Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
obsessiven, hektischen Aktivitäten, wenn sie einen nicht etwas Sinnvollem näher bringen?
    Vor einigen Tagen hatte er gehört, wie einer der Delfine in der einfa chen und doch ausdrucksstarken Klick-Sprache einen ähnlichen Gedanken formulierte.
    # Wenn du gut tauchen kannst – jag Fische!
    # Wenn du eine gute Stimme hast – sing!
    # Wenn du gut springen kannst – beiß die Sonne!
    Hacker wusste, dass er das nahe Ufer hinaufklettern, sich ein Handy leihen und Leute anrufen sollte: seine Partner und Broker, Mutter und Bruder, Freunde und Freundinnen.
    Er hätte ihnen mitteilen sollen, dass er noch lebte.
    Er hätte zu seinen Geschäften zurückkehren sollen.
    Stattdessen drehte er sich im Wasser, trat mit den Schwimmflossen und folgte seinen neuen Freunden zur Habitatkuppel.
    Vielleicht erfahre ich hier, was mit ihnen geschehen ist, dachte er.
    Und warum .

Disputation
    Warum haben wir den Planeten nicht übervölkert?
    Die Frage mag seltsam erscheinen, wenn man an die Flüchtlingsströme in Richtung bereits überfüllter Städte denkt, in denen jeden Tag neue Krankheiten entstehen. An Wälder, die gerodet werden, um kostbares Ackerland zu gewinnen, während Dürren frühere Felder in Wüsten verwandeln. Hunger lauert hinter jeder nächsten Ernte, und menschliche Ausscheidungen sind der Masse nach das größte Produkt der Weltwirtschaft geworden. Man kann verstehen, warum einige neun Milliarden Menschen für einen Fluch halten, der die Erde bis auf die Knochen verschlingt.
    Doch es hätte schlimmer kommen können. Vor einer Generation haben Wissenschaftler für unsere Zeit eine Weltbevölkerung von vierzehn bis fünfzehn Milliarden Menschen vorausgesagt, und einen weiteren Anstieg hin zu dem, was Malthus als großes Sterben prophezeite. Das passiert mit jeder Spezies, die sich über die Kapazitäten ihres Lebensraums hinaus vermehrt.
    Das Problem ist: Ein »großes Sterben« senkt unsere Bevölkerungszahl nicht einfach auf ein erträgliches Niveau. Menschen treten nicht still und leise ab. Wir neigen dazu, uns an anderen festzukrallen und sie mitzunehmen. Weil wir ihnen die Schuld geben, oder weil wir Gesellschaft haben möchten. Wenn wir an die heute zur Verfügung stehenden Instrumente schneller Vernichtung denken, können wir davon ausgehen, dass ein solches Ereignis alle beträfe. Was für ein Glück, dass sich die Kurve des Bevölkerungswachstums abgeflacht hat, nicht wahr? Dass sie vielleicht so flach geworden ist, damit wir uns an der vorhergesagten Katastrophe vorbeiquetschen können. Was natürlich bedeuten würde, dass es zumindest eine Zeit lang mehr Alte als Junge geben wird, aber niemand hat ein Überleben ohne Konsequenzen versprochen.
    Wie konnte es dazu kommen? Wie sind wir, wenn auch knapp, der Malthus’schen Falle entgangen? Einige sehen den Grund in der Fähigkeit des Menschen, beim Sex den Spaß von der Fortpflanzung zu trennen.
    Tiere spüren den zwanghaften Drang, sich zu paaren und Gene auszutauschen. Manche zeugen viele Nachkommen, andere kümmern sich sehr aufmerksam um einige wenige. Aber Tiere, die diesen Zyklus beenden und gesund genug sind, kehren oft zum zentralen Element zurück – Sex – und beginnen noch einmal von vorn. Die Macht dieses Triebs wurzelt in einer einfachen Tatsache: Wer seinem Drängen nachgab, hatte mehr Nachkommen.
    Natürlich galt das auch für uns – bis wir die Möglichkeit der Geburtenkontrolle bekamen.
    Dadurch konnte der Fortpflanzungstrieb plötzlich befriedigt werden, ohne Nachkommen zu zeugen, mit erstaunlichen Konsequenzen. Überall dort, wo Frauen mit Wohlstand und Rechten gesegnet waren, entschieden die meisten von ihnen, die Anzahl der Schwangerschaften zu begrenzen und sich darauf zu konzentrieren, einige privilegierte Kinder großzuziehen, statt einer maximal möglichen Anzahl. Wir wurden zu einer Nicht-Malthus’schen-Spezies , dazu imstande, unser Bevölkerungswachstum selbst zu bestimmen.
    Pech nur, dass es nicht von Dauer sein kann. Es gibt heute Menschen mit vielen Nachkommen. Es sind meistens nicht die Reichen, oder jene, die über genug Nahrungsmittel verfügen oder einfach nur oft Sex haben. Es sind Menschen, die viele Kinder haben, weil sie es so wollen . Welcher innere Drang auch immer hinter dieser Entscheidung steckt, er wird an die Kinder weitergegeben, und an deren Kinder. Nach einer Weile wird er zu einem messbaren Anstieg der Bevölkerungszahl führen.
    Es ist Evolution in Aktion. Mit der Zeit verschiebt der Fortpflanzungstrieb

Weitere Kostenlose Bücher