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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hier.«
    »An welche Art von Schwierigkeiten denken Sie?«
    »Hartnäckigkeit von Müller. Er hat keinen Grund, mit uns zusammenzuarbeiten, und er ist kein leichter Verhandlungspartner. Ich erinnere mich, wie er in den Monaten nach seiner Rückkehr von Beta Hydri IV war. Wir hatten keinen Frieden mit ihm. Er war noch nie ein gleichmütiger Mensch gewesen, aber danach war er ein Vulkan. Nicht, dass ich ihn deswegen verurteile oder auch nur kritisiere. Er hat ein Recht auf seine Haltung. Aber es ist schwierig. In seine Nähe zu gehen, bringt Unglück. Sie werden es nicht leicht mit ihm haben.«
    »Warum kommen Sie dann nicht mit mir?«
    »Unmöglich«, sagte Boardman. »Es würde alles ruinieren, wenn er erführe, dass ich auf diesem Planeten bin. Ich bin der Mann, der ihn zu den Hydranern geschickt hat, vergessen Sie das nicht. Ich bin derjenige, der ihn – indirekt, natürlich – auf Lemnos ausgesetzt hat. Er wäre imstande, mich umzubringen, wenn er mich wiedersähe, glaube ich.«
    »Nein«, widersprach Rawlins ungläubig. »Das kann ich mir nicht denken. So barbarisch ist er nicht geworden.«
    »Sie kennen ihn nicht, wie ich ihn kenne. Was er war. Was er geworden ist.«
    »Wenn er voller Dämonen ist, wie Sie sagen, wie soll ich dann jemals sein Vertrauen gewinnen?«
    »Gehen Sie zu ihm. Machen Sie ein argloses und vertrauenswürdiges Gesicht. Das brauchen Sie nicht einzuüben, Ned. Sie haben ein von Natur aus unschuldiges Gesicht. Erzählen Sie ihm, Sie seien mit einer archäologischen Expedition hier. Lassen Sie ihn nicht wissen, dass wir die ganze Zeit über seinen Aufenthalt hier unterrichtet waren. Sagen Sie, dass Sie es erst erfuhren, als unsere Sonde über ihn stolperte – dass Sie ihn gleich wiedererkannt hätten, aus der Zeit, wo er und Ihr Vater befreundet waren.«
    »Ich soll also meinen Vater erwähnen?«
    »Unter allen Umständen. Sagen Sie ihm, wer Sie sind. Es ist die einzige Methode, die Erfolg bringen kann. Sagen Sie ihm, dass Ihr Vater gestorben ist, und dass dies Ihre erste Expedition in den Raum ist. Sie müssen ihn bei seinen Sympathien packen, Ned. Das sind die weichen Stellen. Rufen Sie väterliche Gefühle in ihm wach!«
    Rawlins schüttelte seinen Kopf. »Es tut mir leid, aber ich muss Ihnen sagen, dass mir nichts von dem gefällt. Diese Lügen!«
    »Lügen?« Boardmans Augen flammten auf. »Ist es eine Lüge, zu sagen, dass Sie der Sohn Ihres Vaters sind? Dass dies Ihre erste Expedition ist?«
    »Dass ich Archäologe bin?«
    Boardman zuckte die Achseln. »Würden Sie ihm lieber erzählen, dass Sie zu einer Suchexpedition gehören, die hinter Richard Müller her ist? Würde Ihnen das helfen, sein Vertrauen zu gewinnen? Denken Sie an unser Ziel, Ned.«
    »Ja. Der Zweck heiligt die Mittel. Ich weiß.«
    »Wissen Sie es wirklich?«
    »Wir sind hier, um Müllers Mitarbeit zu gewinnen, weil wir glauben, dass er allein uns vor einer schrecklichen Bedrohung retten könne«, sagte Rawlins im Ton eines Schuljungen, der einen auswendig gelernten Text aufsagt. »Darum müssen wir jedes Mittel einsetzen, das geeignet erscheint, diese Mitarbeit zu gewinnen.«
    »Ja. Und ich wünschte, Sie würden alle Ironie aus dem Spiel lassen, wenn Sie das sagen.«
    »Tut mir leid. Aber es ist mir verdammt unangenehm, ihn täuschen zu müssen.«
    »Wir brauchen ihn.«
    »Ja, gewiss. Aber ein Mann, der bereits soviel gelitten hat …«
    »Wir brauchen ihn.«
    »Schon gut, Boardman.«
    »Ich brauche auch Sie«, sagte Boardman. »Wenn ich es selbst tun könnte, würde ich keinen Moment zögern. Aber wenn er mich sähe, würde er mich erledigen. In seinen Augen bin ich ein Ungeheuer. Genauso ist es mit allen anderen, die in Verbindung mit seiner früheren Karriere stehen. Aber bei Ihnen ist es anders. Er könnte imstande sein, Ihnen zu vertrauen. Sie sind jung, Sie sehen so verdammt tugendhaft aus, und Sie sind der Sohn eines guten Freundes von ihm. Sie können seine Panzerung durchdringen.«
    »Und ihn mit Lügen vollstopfen, damit wir ihn täuschen können.«
    Boardman schien nur mit Mühe die Beherrschung zu wahren.
    »Hören Sie auf damit, Ned.«
    »Sagen Sie mir«, knurrte Rawlins, »was ich tun soll, nachdem ich mich vorgestellt habe.«
    »Bemühen Sie sich, Freundschaft mit ihm zu schließen. Lassen Sie sich dabei Zeit. Wenn er anfängt, sich auf Ihre Besuche zu freuen, dann haben wir halb gewonnen.«
    »Und was, wenn ich es bei ihm nicht aushalte?«
    »Verbergen Sie es. Das ist der schwierigste Teil, ich

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