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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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in Richtung Liebe entwickelt.
    In Richtung. Aber kam sie auch dort an?, fragte sich Hamish. Und wenn ja … Warum konnte sie nicht dort bleiben?
    Sushmeetas Vortrag war ziemlich gut. Mit zahlreichen historischen Beispielen erläuterte sie, wie eine oligarchische Herrschaft stabiler und besser werden und länger überdauern konnte, indem sie sich mit Meritokratie vereinte.
    Diesen Teil mochten die Intellektuellen natürlich. Das überraschte Hamish nicht. Sushmeeta bekam anerkennenden Applaus für ihre Ausführungen, verließ das Podium und nahm in der zweiten Reihe Platz. Hamish beob achtete das Geschehen von weiter hinten, was ihm Gelegenheit gab, die Beine auszustrecken.
    Na ja. Vielleicht beim Mittagessen …
    Möglicherweise von größerem Interesse für den Ersten Stand waren Re ferate über »Beeinflussung der öffentlichen Meinung mithilfe allgegenwärtiger subliminaler Botschaften« und »Einsatz von Persönlichkeits-Tomografie für die Loyalitätsüberprüfung von Bediensteten«.
    Eine Diskussionsrunde über Gesetze für geistiges Eigentum suchte nach Gemeinsamkeiten zwischen Patriziern, die Patente und Copyrights für eine profitable Rendite hielten, und den Abkehrern, die in der Lizenzierung von Ideen ein geeignetes Werkzeug zur Kontrolle des »Fortschritts« sahen. Die Berater beider Gruppen kamen überein, ein Gesetz anzustreben, dass Copyright-Befristungen unmöglich machen sollte – das Ziel bestand darin, geistiges Eigentum ohne Zeitlimit zu schützen.
    Ein zusätzlicher Pluspunkt: Vielleicht brachte dies einige Sci-Tech-Typen dazu, sich dem Bündnis anzuschließen.
    Hamish stellte fest, dass manche Referenten recht nervös wirkten, vielleicht aufgrund der speziellen Eierkopf-Drogen, die sie kifften, spritzten, einwarfen oder über Pflaster durch die Haut aufnahmen. Draußen in der Welt mochten sie diskret sein, aber hier unter Ihresgleichen sprachen sie offen über die neuesten bewusstseinsbeschleunigenden Substanzen. Wirkten sie deshalb so aufgedreht? Oder lag es vielleicht daran, dass es hier, bei dieser geschlossenen, geheimen Konferenz, keinen Zugang zum Weltnetz gab?
    Kaum zu glauben, dass die Leute vor hundert Jahren ernsthaft über Technokratie sprachen, über eine Regierungsform mit Top-Wissenschaftlern und intellektuellen Eliten an der Spitze.
    Die Menschen in diesem Raum waren natürlich nicht »top«. Die mäch tigsten Mitglieder des Fünften Standes wahrten Distanz zu den Superreichen und insbesondere zu Tenskwatawas Bewegung. Dennoch, allein die Vorstellung von einer Technokratie ging Hamish gehörig gegen den Strich. Jetzt war so etwas überhaupt nicht mehr möglich. Ironischerweise dank der Methoden, die diese Experten für ihre Auftraggeber vom Ersten Stand entwickelten.
    Hamish hörte zu und machte sich gedankliche Notizen, nicht nur für die Bewegung, sondern auch für sich selbst, als Ideengrundlage für zukünftige Storys – zwei Ziele, die ihn auf angenehme Weise in entgegen gesetzte Richtungen zogen. Zwar war er den genannten Vorschlägen im realen Leben durchaus zugänglich (immerhin sollten sie die Welt retten), aber etwas in ihm fand großen Gefallen daran, sie als Teil von Schurkenplänen in zukünftige Romane einzubauen. »Subliminale Botschaften« und »Persönlichkeits-Tomografie« waren Euphemismen für Gedankenkontrolle, ein dunkles Thema, auf das er in Romanen, Filmen und Spielen wie Triumph der Kraft eingegangen war.
    Und? Einige dieser Sachen waren einfach zu cool, um sie nicht in der nächsten techkritischen Geschichte zu verwenden. Neue Instrumente der Manipulation, missbraucht von einer feindlichen Verschwörung, einem Geheimdienst oder einer Gruppe von Öko-Spinnern. Natürlich nicht von Verbündeten des Propheten. So wollte es die Kunst des Romanschreibens. Man nehme eine autoritäre Figur als fast allmächtigen Bösewicht – abhängig von den eigenen Vorlieben oder Abneigungen. Andererseits, das Antiautoritäre zählte seit der Erfindung von Hollywood zu den gängigen Themen.
    Hamishs Hand schmerzte, weil er die ganze Zeit Ideen auf den geneh migten Notizblock gekritzelt hatte. Wenn ich doch nur einen Recorder oder etwas i n der Art benutzen könnte.
    Aber das war leider nicht möglich. Irgendwelche hochmodernen elektro nischen Störsysteme legten sogar den digitalen Assistenten in seinem Ohrring lahm. Nun, dies sind gefährliche Themen. Gerüchte oder Hörensagen waren harmlos. Es spielte keine Rolle, ob Millionen Schreckliches in Hinsicht auf Bewegung oder

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