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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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seinen Fokus vom Wunsch nach Sex zur genetisch verankerten eisernen Entschlossenheit, mehr Kinder zu haben …
    … und dann sind wir doch wieder eine Malthus’sche Spezies, wie die Splits im Roman Der Splitter im Auge Gottes , unaufhaltsam. Nicht dazu imstande, Nein zu sagen. Ein Schicksal, das vielleicht auch viele andere Spezies im Kosmos betrifft.
    Bevor das mit uns passiert, sollten wir besser erwachsen werden.
    Aus: Erläuterungen zur Bewegung
von Thormace Anubis-Fejel

Weg damit 33
    Als er sich im luxuriösen Gästeschlafzimmer für das Abendessen umzog, weckte ein Objekt Hamish Brookemans Aufmerksamkeit: ein modernisierter Nachttopf.
    Nicht der Kleiderschrank aus dem Zweiten Kaiserreich oder die Sforza-Kommode, auch nicht der Läufer aus der Raj-Epoche Belutschistans. (Er musste das Weltnetz konsultieren, um ihn zu identifizieren, während Wriggles in seinem Ohr eine Beschreibung flüsterte.) Hamish hatte einen guten Blick fürs Detail – den brauchte er auch, wenn er sich in Kreisen wie diesen bewegte. Die Megareichen hatten in letzter Zeit eine gewisse wertende Haltung entwickelt. Sie erwarteten von einem, dass man über solche Dinge Bescheid wusste, damit man alles verstand.
    Hamish war ein reicher Mann – reich genug, um dem Ersten Stand anzugehören, wenn er nicht bereits eine lebende Legende der Künste gewesen wäre. Und doch … Dieses Zimmer enthielt nichts, das er sich hätte leisten können. Nicht ein einziges Objekt.
    Und ich bin alles andere als der wichtigste Gast bei dieser Versammlung hier in den Alpen. Wer weiß, welche Art von Unterkunft Tenskwatawa bekommt, oder seine Assis tenten, oder die Aristokraten, die von Schanghai, Rangun, Moskau oder Mumbai hierher gekommen sind.
    Natürlich gab es für Hamish auch noch einen anderen Grund, einen fast hungrigen Blick über alles in Sichtweite streichen zu lassen. Er hatte immer die Frage im Hinterkopf: Kann ich dies für einen Roman benutzen?
    Selbst als das Geschichtenerzählen aufhörte, das zu sein, was es drei Jahrhunderte lang gewesen war, das einsame Handwerk eines Autors, als es sich in die hybride Anstrengung eines Multimedia-Teams verwandelte, mit Blinzelklick-Links, für deren Bereitstellung eine ganze Mitarbeitergruppe zuständig war … Hamish hatte dennoch die Angewohnheit, sich dabei allein zu sehen und sich die Erzählung in Form von Sätzen und Abschnitten vorzustellen, mit Interpunktion und allem.
    Der Teetisch aus der Heian-Zeit wäre drei Sätze wert, denn er verrät etwas über den Charakter seines Besitzers.
    Oder …
    Ich könnte zwei Seiten über das Renaissance-Himmelbett schreiben, mit den Schlangen, die sich heimtückisch oder vielleicht aufreizend oder biblisch zwischen den Ranken winden. Ich könnte es Teil des Plots werden lassen, als unheilvolles Seelen-Reliquiar … oder als einen Hightech-Apparat zur Verlängerung des Lebens … oder als getarnten Scanner, der die Gedanken der Gäste lesen soll, während sie schlafen.
    Jedes dieser Szenarien betraf das Thema »Die Wissenschaft geht auf unvorhergesehene Weise schrecklich schief«. Es gab immer mehr mögliche Geschichten über die Strafen für die technologische Hybris der Menschen, als selbst er schreiben konnte.
    Aber nein, der Gegenstand, den er am Fußende des Bettes entdeckt hatte, unter der Tagesdecke aus Damast, war von besonderem Interesse. Der Nachttopf war im georgianischen Stil geschmückt und entweder eine exzellente Reproduktion (womit er eigentlich nicht in diese Umgebung mit all den Originalen passte) oder tatsächlich echt, aus dem achtzehnten Jahrhundert: ein später Whieldon oder ein früher Josiah Wedgwood. Aber er schien auch dazu bestimmt zu sein, tatsächlich benutzt zu werden. Der moderne, herme tisch dichte Deckel wies darauf hin, zusammen mit dem sanften grünen Nachtlicht, das verhindern sollte, dass man im Dunkeln darüberstolperte. Wenn er den Topf öffnete, würde er drinnen zweifellos ein weiteres Licht finden, um das nächtliche Zielen zu erleichtern.
    Schließlich sollen die Gäste nicht auf den Läufer pinkeln. Aber warum sie nicht einfach aufs Klo gehen lassen?
    Fünfzehn Schritte führten Hamish durch eine verzierte Tür ins private Bad mit Fußbodenheizung und einer Dusche mit sieben Düsen. Nanofaser- Handtücher warteten auf Gelegenheit, ihm die Poren zu massieren und dabei gleichzeitig Feuchtigkeitscreme und teure Körperlotionen aufzutragen. Das Bad war ebenso luxuriös wie das Schlafzimmer, und modern, aber …
    Na so was.

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