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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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besonders gut.«
    »Ist er zu Hause?«
    »Ja. Ich glaube, er …« Die Verbindung wird unterbrochen. Ich versuche es noch einmal, aber ohne Erfolg.
    Schwarzmarkt
    Heute sind so gut wie keine Inder in der Schule. Sie haben Angst. Die Häuser der Inder, ihre Läden und Fabriken werden durchsucht, die Menschen verhaftet und ohne Gerichtsbeschluss eingesperrt.
    Ich sehe Masuma in ihrer weißen Badmintonkleidung, als sie auf dem Parkplatz aus einem Auto mit Chauffeur aussteigt.
    »Masuma!«, rufe ich. »Bist du okay?«
    »Ich will Badminton spielen.«
    »Ist bei euch irgendwas passiert?« Masuma schaut sich nervös um. »Komm«, fordere ich sie auf und fasse sie bei den Schultern. Wir gehen zur Karibu Hall. Masuma beginnt zu schniefen, reißt sich aber zusammen, keine Tränen.
    »Sie waren in der Fabrik meines Vaters in Himo, allerdings haben sie nichts gefunden. Aber wir haben Nachrichten aus Kerbala, unserer heiligen Stadt. Dort hatte jemand eine Vision mit Blut und Gewalt in Afrika. Und meine Mutter hatte auch eine Vision, es war eine Kriegswarnung. Es ist sehr gefährlich im Augenblick.«
    »Was ist eigentlich los?«
    »Tansania hat alle Grenzen für uns geschlossen und alle internationalen Flüge gecancelt. Alle schiitischen Muslime auf der Welt haben von der Vision gehört, unsere Verwandten haben angerufen, um sich zu erkundigen, ob es uns gut geht, aber was sollen wir machen? Wir leben von der Gnade der Afrikaner, bis zu dem Tag, an dem es keine Gnade mehr gibt – und dann sterben wir.« Wieder beginnt sie zu schniefen.
    »So was passiert doch nicht. Nicht in Tansania.«
    »Das kannst du nicht wissen«, widerspricht Masuma. Christian ist nicht in der Karibu Hall.
    »Er hat wahrscheinlich gedacht, du kommst nicht«, sage ich. Masuma schüttelt den Kopf, geht zurück zum Auto und wird nach Hause gefahren.
    Im Laufe des Tages hören die Schüler von ihren Eltern in Dar, dass der Strand der Oysterbay voll ist mit Stereoanlagen, Videogeräten, Fernsehern und allen möglichen anderen Dingen, die normalerweise nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommen sind. Die Leute schmeißen ihre Sachen ins Meer, denn allein der Besitz beweist, dass sie gegen das Gesetz verstoßen haben. Die Behörden gehen gegen illegale wirtschaftliche Aktivitäten vor, deshalb sind sie auch so hinter den Indern her – sie betreiben einen Großteil des Schwarzmarkts.
    Am Freitag wird der Unterricht eingestellt. Der Staat hat die Bevölkerung aufgefordert, für die Bekämpfung des Schwarzmarkts zu demonstrieren. Der Staat schießt sich selbst ins Knie: Verschwindet der Schwarzmarkt, wird jedem bewusst, wie hoffnungslos die sozialistische Wirtschaft ist. Wir sind natürlich nicht aufgefordert zu demonstrieren, wir sind ja Ausländer und fleißige Nutzer des Schwarzmarkts.
    Waran
    Alison schreibt, dass sie an dem langen Wochenende doch nicht kommen kann; im Hotel ist zu viel Betrieb, außerdem muss sie nach Daressalaam. Aber sie freut sich, dass ich in den Ferien nach Hause komme. Fuck.
    »Kommst du heute Abend zur Fete, Samantha?«, fragt mich Baltazar am Freitag vor dem Speisesaal. Er ist zwei Klassen über mir. Guter Sportler. Er greift nach meiner Hand. »Ich würde gern mit dir tanzen.« Blauschwarz, sehnig. Ich sehe, dass Stefano bei Truddi steht und versucht, sich interessant zu machen. Dennoch behält er mich ständig im Auge. Ich schenke Baltazar ein Lächeln.
    »Ja, klar.«
    Baltazar muss zum Fußballtraining. Stefano geht an mir und Tazim vorbei.
    »Na, spielst du jetzt die Matratze für die Eingeborenen«, lässt er nebenbei fallen.
    »Sie hat keinen Arsch, Stefano«, gebe ich zurück.
    »Wen meinst du?«, fragt Tazim.
    »Truddi.« Tazim schüttelt den Kopf über mich. Wir verabreden, dass ich mir heute Abend Tazims gelbes T-Shirt leihe, dann fährt sie in die Stadt, um mit ihrem Priester zu reden und zu beichten. Ich sollte Katholik werden; Tazim muss nur erzählen, was sie angestellt hat, dann das Ave Maria beten, und alles ist wieder in Ordnung. Aber in Wahrheit stellt sie nie irgendetwas an. »Was hast du denn gemacht?«, frage ich sie.
    »Es sind meine Gedanken. Ich habe hässliche Gedanken.«
    »Ist das alles?«
    »Und Pläne. Ich habe auch hässliche Pläne.«
    »Mit Salomon?«
    Sie verzieht den Mund zu einem kleinen Lächeln und geht. Ich kann Panos nicht finden, also hole ich meine Zigaretten, die ich mit Klebeband unter Truddis Bett befestigt habe – manchmal finden Zimmerkontrollen statt. Dann schlendere ich über den Fußballplatz

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