Ex
Tychoskop aus eigenem Antrieb nach seiner Brut suchte. Aber schließlich handelte es sich um eine geistlose Maschine, deren logische Fähigkeiten nicht einmal an das einfachste Computerprogramm heranreichten. Jedes Programm war letztlich ein geordneter Prozeß, doch der ganze Sinn des Prozesses, der die Bewegungen des kleinen Roboters steuerte, bestand darin, daß er keinerlei Ordnung folgte.
Als einzig mögliche Kraft, die das Tychoskop in den letzten zwanzig Minuten zu Bewegungen dieser Art veranlaßt haben konnte, kam nur die Willenskraft der kleinen, eingesperrten Küken in Frage, die die Maschine in ihrer Nähe haben wollten. Wie die meisten Vogeljungen, sahen auch sie das erste bewegte Objekt, mit dem sie nach dem Schlüpfen in Kontakt gekommen waren, als ihre Mutter an. Nach ihrer Geburt hatten sie sechs Tage lang jeweils eine Stunde täglich in Gegenwart des Roboters verbracht, der seinem zufallsgenerierten Kurs folgte. Heute waren die jungen Vögel zum ersten Mal eingesperrt und deshalb nicht in der Lage, der Maschine wie sonst hinterherzulaufen.
Also ließen sie sie statt dessen zu sich kommen.
Eine Stunde später brachte Pete einen weiteren Käfig mit Küken und tauschte ihn gegen den ersten aus. Der einzige Unterschied bestand darin, daß diese Küken das Tychoskop nie zuvor gesehen und somit keinen Bezug dazu hatten. Um dies zu beweisen, ließ Sam einen zwanzigminütigen Kontrolldurchgang machen, bei dem der Roboter, wie es der Computerausdruck bestätigte, seinen normalen zufallsbestimmten Wegen folgte, während die Küken in ihrem Käfig keine Notiz von ihm nahmen.
»Okay, Pete, laß jetzt bitte die Jalousien runter«, sagte Sam, nachdem er sich vom Versuchsergebnis überzeugt hatte. Im Labor wurde es stockdunkel, und die Küken piepsten lauter und aufgeregter.
»Verstehst du, was ich meine?« fragte Sam. »Sie mögen es nicht, wenn es am hellichten Tag dunkel wird. Da geraten sie in Panik.«
Der Lärm, den die Küken machten, gab ihm zweifellos recht. Die Tiere beruhigten sich erst ein wenig, als Petes Feuerzeug aufflammte und er eine Kerze anzündete. Diese steckte er in eine Halterung auf dem Tychoskop, das seit dem Ende des vorigen Durchgangs reglos am anderen Ende des Raums stehengeblieben war.
Als die Kerze – die einzige Lichtquelle im Raum – befestigt war, drückte Sam auf seine Fernbedienung, und das Tychoskop setzte sich in Bewegung. Die Küken schrien nach dem Licht…
»Ich esse nie wieder eines von diesen Dingern«, murmelte Pete, als sie nach mehreren Durchgängen die Daten auswerteten. »Diese kleinen Tierchen sind ja die reinsten Magier.«
Sam lächelte. »Dann mußt du wohl Vegetarier werden«, meinte er, »weil alles, was mehr Bewußtsein als eine Karotte hat, die gleiche Show abziehen könnte wie die, die du gerade gesehen hast. Und es gibt da auch gewisse Theorien über Karotten…«
»Willst du etwa eine Versuchsreihe mit einem Korb Gemüse starten?«
»Nee – sonst halten uns noch alle für bekloppt.«
»Tun sie doch sowieso schon.«
»Na ja«, erwiderte Sam achselzuckend, »vielleicht sind wir es auch.«
Pete warf seinem Chef einen verstohlenen Blick zu. Manchmal verstand er Sam nicht. Eigentlich sollte er überglücklich sein angesichts der Resultate, die sie erzielten. Aber er schien plötzlich allen Mut verloren zu haben, als wären diese Versuche nur reine Zeitverschwendung.
»Was ist los?« fragte er. »Hast du einen Fehler in der Versuchsanordnung entdeckt oder so was?«
»Da ist kein Fehler«, bemerkte Sam trocken.
»Warum ziehst du dann so ein langes Gesicht?«
Der Anflug von Verärgerung auf Sams Gesicht sagte dem jüngeren Mann, daß er besser nicht weiterbohren sollte. Andererseits arbeitete Pete aber nicht hier, um sich vorschreiben zu lassen, was er zu tun und zu denken hatte. Er respektierte Sam, er mochte ihn und bewunderte seine Arbeit; gerade deshalb wollte er von ihm ins Vertrauen gezogen werden.
»Schau mich nicht so an«, protestierte er mit einem leicht quengelnden Unterton, den er selbst nicht ausstehen konnte. »Wenn dir irgendwas Kopfzerbrechen bereitet, wüßte ich es eben gern.«
Sam seufzte entschuldigend. »Es hat nichts mit dem Experiment zu tun.«
»Womit dann?«
»Das eigentliche Problem ist doch, herauszufinden, wohin das alles führen soll. Wenn es überhaupt irgendwohin führt.«
KAPITEL 3 Bisher war Joanna erst einmal im Fernsehen aufgetreten, bei einer Nachmittags-Talkshow, nachdem sie eine
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