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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Humanoide wurde ernst, fast grimmig.
    Einige Emissäre sind wegen ihrer Standpunkte oder ihrer Ursprungsspezies problematisch. Und ja, manche Entsender waren unsympathisch. Andere Sonden-Botschafter kamen vielleicht von der Familie, die ihr hier seht. Doch wegen temporaler Faktoren können sie weniger vertrauenswürdig sein.
    Diesmal beschränkte sich Emily nicht auf wortlose Blicke.
    »Na so was. Er spricht von Dokument-Versionskontrolle ! Er möchte nicht, dass uns eine obsolete Variante kontaminiert.«
    »Nun …«, murmelte Ben Flannery und wirkte verwirrt. »Diese Leute … diese speziellen Besucher … Sie sind gerade eingetroffen, nachdem sie in der Nähe der Erde gewartet haben, wo Gerald ihre Kapsel fand. Bedeutet das, sie sind …« Der Anthropologe suchte nach geeigneten Worten. »… jüngeren Datums und damit glaubwürdiger als die Artefakte, die vielleicht früher auf die Erde gefallen sind? Glauben sie vielleicht …«
    Der blonde Hawaiianer sprach nicht weiter.
    Gerald betrachtete das eiförmige Objekt. Die Worte der anderen Mitglieder des Kontaktteams schienen die Außerirdischen nicht zu erreichen; es gab also nichts gegen eine offene Diskussion einzuwenden. Dennoch, diese Sache geriet immer mehr außer Kontrolle.
    Er beugte sich näher zum Artefakt und sprach ein wenig lauter, als nötig gewesen wäre.
    »Bitte erklärt das. Drohen mögliche Gefahren bei einem Kontakt mit den anderen, die ihr meint? Gibt es dort draußen im Weltraum einen Krieg zwischen rivalisierenden interstellaren Völkern und Zivilisationen?«
    Der dicke Humanoide schnitt eine Grimasse, auf eine Weise, die Gerald nicht interpretieren wollte. Vielleicht versetzte sie eine spätere Korrelationsanalyse in die Lage, die Bedeutung von Gesichtsausdrücken zu erkennen.
    Krieg? Meint ihr vernichtenden Kampf? Gegenseitige Verursachung von organischem Tod und physischer Zerstörung? Eine Spezies oder ein Volk, das quer durch den interstellaren Raum einander bekämpft oder Schaden zufügt? Nein. Es gibt keinen Krieg. Über die Entfernungen zwischen den Sternen hinweg kann es keinen Krieg geben. Es hat ihn nie gegeben, und es wird ihn nie geben.
    Diese Worte bewirkten ein allgemeines erleichtertes Seufzen. Natürlich, das war eine sehr wichtige, sogar epochale Nachricht.
    Doch Gerald war ein wenig enttäuscht. Gute Nachrichten schienen immer von etwas begleitet zu werden, das Missklänge und Sorge brachte. In ihm verdichtete sich das unangenehme Gefühl, dass die Dinge nicht ganz so waren, wie sie zu sein schienen.
    Emily Tang schickte ihm eine beunruhigte Virt.
    Es gibt also keinen direkten Konflikt. Das ist eine Erleichterung. Aber es scheint eine ausgeprägte Rivalität auf einem gewissen Niveau zu geben. Offenbar haben fremde Zivilisationen recht häufig Botschaftersonden ausgeschickt, in der Hoffnung, dass es ihre Sonden sind und keine anderen, die den Erstkontakt mit uns Neuen herstellen.
    Akana gab einen kurzen Sicherheitsbericht weiter. Ermittlungsgruppen von EU, AU, UN, US, Großchina, dem Kalifat und zahlreichen Konsortien gingen allen glaubwürdigen Meldungen von seltsamen glühenden Steinen nach. Es gab jede Menge Hypothesen, aber im Weltnetz wuchs der Konsens, dass diese Objekte – beziehungsweise einige von ihnen, jene, die keine Fälschungen waren – ebenfalls Artefakte aus dem All sein konnten, vielleicht Bruchstücke von Objekten, die beim Sturz auf die Erde zerbrochen waren.
    Gerald erinnerte sich an die Worte des Ältesten Überlebenden Mitglieds und begriff: Die »anderen« bekamen tatsächlich Aufmerksamkeit.
    Dr. Tshombe klagte:
    Aber warum jetzt plötzlich? In all den Jahrtausenden sind die anderen Sonden nie so auffällig gewesen. Nicht bis zu diesem Moment! Es ist ein unglaublicher Zufall.
    Gerald sah zu Emily und dann Akana. Beide kannten die Antwort, und die begann sich auch in den Virts des Beratergremiums zu zeigen.
    Irgendwie haben all die anderen »Himmelssteine«, obzwar beschädigt oder seit Urzeiten verloren, von diesem Artefakt erfahren. Und sie wissen, dass es verdammt viel Aufmerksamkeit von der Menschheit bekommt.
    Und sie wünschen sich sehr …
    … ebenfalls gehört zu werden?
    Oder statt dieses Steins?
    Gerald war versucht, diesem Gedanken zu folgen und sich zu fragen, warum Außerirdische so deutliche Anzeichen eines einfachen menschlichen Gefühls zeigen sollten …
    … Neid und Eifersucht …
    Aber er hatte auch eine Aufgabe zu erfüllen. Er musste das Gespräch mit dem Ältesten

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