Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Carolina wurden in diesem Monat außergewöhnlich viele Modellflugzeuge gekauft, was auf einen bevorstehenden Schwarmangriff hindeuten könnte, vergleichbar mit dem O’Hare-Zwischenfall …
    Es ist eine Methode entdeckt worden, mit der man Zeppeline in fliegende Bomben verwandeln kann …
    Unter den internationalen Würdenträgern, die nach Washington eingeladen wurden, um sich das Livingstone-Objekt anzusehen, befinden sich auch einige, die …
    Manchmal kann menschliche Paranoia schneller reagieren als ihre digitale Nachahmung. Tors altmodischer Kortex schaltete plötzlich auf volle Aufmerksamkeit, und erst fünf Sekunden später stellten Bernstein und Columbo die gleich e Verbindung her.
    Zeppeline … fliegende Bomben …
    Es klang unwahrscheinlich, nach ablenkendem Spam.
    Aber zufälligerweise befinde ich mich an Bord eines Zeppelins.
    Es war nicht nur eine Erkenntnis. Die Worte formulierten eine Botschaft. Mit subvokalem Murmeln und Zahnklicken schickte Tor sie weit hinaus. Nicht nur zu ihren bevorzugten Korrelations- und Korrespondentengruppen, sondern auch in mehrere Hundert Citizen Action Networks. Ihre knappe Mitteilung zog weite Bahnen durchs Weltnetz und wandte sich an alle CAN, die Interesse an den Zeppelin-Gerüchten hatten.
    »Hier spricht Tor Powlow, Ermittlungsreporterin für MediaCorp, Glaubwürdigkeits-Rating 752, an Bord des Passagierzeppelins Spirit of Chula Vista . Wir nähern uns der Verteidigungszone des D. C.-Beltway. Dadurch befinde ich mich vielleicht genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um ein Reffer-Gerücht zu überprüfen.
    Ich bitte um einen Smartmob. Gebt mir Infos!«
    Für die Desinformation, ein Übel mit alten Wurzeln, gab es neue, ultramoderne Arten des Lügens. Machoisten und andere Mistkerle pflanzten Schläfer-KIs an einer Million virtuellen Orten, darauf programmiert, zu einer bestimmten Zeit aktiv zu werden und das Netz mit autogenerierten »Glaub würdigkeiten« zu fluten, rein zufällig erzeugten Kombinationen aus Worten und Tonfall, den jüngsten Nachrichten entnommen und jede Variante dazu bestimmt, bei irgendjemandem Furcht zu wecken.
    Man wiederhole dies zehn Millionen Mal (was sich in den virtuellen Räumen leicht bewerkstelligen ließ), und man konnte sicher sein, den Nerv vieler Leute zu treffen.
    Bürger konnten sich zur Wehr setzen, Lügen mit Wahrheit bekämpfen. Komplexe Programme verglichen Augenzeugen-Berichte aus vielen Quellen, nach Glaubwürdigkeit gewichtet, und boten durchschnittlichen Leuten die Möglichkeit, Konsens-Realität zu erreichen und die Informationsschlacke auszusortieren. Aber das dauerte eine Weile, und während eines Notfalls spielte der Zeitfaktor eine große Rolle.
    Öffentliche Bekenntnisse waren schneller. Indem man Aufmerksamkeit auf die eigene Person lenkte und sagte: »Seht nur, ich bin hier, real und verantwortlich. Ich bin keine KI, also nehmt mich ernst.«
    Das erforderte natürlich einigen Mumm, insbesondere seit dem Furchtbartag. Wenn Gefahr drohte, schrie der alte Instinkt des Menschen: Duck dich, geh in Deckung! Fall nur nicht auf!
    Tor dachte etwa zwei Sekunden lang über diese natürliche Reaktion nach und rief dann auf allen Levels. Sie verzichtete auf Privatsphäre-Verschlüsselung und bestätigte ihre physische Präsenz an Bord der Spirit of Chula Vista mit Echtzeit-Biometrie und einem Dutzend Kamerabildern aus ihrer Kabine.
    »Ich bin hier«, murmelte sie atemlos allen Bürgern zu, deren Korrelations-KIs zuhörten.
    »Versammelt euch und gebt mir Infos. Sagt mir, was ich tun soll.«
    Der Aufruf eines Smartmobs war knifflig. Vielleicht waren die Leute von der Gerüchteflut zu abgelenkt, was bedeutet hätte, dass die Anzahl der Personen, die sich meldeten, keine kritische Masse erreichte. In dem Fall bekam man nur ein paar vereinzelte Kritiker, Kiebitze und Großmäuler, die eher Schaden anrichteten, anstatt zu helfen. Ein Mob, der gar kein richtiger Mob war, und auch nicht smart – seine kollektive Intelligenz sank mit jedem Neuzugang, anstatt zuzunehmen. Vor allem ging es um die Bildung einer Kerngruppe, einer Saatzelle, bestehend aus Online-Schlaumeiern, konstruktiven Spinnern und Korrelations-Junkies, die mit der neuesten Koaleszenz-Software bewaffnet, gescheit und ausgebufft genug waren, als Präfrontale zu fungieren, einen Smartmob zu koordinieren, ohne ihn zu dominieren. Ihre Aufgabe bestand darin, einen Fokus zu liefern, ohne die Kreativität des Gruppen-Ichs zu beeinträchtigen.
    »Wir erkennen dich, Tor

Weitere Kostenlose Bücher