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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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einem kleinen, gepflegten Haus nähern.
    »Wer?«
    »Sebastiano, mein künftiger Liebhaber.«
    »Der Freund deiner Mutter?«
    »Das hält nicht lange.«
    »Mal ehrlich, meinst du das ernst?«, erkundige ich mich.
    »Hundertpro«, erwidert Angela und rüttelt am Tor, ruft den Gärtner.
    » Bwana ist auf Safari«, ruft der Gärtner zurück.
    »Tsk.«
    Wir essen in einem indischen Restaurant zu Abend und nehmen danach ein Taxi zum Hotel Saba-Saba, in dem die beste Musik gespielt wird. Der Eintritt ist billig. Es gibt einige weiße Touristen und eine Menge Tansanier in ihren buntesten Klamotten. Wir sitzen an einem Tisch mit K.C. – Konyagi-Cola.
    »Sieh dir nur die ganzen billigen Nutten an«, sagt Angela und schaut zur Bar, wo ein paar ältere weiße Männer stehen und sich mit jungen schwarzen Frauen unterhalten. Es gibt auch einige elegant gekleidete, junge schwarze Typen, die lautstark bestellen, ganze Flaschen kaufen und an jedem Arm ein Mädchen haben.
    »Was sind das für Leute?«
    »Aus den Tanzanit-Minen«, erklärt Angela. »Leute, die auf eine richtige Ader gestoßen sind.«
    »Meinst du nicht, dass wir bald nach Hause sollten?«
    »Warte noch«, sagt Angela. »Gleich wirst du aufgefordert.«
    »Von wem?«
    »Es gibt immer ein paar Weiße, die Angst vor Schwarzen haben.«
    Und tatsächlich, kurz darauf werden wir von zwei jüngeren Weißen aufgefordert, die in Arusha irgendwelche von Deutschen gebaute künstliche Bewässerungsanlagen begutachten wollen. Nachdem wir getanzt haben, setzen wir uns wieder an den Tisch, und einer der Männer fragt, was wir gern trinken würden.
    »Wir könnten auch auf unsere Zimmer gehen und die Minibar leeren«, schlägt der andere vor.
    »Okay«, sagt Angela.
    »Ich bin fünfzehn«, erkläre ich.
    »Fünfzehn?« »Fünfzehn.«
    »Dann lieber nicht«, sagt der Mann, steht auf und geht an die Bar. Der andere folgt ihm.
    »Wieso hast du das gesagt?«, fragt mich Angela.
    »Weil es die Wahrheit ist.«
    »Mann, bist du langweilig.«
    »Mag schon sein, aber ich gehe nicht mit fremden Männern auf deren Zimmer.«
    » Tsk «, zischt Angela. »Wir hätten nur ihren Schnaps trinken und sie ein bisschen hochnehmen brauchen.«
    »Du weißt nicht, wie sie sind, wenn sie hochgenommen werden.«
    »Ich dachte, du seist zäh. Dein Vater pult sich doch mit den Knochen von Toten die Reste aus den Zähnen.«
    »Nein, macht er nicht.« Auf dem Heimweg nehmen wir ein Taxi. Morgen werde ich zur Mountain Lodge fahren. Vielleicht ist Sofie da, ich mag sie gern.
    Muskeln
    Am nächsten Tag trampe ich zur Hauptstraße und will den Weg hinauf zur Mountain Lodge laufen, als Mahmoud mir entgegenkommt und erzählt, dass niemand zu Hause ist. Sie sind mit einer Gruppe japanischer Touristen in den Tarangire National Park gefahren. Er bringt mich zurück zum Arusha Game Sanctuary, dort hält Vaters Land Rover.
    Ein sehr weißer Mann mit kurzgeschorenen Haaren sitzt mit einem Bier auf der Veranda. Angela sitzt auf dem Stuhl neben ihm, die Beine untergeschlagen und das Kleid über den Knien – sie beugt sich vor, dass er zwischen ihre kleinen harten Titten sehen kann, legt den Kopf in den Nacken und lacht laut über irgendeine Bemerkung von ihm. Er steht auf, als er mich sieht. Groß, hübsch, muskulös, vielleicht gerade mal dreißig Jahre alt. Sein Hemd steht auf, so dass ich das rotblonde Haar auf der mit Sommersprossen übersäten Brust sehen kann.
    »Du musst Samantha sein«, sagt er.
    »Ja, hey«, antworte ich und zeige auf den Land Rover. »Wo ist mein Vater?«
    »Er kommt gleich«, sagt der Mann und kommt mir entgegen; die Farbe seiner Augen ein wässriges Blau. »Victor«, stellt er sich vor und streckt die Hand aus. »Dein Vater hat mich gerade vom Flughafen abgeholt.« Er hält meine Hand fest, ohne sie zu schütteln, er hält sie nur.
    »Äh, bleibt ihr hier oder müsst ihr weiter?«
    »Wir müssen morgen weiter, aber ich glaube, wir essen heute Abend zusammen«, sagt Victor und lässt mich los, legt mir aber seine Hand auf die Schulter. »Ich habe eine Menge von dir gehört. Dein Vater sagt, du kannst gut mit der Harpune umgehen. Ich hoffe, du zeigst es mir, wenn wir uns in Tanga begegnen.«
    Angela ist ebenfalls aufgestanden. Sogar aus dieser Entfernung sehe ich, dass sie sauer ist.
    »Aber gern«, sage ich. »Tja, aber jetzt will ich im Hotel Tanzanite schwimmen gehen.«
    »Darf ich mitkommen?«
    »Ja, natürlich«, sagt Angela. »Ich will auch hin. Brauchst du eine Badehose?«
    »Nein, ich habe

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