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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Glaubwürdigkeitsstatus ausgestattetes Mitglied des Smartmobs einen Vorschlag machte.
    »Bestimmt ist es keine randomisierte Veränderung. Ich wette, es handelt sich um einen bei der Reederei üblichen Wartungscode. Hier, versuch es damit.«
    Das Koaleszenzlevel schwankte nur ein wenig, was darauf hindeutete, dass der Smartmob diesem speziellen Mitglied vertraute. Tor drückte erneut die Tasten und gab den neuen Code ein.
    »Was ist mit dem EZIF-Antrag?«, fragte sie. »Ihr habt gesagt, es würde nur einige Minuten dauern. Vielleicht sollten wir warten …«
    Die Antwort bestand aus einem leisen Klicken, als sich die Luke öffnete. Dahinter kam eine schmale, röhrenförmige Leiter zum Vorschein.
    »Hinauf.«
    Es lag kein Zögern in der Mobstimme. Fünfhundertzwölf Bürger wollten, dass sie sich auf den Weg nach oben machte. Fünfhundertsechzehn …
    Tor schluckte und kam der Aufforderung nach.
    Die Treppe offenbarte eine Wahrheit, die den meisten Passagieren verborgen blieb, während sie in gepolsterten Sesseln saßen und aus den Panoramafenstern blickten. Die Physik – insbesondere die Gravitation – hatte sich in dem Jahrhundert, das die erste große Zeppelin-Ära von dieser trennte, kaum geändert. Die Konstrukteure mussten noch immer darauf achten, dass beim Bau möglichst leichte Materialien verwendet wurden.
    Tor trat von spindeldürren Sprossen aufs Frachtdeck und fand sich in einem Durcheinander aus spinnenartigen Netzen wieder – Wände und Raumteiler gab es hier nicht. Ihre Füße hinterließen kleine Mulden in einem schaumigen Geflecht, das zum größten Teil aus Luft zu bestehen schien. Gepäckstücke – alle in Nashville vor dem Abflug gewogen – formten Bündel, die eine gewisse Ähnlichkeit mit monströsen Eiern aufwiesen und mit Luftgel-Schaum zusammengebunden waren. Wohin Tor den Blick auch richtete, sie sah kein Metall, nicht einmal Streben aus Aluminium oder Titan.
    »Soll ich das Gepäck überprüfen?«, fragte sie und langte in ihre Handtasche. »Ich habe einen Omnisniffer.«
    »Welches Modell?«, fragte die Stimme in ihrem Ohr, bevor sich ihr Ton mit abruptem Konsens veränderte. Etwas autoritärer sagte sie: »Spar dir die Mühe. Das Gepäck wurde gescannt, bevor es an Bord kam. Wir bezweifeln, dass etwas in die Spirit geschmuggelt werden konnte. Außerdem wird bestimmt ein Besatzungsmitglied mit einer Überprüfung beauftragt, wenn die Alarmstufe steigt.
    Aber es hat sich etwas anderes ergeben. Ein Gerücht deutet auf eine Gefahr weiter oben hin. Wir setzen darauf.«
    »Weiter oben?«, wiederholte Tor. »Aber dort gibt es nichts mehr, außer …«
    Sie unterbrach sich, als ihr die Brille eine grafische Darstellung zeigte. Darin war eine weitere Leiter erkennbar, bestehend aus seilartigen Fasern.
    Pfeile leuchteten in VR-Gelb auf und wiesen den Weg.
    »Wir haben endlich teilweisen Zugriff auf die Funktionsparameter der Spirit bekommen. Und ja, etwas Seltsames geht vor.
    Es wird an Bord mitgeführtes Wasser für die Produktion von Auftriebsgas verwendet, und zwar ungewöhnlich viel.«
    »Ist das gefährlich?«, fragte Tor.
    »Das sollte es eigentlich nicht sein. Aber vielleicht finden wir bald mehr heraus, wenn du dich beeilst.«
    Tor seufzte und trat vorsichtig über den schwammigen Boden. Bisher hatte sie noch kein Besatzungsmitglied gesehen. Vermutlich war die Mannschaft ebenfalls damit beschäftigt, Gerüchten nachzugehen, aber anderen, von den Prioritäts-Subroutinen der Reederei ausgewählt. Jedenfalls, ein moderner gezogener Zepp war größtenteils automatisch, brauchte weder einen Piloten noch einen Chefingenieur oder Navigator. Vor einem Jahrhundert hatte die Hindenburg vierzig Offiziere, Stewards und kräftige Arbeiter an Bord gehabt, nur um die komplexen Apparat in Betrieb zu halten und ebenso viele zahlende Passagiere von Europa nach Amerika zu bringen.
    Die Spirit of Chula Vista war doppelt so lang und beförderte fünfmal so viele Passagiere, um die sich nur ein Dutzend Besatzungsmitglieder kümmerte.
    Die Leute unter Tors Füßen rangen nun um die besten Plätze für einen Blick auf den Langley-Krater oder vielleicht den Friedhof von Arlington, während weiter vorn der standhafte Turm des Washington Monument in Sicht geriet, mit der Spitze aus Mondgestein. Hatte jemand von ihnen einen Alarm empfangen, vielleicht durch ein eigenes Netzwerk? Versammelten sich bereits Familien bei den Notrutschen? Tor überlegte kurz, ob es nicht besser wäre, wenn sie sich zu ihnen

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