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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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    Lauter Magen hatte das Spiel schon halb vergessen. Ein dummer Zeitvertreib. Ein Vermächtnis aus der Zeit, als Menschen in der Kuppel gewesen waren und die Dinge auf unterschiedliche Art und Weise interessant gemacht hatten, mit blinkenden Lichtern und seltsamen Empfindungen. Immer hatten sie viel Wirbel um die schwangeren Weibchen gemacht oder die Männchen um Spermaproben gebeten. Bessere Zeiten.
    Und jetzt?
    Eine Zeit lang hatte die Gruppe einen zahmen eigenen Menschen gehabt, der Parasiten entfernte und beim Netz half; und man konnte über ihn scherzen. Allerdings hatten die Ältesten beschlossen, ihn zurückkehren zu lassen, um seiner Gesundheit willen.
    Lauter Magen trauerte.
    # Was ist mit MEINER Gesundheit?
    # Wer säubert meine Flossen und reinigt meine Wunden?
    # Wir hätten ihn behalten sollen. Er gehört uns!
    Sie tauchten beide auf, um zu atmen, und rochen in der feuchten, tropischen Luft Anzeichen eines Unwetters, vielleicht am kommenden Nachmittag. Ein Sturm erfrischte immer alles. Regen drückte den in der Nähe von Küsten besonders starken unangenehmen Geruch nach Metall, Plastik und menschlichen Fäkalien in die Tiefe.
    Lauter Magen hörte ein hungriges Knurren aus seinem Innern durchs Wasser vibrieren, eine Eigenschaft, die es ihm praktisch unmöglich machte, sich Beute heimlich zu nähern; er hatte sich darauf spezialisieren müssen, ein Treiber zu sein. Er wollte gerade mit dem Nörgeln fortfahren – damit vertrieben sich junge Männchen oft die Zeit, ohne dass echter Groll dahin tersteckte –, als er bemerkte, dass Dreiton mit kräftigen Schlägen der Schwanz flosse davonjagte. Zurück blieb ein Wirbel von Ich-habe-gerade-etwas- Interessantes-entdeckt-Luftblasen.
    Lauter Magen nahm mutig die Verfolgung auf, denn er war immer bereit, sich etwas Neues aus der Nähe anzusehen. Was konnte es sein? Während er seinem Freund hinterherschwamm, konzentrierte er sich auf die Geräusche im Meer, indem er den Kopf von einer Seite zur anderen neigte. Auf diese Weise versuchte er herauszufinden, was Dreiton veranlasst hatte, so eilig nach Norden zu schwimmen.
    Wie üblich gab es viele störende Geräusche, zum Beispiel die Brandung an einer nahen Küste und Wellen, die an ein weiter entferntes Riff klatschten. Es mangelte auch nicht an den lästigen Motorgeräuschen der Menschen, die Lauter Magen und seine Artgenossen praktisch immer ertragen mussten, Tag und Nacht. Eines dieser Geräusche näherte sich schnell und wollte vielleicht zum Habitat.
    Was vermutlich bedeutete, dass die Gruppe den Menschen verlieren würde. Na ja. Doch was Dreiton angelockt hatte, schien nichts damit zu tun zu haben.
    Ging es vielleicht um Nahrung? Oder um Gefahr? Lauter Magen untersuchte kurz die üblichen Fischfrequenzen und hörte dicht gepackte Schwärme, die sich wie Zyklone drehten, umgeben von Jägern, die immer wieder in sie hineinstießen und zuschnappten. Sein Hunger wurde stärker, fast in einem synkopierten Rhythmus … Aber nein, all diese Frequenzen enthielten nichts, das Dreitons Aufregung erklärte.
    Lauter Magen schlug mit seiner Schwanzflosse und gab sich alle Mühe, zu seinem Freund aufzuschließen, suchte dabei nach tieferen, komplexeren Schichten von strukturierten Geräuschen. Nach Schichten, von denen ältere Delfine erzählten, von denen sie regelrecht besessen waren. Nach leisen, zögerlichen, zaghaften Geräuschen, die in Träumen wisperten. In diesen Schichten hörte man oft die großen Wale miteinander sprechen, hörte ihr Stöhnen, ihre Rufe und Gesänge, die durch ganze Ozeanbecken hallten. Manchmal ging es natürlich um Nahrung und Paarung, aber in anderen Fällen wurde der langsame Tratsch des Meeres weitergegeben.
    Und tiefer noch, eingebettet ins knarrende Knurren der Erde und der Beben tief in ihrem Innern … Dort hörte man das zwitschernde Raunen und Knistern der Krabben und Krebse, die überall kletterten und krochen und Ungewöhnliches oft als Erste bemerkten – sie verursachten ein dumpfes Hintergrundflüstern. Ein vages, klickendes Plappern, das direkt aus dem allgegenwärtigen Schlamm zu kommen schien.
    Und dort hörte es Lauter Magen schließlich ebenfalls. Ein neues Muster, zitternd und schwach vor Überraschung.
    # … Sternenlicht … nach oben strömend …
    # … sehr sonderbar …
    So interpretierte Lauter Magen die kratzenden, kribbelnden Geräusche. Schließlich holte er Dreiton ein, passte sich seinem Schwimmrhythmus an, schlug mit der

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