Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
Blickfeld, blinkte auf eine nicht bedrohlich wirkende Weise und lockte ihn in den Flur auf der linken Seite.
    Manche Menschen verbringen ihr ganzes Leben mit diesem Kram, mit virtuellen Layern und »gemischter Realität«. Sie behaupten, dadurch mehr erreichen und mehr erfahren zu können. Aber ich bin ohne zurechtgekommen. Zeigt mir jemanden, der in der Milliarden-Layer-Welt lebt und es zu mehr gebracht hat als ich!
    Doch die Sache machte ihn auch nachdenklich. Wie kommunizierte die kleine KIntaktlinse mit den Leuten, von denen die Stimme kam, ohne dass die Sicherheitsüberwachung in der Villa etwas bemerkte?
    Könnte die Linse genug KI haben, um sich mir von ganz allein mitzuteilen?
    Er beschloss einen kleinen Test. Als er die Herrentoilette erreichte, trat er zur Seite und durch die Tür. Wenn es eine externe Kontrolle für die Linse gab, so wurde sie von all den Rohrleitungen in den Wänden vielleicht mattgesetzt, insbesondere dann, wenn der Kontrolleur einen schwachen, heimlichen Richtstrahl verwendete.
    Gute Idee , kommentierten neue Buchstaben. Besser die Blase leeren. Vielleicht werden Sie für eine Weile in Anspruch genommen.
    So etwas wie altmodischer Anstand war ein weiterer Grund dafür, die KIntaktlinsen zu meiden. Hamish achtete darauf, beim Pinkeln nicht den Blick nach unten zu richten, für den Fall, dass andere zusahen. Stattdessen las er das Hinweisschild des Urinals: ein weiteres erstklassiges Produkt von Life-Liner, Ltd. Es versprach die Rückgewinnung von 93 Prozent des Phosphors und 85 Prozent des Wassers bei jeder Spülung. Hamish schnitt eine reumütige Grimasse. In Phosvorstadt? kam dieser Firma, mit leicht abgeändertem Namen, die Rolle des Oberschurken zu. Sie war Teil der weltweiten Verschwörung des Merde-Monopols gewesen, das mit einer vorgetäuschten Krise Geld gescheffelt hatte. Na ja.
    Hamish senkte den Blick weit genug, um seinen Strahl auf das Firmenlogo über dem Abfluss zu richten. Anschließend zog er den Reißverschluss hoch, wusch sich die Hände und verließ die Toilette. Im Flur schien der blinkende gelbe Punkt an der gleichen Stelle wie zuvor auf ihn zu warten.
    »ALLONS-Y, ALONZO« , murmelte er für den Fall, dass die Linse Subvokalisierungen in der Kehle empfangen konnte. Er bekam keine Antwort und folgte dem Punkt durch den Flur, eine breite Treppe hoch, durch einen weiteren Korridor, ein Vestibül und dann in eine der großen Museumsbiblio theken des Glaucus-Worthington-Anwesens. Dort ragten die Bücherregale zwei Stockwerke nach oben, bis zu einer Decke aus gehauenem Stein.
    Donnerwetter. Ich könnte eine ganze Woche hier drin verbringen.
    Hamish rechnete halb damit, dass die Linse mit eingeblendeten Überschriften auf all die Wunder in diesem Raum hinwies. Bedauerlicherweise war das nicht der Fall. Dennoch, er erkannte eine Gutenberg-Bibel in einer Vitrine und eine illustrierte lateinische Übersetzung von Galen, die frühe Guitner-Ausgabe. Andere Wunder blieben geheimnisvoll. Im Gegensatz zu öffentlichen Museen trugen sie keine Realitätslevel-Etiketten aus Papier oder Plastik. Vermutlich sollte man diese Schätze nur in Begleitung eines prahlenden Familienmitglieds bestaunen.
    Leider konnte er nicht an diesem Ort verweilen, denn sein blinkender Wegweiser schwebte durch einen Gang zwischen den hohen Regalen und verharrte am Ende, bei einer der Rollleitern, mit denen man die Bücher weiter oben erreichen konnte. Als Hamish sich näherte, schwoll der Punkt an und flog wie ein losgelassener Ballon nach oben.
    Hamish zögerte. Die Stufen der Rollleiter wirkten zu klein und zu schmal für seine großen Füße. Doch nach einigen Sekunden zuckte er die Schultern und kletterte mutig nach oben. Um ehrlich zu sein, er vergnügte sich prächtig.
    Oben angelangt drehte er sich und wartete, bis der Wegweiser zu ihm aufschloss, um ihm erneut die Richtung zu weisen. Er wich sogar ein wenig zur Seite und verhielt sich so, als handelte es sich um ein tatsächlich existierendes Objekt und nicht um eine von der Linse in seinem linken Auge geschaffene Illusion. Da er nur eine KIntaktlinse trug, blieb der Punkt – beziehungsweise der Ballon – zweidimensional und ohne stereoskopische Sicht nicht exakt zu lokalisieren. Hamish folgte ihm über den Laufsteg zu einer kleinen Nische mit staubigen Bänden, viele von ihnen mehr wert als sein ganzes Haus.
    Der Ballon verwandelte sich in die Darstellung einer schwebenden menschlichen Hand, die einen weißen Handschuh trug, auf Zaubererart

Weitere Kostenlose Bücher