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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Unsterblichkeitssache zu konzentrieren. Dadurch haben wir Gelegenheit, mehr in Erfahrung zu bringen, bevor es mit der allgemeinen Hysterie richtig losgeht.«
    Der Anthropologe wirkte erleichtert. »Danke. Das weiß ich sehr zu schät zen, Gerald. Trotzdem möchte ich mein schlechtes Benehmen wiedergutmachen. Deshalb habe ich ein wenig mit Modellen gearbeitet und etwas entwickelt, das Sie vielleicht interessant finden.«
    Ben öffnete die Hand. Sie war leer, aber Gerald ließ seine KIware dorthin folgen, wohin Flannerys Geste deutete. Bilder kamen aus der persönlichen Virt-Wolke des Anthropologen, und dort, mitten in der Luft, entstand eine glitzernde Darstellung der Milchstraße.
    Anweisungen von Bens Fingern folgend dehnte sich die Galaxis aus, und der Zoom richtete sich auf einen Spiralarm, holte ihn näher heran, bis ein eingeblendeter Zähler darauf hinwies, dass das Bild nur noch hunderttausend Sterne zeigte. Ben erläuterte, dass alle Riesen-, Zwerg- und Doppelsterne ausgeblendet waren; es blieben nur jene Systeme, die Leben beherbergen konnten.
    »Stellen Sie sich vor, dass drei oder mehr interstellare Kulturen miteinander wetteifern, während sie sich in den Sternenräumen ausbreiten«, sagte Ben. »Bei einer physischen Ausbreitung, bei der Gründung von Kolonien, käme es bald zu einem Wettstreit um die besten Planeten und Ressourcen. Interstellare Reiche mit Grenzen, Kampfflotten, neutralen Zonen und all den Klischees, wie wir sie aus der alten Science Fiction kennen, würden entstehen.«
    Die Sternenlandschaft vor Gerald zeigte drei unterschiedliche Farben: Rot, Grün und Gelb. Die betreffenden Bereiche begannen als kleine, vonein ander isolierte Flecken, die sich aber schnell ausdehnten und unweigerlich aufeinandertrafen. Anschließend wuchsen sie zur Seite, als jede Farbe versuchte, an der anderen vorbeizugelangen. Reibungen an den Grenzflächen schufen Funken und Hitze.
    »Bei einer Entwicklung der Dinge auf diese Weise würden die Spannungen schnell zunehmen. Natürlich geht das Modell von klassischem Expansionismus und der Annahme aus, dass physische Bewegungen ohne größere Probleme möglich sind.
    Aber was, wenn die interstellare Raumfahrt sehr schwer zu realisieren ist?«, fuhr Flannery fort. »Dann gibt sich eine Spezies mit ihrer Heimatwelt und wenigen Kolonien zufrieden, vielleicht einigen Dutzend. Im großen Rahmen spielt das keine Rolle. Das Hauptziel in Hinsicht auf die Galaxis als Ganzes wären Erforschung und Kontakt. Freundliche und vorteilhafte kulturelle Beziehungen.
    Plus die Verbreitung von Werten.
    Wir wissen, dass Kulturen so etwas tun. Sie wollen nicht nur mit anderen Gesellschaften Kontakt aufnehmen, sondern sie auch beeinflussen, sie ändern und rekrutieren, so wie religiöse Proselyten versuchen, andere zu bekehren. Sie machen das allein deshalb, weil es manchmal funktioniert! Und wenn es funktioniert, wird das betreffende Ideensystem stärker und breitet sich aus.
    Angenommen, wir stellen einen Funkkontakt mit einem benachbarten Planeten her und stellen fest, dass die Bewohner nette Burschen sind, die aber leider Sklaverei praktizieren. Bestimmt würden wir versuchen, sie davon abzubringen. Wenn wir höher entwickelte Technik hätten, würden wir sie vielleicht als Druckmittel verwenden. Befreit die Sklaven, wenn ihr das Mittel gegen Warzen wollt. Können Sie mir so weit folgen?«
    Gerald nickte und nahm einen Bissen von seinem Sandwich, ohne etwas zu schmecken. Das Modell hatte seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Gut. Sehen wir uns an, was passiert, wenn wir wie zuvor drei hoch entwickelte Zivilisationen haben, die sich in einem Bereich mit vielen mögli chen Lebensinseln ausbreiten, wobei ein Teil dieses Lebens bereits intelligent ist.« Ben winkte und begann von vorn. »Aber diesmal findet die ›Aus breitung‹ mithilfe von freundlichen Kontaktsonden statt, die benachbarten Völkern geschickt werden und versuchen sollen, die Kontaktierten für das eigene kulturelle Netzwerk zu gewinnen.«
    Wieder entstanden bunte Flecken inmitten der Sterne, doch jetzt ent fernten sich Punkte von den Zivilisationskernen. Manchmal färbte ein Punkt, der von einer roten Sonne ausging, den Zielstern rot, was bedeutete, dass eine kulturelle Konversion stattgefunden hatte, und dann dauerte es nicht lange, bis der neue Teil der roten Kultur noch mehr rote Punkte ausschickte. Sie flogen an Sternen vorbei, die bereits gelb oder grün geworden waren, jenen Lichtern entgegen, die sich noch keiner

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