    Einen Augenblick lang schien es ihr, als wolle er ihre Hand nehmen, die auf der Tischplatte lag, doch dann besann er sich wohl anders. »Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe.« Seine Augen fixierten sie. »Diese Leute sind geschickt. Sie impfen einem Angst ein und hoffen, daß die Angst einen krank macht. Lassen Sie sich von denen nicht in Panik versetzen.«
    »Nein«, entgegnete sie. »Es geht mir schon wieder gut, wirklich. Danke.«
    Beim Kaffee erzählte sie ihm, sie wolle noch an diesem Nachmittag mit ihrem Herausgeber sprechen und ihm vorschlagen, etwas über »wissenschaftliche« Parapsychologie zu schreiben. »Wenn er anbeißt, rufe ich Sie an«, meinte sie.
    Auf einer zerknüllten Quittung, die er aus seiner Tasche zog, notierte ihr Sam die Telefonnummer seines Labors.
    »Rufen Sie mich in jedem Fall an«, sagte er, als er ihr den Zettel gab.
     
    KAPITEL 5 Taylor Freestone nahm sich selbst mindestens ebenso wichtig wie seinen Job als Herausgeber der Around Town. Joanna beobachtete, wie der elegant gekleidete Mann die Beine übereinanderkreuzte, die Fingerspitzen aneinanderlegte und sich gedankenvoll in seinen wildlederbezogenen Chefsessel zurücklehnte.
    »Klingt es nicht ein bißchen komisch«, fragte er, während er sie unter leicht zusammengezogenen Augenbrauen musterte, »wenn wir zuerst diese Geschichte auffliegen lassen und dann behaupten, daß vielleicht doch etwas dran ist?«
    »Das sind zwei ganz verschiedene Dinge«, gab sie zurück und wußte genau, daß er ihr zu guter Letzt zustimmen würde – aber erst, nachdem sie seiner Autorität Genüge getan und jenes kleine Ritual um Antrag und Bewilligung durchgespielt hatten. »Sam Townes Arbeit ist streng wissenschaftlich, und manche Ergebnisse sind wirklich erstaunlich. Mit der Camp-Starburst-Geschichte haben wir ein paar Betrüger entlarvt, aber wir haben nie gesagt, daß es keine übersinnlichen Phänomene gibt.«
    Er dachte ein paar Sekunden nach und machte dabei Kaubewegungen, als probiere er einen minderwertigen Wein. Joanna hatte ihm nichts von ihrer Begegnung mit Ellie Ray erzählt, allerdings hatte sie erwähnt, daß Murray gestorben war. Doch diese Nachricht hatte Taylor wenig beeindruckt. Er interessierte sich nur am Rande für die Menschen hinter den Geschichten, die er in seiner Zeitschrift veröffentlichen ließ. Sein Leben spielte sich ausschließlich im Kreis der Upper-East-Side-Cocktail-Schickeria ab, auch wenn sich die Zeitschrift, die er so erfolgreich herausgab, mit Themen aus aller Welt beschäftigte. Joanna wußte, daß Taylor ein außerordentliches Gespür dafür besaß, mit welchen Fragen sich sein Leserkreis in den eleganten Fitnessclubs beschäftigte, oder was man neulich im Fernsehen gesehen hatte und

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