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Ex

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Titel: Ex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Aufnahmegerät in ihrer Tasche hielt jedes Wort fest, das Ellie ihrem Mann soufflierte. Manche Bemerkungen waren ziemlich dreist. Ellie machte keinen Hehl aus ihrer Verachtung für diese Trottel, die ihr und Murray jeden Schwindel abkauften.
    Das gab guten Lesestoff.
     
    Ellie kniff die Augen zusammen, um durch die Glasscheibe die Frau ziemlich weit hinten zu erkennen, die Merle gerade etwas in die Hand gedrückt hatte. Es handelte sich um diese junge Rachel Clark, sie verbrachte das Wochenende in Clouds Wing. Die Informationen auf dem Bildschirm waren äußerst dürftig – Ellie erfuhr lediglich, daß sie in den letzten Monaten sieben Medien aufgesucht hatte, alle in der Nähe von Philadelphia, wo sie lebte. Und jedesmal hatte sie das gleiche gewollt: eine Verbindung zu ihrem Vater, den sie während seiner langen Krankheit bis zu seinem Tod im letzten Jahr gepflegt hatte. Offensichtlich gab es etwas zu klären, doch was genau, blieb unklar.
    »Ihr dreckiger Alter hat’s ihr wahrscheinlich besorgt, seit sie zehn war«, brummte sie ins Mikrofon. »Es geht um dieses dunkelhaarige Mädchen, das dir gestern aufgefallen ist – prima Titten unter der gräßlichen Strickjacke. Das hast du garantiert nicht übersehen! Ihre Mutter ist gestorben, als sie fünfzehn war. Nie verheiratet gewesen, aber einmal verlobt, mit einem Johnny – aber keine Ahnung, was aus dem geworden ist. Ihr Alter hat Küchengeräte verkauft  – klingt, als hätt’s was eingebracht, zumindest nach den Schulen zu urteilen, auf denen sie war.«
    Während Ellie die übrigen Details vorlas, spähte sie durch die Scheibe und versuchte zu erkennen, was Rachel Clark Merle gegeben hatte. Murray war noch dabei, auf die letzte Frage zu antworten, als Merle die Seitentreppe zur Bühne hochging. Genaues Timing hieß für Merle, daß sie genau vor Ellies Durchguck stehenbleiben mußte, um ihr zu zeigen, was sie in Händen hielt, und ihr mit verabredeten Zeichen zu signalisieren, ob es sich um Gold oder vergoldete Stücke, um echten oder um Modeschmuck handelte – was immer Murray, der ja jetzt nichts sah, von Nutzen sein konnte.
    »Goldene Männeruhr, wahrscheinlich vom Vater«, sagte Ellie, während Murray sein Geschwafel zur letzten Frage beendete und gleichzeitig die Informationen aufnahm, die Ellie über seine Stimme hinwegschickte. »Er hieß James Anthony Clark, die Mutter war eine Susan Anne mit ›e‹ hinten, geborene Ziegler. Die Kleine ist Halbjüdin, na, das sollte für den Anfang reichen…«
    Joanna mußte sich beherrschen, um ein schadenfrohes Grinsen zu unterdrücken. Sie hatten ihr die falsche Identität, die sie bei diesen langweiligen Abstechern nach Philadelphia in den letzten Monaten aufgebaut hatte, komplett abgekauft. Der Beweis kam jetzt aus Murrays Mund, er kaute jede einzelne schale Lüge wieder und tappte blind in Joannas Falle. Und sie hatte alles auf Band!
     
    Mit seinen gerade mal zwanzig Jahren war Jeremy Holland in Camp Starburst Mädchen für alles. Er hatte den Job gekriegt, weil seine Mutter mit einem Medium aus dem Camp verwandt war, und nun stieg er ebenfalls in den Beruf ein. Heute allerdings hatte er Telefondienst und war plötzlich mit einer Situation konfrontiert, die ihn überforderte. Überrascht blickte Ellie auf, als er mit gesenktem Kopf zu ihr kam.
    »Die Polizei ist am Apparat«, erklärte er.
    Ellies Herz setzte einen Schlag lang aus. Ihr war klar, daß einiges von dem, was sie machten, nicht ganz astrein war, doch sie tröstete sich immer wieder mit dem Gedanken, daß das vor Gericht praktisch nicht zu beweisen war. Dennoch hatte sie ein ungutes Gefühl, wenn sie es mit den Gesetzeshütern zu tun bekam.
    »Was wollen sie denn?«
    »Das sagen sie nicht. Sie verlangen eine gewisse Mrs. Anderson, die als Zuschauerin hier ist. Eileen Anderson.«
    »Die sitzt da drin.« Ellie nickte in Richtung Publikum. »Sie ist jetzt nicht zu sprechen. Sag ihnen, sie sollen eine Nummer hinterlassen oder es später noch mal probieren.«
    »Das habe ich schon getan. Aber sie bestehen darauf.« Jeremys Stimme zitterte leicht. Wie jeder der Angestellten hier im Camp fürchtete er Ellies Zorn, vor allem wenn er der Auslöser war. »Sie wollen unbedingt jemanden von der Leitung sprechen – jetzt sofort.«
    »Scheiße!« zischte Ellie und dachte nach. »Meinst du, du könntest hier mal fünf Minuten übernehmen?«
    »Ich werd’s versuchen«, strahlte er und freute sich über seine Chance und das Vertrauen, das Ellie in ihn

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