Ex
setzte.
»Murray fängt gerade mit dem Typ da drüben an – in Reihe ›J ‹, neben Minnie. Die Infos sind schon auf dem Schirm. Du mußt sie einfach nur ablesen – aber nicht zu schnell.«
»Kein Problem.«
Mit ein paar knappen Worten erklärte Ellie Murray den Wechsel und machte dann schnell den Platz am Mikro für Jeremy frei. Den Anruf ließ sie sich in ihr Büro durchstellen.
»Ellie Ray am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«
»Sergeant Dan Miller, State Police New Hampshire. Wie ich dem jungen Mann schon gesagt habe, muß ich Mrs. Anderson persönlich sprechen.«
»Tut mir leid, Mrs. Anderson ist gerade in einer… in einem Gottesdienst. Aber ich bin eine sehr gute Freundin von ihr. Wenn ich also Ihnen oder ihr irgendwie behilflich sein kann, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.«
Sie merkte, wie er zögerte und dann eine Entscheidung traf.
»Mmmh«, setzte er an, suchte offenbar nach den richtigen Worten. »Ich habe eine schlimme Nachricht. Ich rufe aus dem Leichenschauhaus an. Mrs. Andersons Gatte ist vor zwei Stunden bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen…«
Im ersten Moment fragte sich Joanna, ob es sich wohl um einen schlechten Scherz handelte. Oder hatte sie sich verhört? Alles in ihr sträubte sich gegen den Gedanken, daß das, was sich hier abspielte, wirklich geschah. Schreckensstarr wie nach einem Unfallschock saß sie da und konnte es nicht fassen.
Es begann damit, daß Ellie wieder das Mikrofon von dem jungen Mann übernahm, der sich die letzten fünf Minuten lang abgemüht hatte, die Show in Gang zu halten. »Hör mal«, wandte sie sich in eindringlichem Ton an Murray, »ich hatte gerade die Polizei am Apparat. Da gibt es ’ne einmalige Gelegenheit. Es geht um diese Anderson… ich hab’ ihre Daten hier… Vorname: Eileen, kommt aus Springfield… hat ein Problem mit ’ner Zwillingsschwester, die gestorben ist, als sie noch Kinder waren…Jetzt paß mal auf, Murray, ihr Mann ist gerade auf der Autobahn ums Leben gekommen… Was wir jetzt also tun, ist folgendes…«
Joanna fuhr sich mit der Hand unter die Perücke, als funktioniere ihr Empfänger vielleicht nicht richtig. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte. So etwas Schreckliches konnten sie nicht wirklich vorhaben. Nicht einmal diese Betrüger konnten so etwas von skrupellos sein.
Doch Ellies Stimme brummte weiter in ihr Ohr.
»Damit werden wir sogar Joyce Pardoe wieder an der Angel haben. Sobald das in der Zeitung steht, wird sie ihr Angebot erhöhen, ganz sicher. Wir könnten sogar eine Versteigerung zwischen ihr und den Thomases arrangieren…«
Joanna nahm nur beiläufig wahr, daß ihr der Mund offenstand, während sie mit anhörte, wie diese Frau kaltblütig einen tragischen Todesfall auszuschlachten plante, um den Verkaufswert ihrer Immobilie zu erhöhen. Doch noch immer wollte sie es nicht wahrhaben. Murray würde bestimmt nicht mitmachen. Sie betrachtete den ungerührt Dasitzenden, wie er eine weitschweifige Antwort auf die Frage eines Mannes aus einer der vorderen Sitzreihen zu Ende brachte. Von den habgierigen, gefühllosen Einflüsterungen seiner Frau war ihm nichts anzumerken. Bestimmt würde er ihren Vorschlag einfach ignorieren und ganz normal weitermachen. Er konnte doch nicht… Nein, unmöglich.
»Ihr Mann hieß Jeffrey Dean… Jeffrey Dean Anderson… Vertreter – mehr weiß ich nicht, auch nicht, was er verkauft hat… Zwei Kinder im Teenageralter, Shirley und Richard…«
Als Murray das Zeichen für die nächste Frage gab, kam Merle mit einer Art Brosche oder Anstecknadel auf die Bühne, die sie Murray in die ausgestreckte Hand legte.
Doch da erstarrte er. Einige Sekunden lang rührte er sich nicht, dann holte er tief seufzend Atem und sackte auf seinem Stuhl in sich zusammen, als wäre er bewußtlos.
Erschrocken sprangen die Menschen auf; sie fürchteten, ihm sei etwas zugestoßen. Auch Merle eilte zu ihm, merkte jedoch schnell, daß alles in bester Ordnung war, als Murray sich wieder aufrichtete und dann aufstand. Er hob theatralisch die Arme, und das Publikum sah erstaunt mit an, wie er in scheinbar höchster Konzentration die Finger an die Schläfen preßte. Sein Atem ging immer noch schwer. Dann fing er mit nach wie vor verbundenen Augen zu sprechen an.
»Jeffrey… Jeffrey Dean Anderson spricht zu mir«, intonierte er, »gerade eben… er hat eine Nachricht für dich, Eileen… er sagt, du bist hier, Eileen… es ist eine Nachricht für dich und die Kinder… er
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