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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und schließlich hatten Chesterfield und Walter den kritischen Bereich hinter sich. Petrocelli war wieder ruhig geworden. Wachsam setzten die drei Männer ihren Weg zum Herzen des Labyrinths fort.
    Irgend etwas musste geschehen, dachte Boardman, um Marshalls Leichnam zu bergen. Später.

Kapitel 10
     
    Die längsten Tage in Ned Rawlins' Leben waren jene gewesen, die er auf der Reise nach Rigel verbracht hatte, um seinen toten Vater in die Heimat zu überführen. Diese Tage jetzt waren länger. Vor einem Bildschirm stehen und tapfere Männer sterben sehen, jeden Nerv nach Erleichterung schreien hören, Stunde um Stunde um Stunde …
    Aber sie waren im Begriff, den Kampf gegen das Labyrinth zu gewinnen. Neun Männer hatten es bisher betreten. Vier waren tot. Walter und Petrocelli hatten in Zone E ein Lager aufgeschlagen, und drei weitere hatten am Eingang zu Zone F ein Basislager errichtet. Diese Männer hatten das Schlimmste hinter sich. Schon die Arbeit der Sonden hatte gezeigt, dass die Gefahrenkurve hinter Zone F scharf abfiel, und dass es in den drei inneren Zonen praktisch keine verborgenen Fallen gab. Nachdem F und E so gut wie überwunden waren, konnte es nicht allzu schwierig sein, in die zentralen Zonen durchzustoßen, wo Müller wartete, teilnahmslos und abweisend.
    Rawlins glaubte das Labyrinth inzwischen auswendig zu kennen. Mehr als fünfzigmal hatte er den Weg gemacht, zuerst durch die Augen der Sonden, dann durch die Fernsehübertragungen der Kundschafter. In seinen unruhigen Träumen sah er die gebogenen Wände, die dunklen Türme und düsteren Gassen. Er durchwanderte die tödliche Strecke, ungezählte Male vom Tod geküsst, immer wieder schweißgebadet aus dem Schlaf auffahrend. Er und Boardman würden die Nutznießer schwer erkämpfter Erfahrungen sein, wenn die Reihe an ihnen wäre, hineinzugehen. Der Zeitpunkt rückte näher.
    An einem kühlen Morgen unter eisengrauem Himmel stand er mit Boardman am Rand des Labyrinths. In den wenigen Wochen, die sie hier verbracht hatten, war der Herbst erschreckend rasch verglommen; die Sonne schien nur noch sechs Stunden am Tag, und zwischen ihm und der endlos erscheinenden Nacht lagen ein paar Stunden trüben Zwielichts.
    Rawlins war mittlerweile beinahe begierig, die Gefahren des Labyrinths auf die Probe zu stellen. Ein Verlangen beherrschte ihn, geboren aus Ungeduld. Er hatte in sicherer Entfernung gewartet und in Bildschirme gespäht, während andere Männer, jünger und älter als er, ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten. Manchmal hatte er das Gefühl, sein Leben lang auf das Stichwort zum Betreten der Bühne gewartet zu haben.
    Auf dem Bildschirm sahen sie Müller im Herzen des Labyrinths umherwandern. Die fliegenden Spionzellen hielten ihn unter ständiger Beobachtung. Seit die Sonde zu ihm vorgedrungen war, hatte Müller die Zone A nicht mehr verlassen; aber täglich hatte er seine Position im Labyrinth verändert, zog von Haus zu Haus, als fürchte er sich, zwei Nächte hintereinander im selben Haus zu schlafen. Boardman hatte sorgfältig beachtet, dass Müller nach seiner ersten Begegnung mit der Sonde weitere Kontakte mit ihnen erspart blieben. Die in den Zonen E und F lagernden Kundschafter waren angewiesen, die drei inneren Zonen zu meiden und ihre Standorte nicht zu verlassen. Oft hatte Rawlins den Eindruck, dass Boardman ein seltenes und empfindliches Tier beschleiche.
    An diesem Morgen klopfte Boardman mit dickem Zeigefinger an den Bildschirm und sagte: »Heute Mittag gehen wir hinein, Ned. Wir werden die Nacht im Basislager verbringen. Morgen früh werden Sie weitergehen und bei Walter und Petrocelli in E übernachten. Und übermorgen werden Sie allein ins Zentrum gehen und Müller aufsuchen.«
    »Warum gehen Sie überhaupt mit, wenn Sie ihn nicht sprechen wollen?«, fragte Rawlins.
    »Um Ihnen zu helfen.«
    »Sie könnten von hier aus mit mir Verbindung halten«, sagte Rawlins. »Sie brauchen Ihr Leben nicht zu riskieren.«
    Boardman blickte ihn an und zupfte an seinem Ohrläppchen. »Was ich tue, ist ohnehin auf minimales Risiko angelegt, Ned.«
    »Wie?«
    »Wenn Sie in Schwierigkeiten geraten«, sagte Boardman, »werde ich zu Ihnen kommen und Ihnen helfen müssen. Ich warte lieber in Zone F auf den Fall, dass ich gebraucht werde, statt in einer Notsituation von draußen allein durch den gefährlichsten Teil des Labyrinths zu rennen. Verstehen Sie, was ich meine? Von F kann ich rasch ohne große Gefahr zu Ihnen kommen. Aber nicht von

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